Easter Metal Meeting - Hanau
02.05.2003 | 11:5119.04.2003, Schweinehalle
1. ELVENPATH
2. CHATEAU
3. IRA TENAX
4. ACCU$ER
5. MAJESTY
6. WIZARD
Die 'Schweinehalle' in Hanau wird vom dem Trägerverein KUZ Pumpstation betrieben und wurde für das 'Easter Metal Meeting' von Martin Schulz, Sänger von IRA TENAX, angemietet. Welchen Zweck diese Halle ursprünglich einmal erfüllt hat, habe ich nicht exakt herausfinden können, aber die kreuz und quer unter der teilweise recht niedrigen Decke verlaufenden Stahlträger lassen vermuten, dass damit vielleicht wirklich einmal Schlachtvieh befördert wurde. Heute betritt man die Halle durch eine kleine Tür im abgeteilten vorderen Bereich, in dem sich die Bar (Bier und Softdrinks ab 2,00 €, Longdrinks um ca. 5,00 €), einige Sitzgelegenheiten sowie die Stände der Merchandiser befinden, direkt dahinter liegt der eigentliche Konzertbereich für ca. 500 Besucher.
Trotz der üblichen Hektik, die Organisation, Aufbau und Soundcheck von sechs Bands zwangsläufig mit sich bringen, wurde der Eingang pünktlich um 19.00 Uhr geöffnet und genauso pünktlich eröffneten um 19.30 Uhr ELVENPATH das EASTER METAL MEETING.
Zu diesem Zeitpunkt haben sich etwa 100 Leute in der Halle eingefunden und die Reaktionen auf die sofort unbekümmert und energisch loslegenden vier jungen Frankfurter waren durchweg positiv. Ihr kraftvoller und gitarrendominierter Power Metal orientiert sich einmal mehr an den bekannten Größen wie JUDAS PRIEST, IRON MAIDEN, BLING GUARDIAN und JAG PANZER, aber es gibt sicherlich schlechtere Vorbilder. Der mitgereiste Fanclub animierte dann auch noch eine Handvoll andere Besucher zum headbangen und das Vollgastempo der erst seit anderthalb Jahren zusammenspielenden Band war eine gelungene Eröffnung des Abends. Den Schlusspunkt setzten ELVENPATH dann nach knapp 25 Minuten mit dem hymnischen Midtempo-Stampfer 'Metalwar'. Auch wenn die Band selbst ihren Auftritt nicht unbedingt als einen der Glanzpunkte ihrer Bühnenkarriere bezeichnet hat, haben sie eine solide Leistung abgeliefert und nicht wenige Besucher angenehm überrascht. Weitere Daten und Downloads gibt es auf: http://www.elvenpath.com
Nach einem kurzen Umbau betraten dann CHATEAU aus Norddeutschland die Bühne und legten mit ihrem progressiv-melodischen Power Metal ebenfalls sofort mächtig los. Die im Gegensatz zu ELVENPATH etwas höhere Lautstärke wurde leider durch kleinere Einbussen beim Sound erkauft, Drums und Bass produzierten dann auch dementsprechend mächtig Druck, während Keyboard weitgehend und Gitarren doch des öfteren ein wenig dünn ankamen. Herausragendes Merkmal von CHATEAU war aber die bemerkenswerte Stimme von Sänger Eric Weise, die alleine der Band schon ein gewisses Alleinstellungsmerkmal verschafft. Die zumeist schnellen Songs bewegten sich kompositorisch und spieltechnisch alle auf hohem Niveau, besonders bei dem etwas langsameren 'Stay Strong' kam Erics Stimme jedoch wirklich zur Geltung. Mit dem hervorragenden Titelsong der am 10.06. erscheinenden CD 'Psychotic Symphony' hieß es dann nach sechs Songs und knappen 30 Minuten auch für CHATEAU die Bühne zu räumen. Trotz Soundeinbußen und der doch etwas statisch anmutenden Stage Performance wussten auch CHATEAU zu gefallen und jeder der von mir befragten Besucher hatte an dem Auftritt seinen Spaß. Daten, Downloads, Infos und CD auf der toll gestalteten Homepage unter: http://www.chateau-metal.de
Als dann um 21.00 Uhr die Lokalmatadoren IRA TENAX die Bühne betraten, hatten sich wohl um die 150 Leute in der Halle versammelt. Während der Behebung einiger kleinerer technischer Schwierigkeiten unterhielt der Sänger und Organisator des Abends, Martin Schulz, die Meute mit ein paar Geschichten und Sprüchen und nach einigen Minuten stieg die Band dann mit einem lapidaren und lautstark belachtem 'Dann fangen wir halt mal an' in einen coolen Set ein. Der schleppende und atmosphärische Death Metal der Hanauer wurde von dem gefühlvollen Gitarrespiel von Marcus Kiessling und dem abwechslungsreichen Gesang von Martin Schulz geprägt, der häufig zwischen aggressiven Growls und melodischen Clean Vocals pendelte. Auch wenn des öfteren mal das Gaspedal durchgetreten wurde, bestimmten eher getragene Songs den Auftritt und besonders das melancholische 'Agony' überzeugte völlig. Bei jedem Song zog es dann auch mehr Leute direkt vor die Bühne und als Martin dann dem Moshpit Gratiskopien des neuen Demos versprach, war der Pulk bei dem harten und aggressiveren 'Pure Power' dann auch nicht mehr zu halten. Mit 'Seven Seals' beschließen IRA TENAX nach etwa 45 Minuten ihren regulären Set, kamen aber den lautstarken Rufen nach einer Zugabe gerne nach und legten noch das gelungene und mächtige 'The Fall Of Lucifer' nach. Daten und Downloads unter: http://www.iratenax.de
Obwohl ACCU§ER noch einige Feinabstimmungen nachholen mussten, legten auch diese nach einer minimalen Umbaupause los. Und wie ! Mit dem knallharten 'Rotting From Within' starteten die Siegener einen Breitwandangriff auf Magen, Herz und Kleinhirn des Publikums, der an Aggressivität und Brachialgewalt kaum zu überbieten war. Dabei war der Sound zu jeder Zeit extrem laut, trocken und sauber und bestens aufeinander abgestimmt. Drummer Oli Fechner und Bassist Uwe Schmidt bildeten ein präzises und wuchtiges Fundament und die Gitarren von Rene Schütz und Frank Thomas sägten und bohrten sich mit aller Gewalt in die hintersten Gehirnwindungen. Frank schrie und grölte sich die Seele aus dem Leib und wurde nicht müde, die gesamte Halle zum 'Bewegungstanz' aufzufordern ('das sieht bei uns so aus, dass man seinem Nachbarn zart in die Fresse haut') bzw. auf die Bühne einzuladen. Dem Bewegungstanz kam Rene selbst am meisten nach und fegte aufgedreht über die Bühne, während Thomas besonders durch seine aggressive Gestik und Mimik auffiel. Nach den ersten drei Songs dachte man eigentlich, dass es härter gar nicht mehr gehen konnte, nur um dann mit 'Prophecies' eines besseren belehrt zu werden. Auch das etwas langsamer beginnende 'Misery' steigerte sich in kürzester Zeit zu einem gnadenlosen Riffmonster und das letzte Stück des Abends, 'Into The Void', setzte nach einer knappen Stunde Spielzeit dem allem noch die Krone auf. Wer mit ultrahartem Thrash normalerweise nichts am Hut hat, muss sich ACCU§ER live ansehen. Außer dem reinen Überlebenswillen bleibt da kein Raum mehr für Gedanken an irgendwelche Alltagssorgen und sogar der Toilettengang geht vergessen. Daten, jede Menge Infos und Downloads unter: http://www.accuser.de.vu
Um kurz nach 23.00 Uhr betraten dann MAJESTY in ihrer Lederkluft die Bühne und stiegen nach einem kurzen Intro sofort in 'Hail To Majesty' ein. Der Sound war klar und sauber abgestimmt, erreichte aber bei weitem nicht die Lautstärke von ACCU§ER. Der charismatische Sänger Tarek Maghary hatte die mittlerweile knapp 200 Zuschauer sofort im Griff und beherrschte mit seinen ausladenden Bewegungen die Bühne. Jeder Song der derzeit sicherlich erfolgreichsten deutschen True Metal Band wurde lautstark mitgesungen und bejubelt. Beim zweiten Song 'Epic War' verirrte sich dann auch ein einzelner Stagediver auf die Bühne, der allerdings auch nicht besonders tief fallen konnte. Die Bühne war nur etwa 40 cm hoch und hatte keinerlei Absperrungen, was die gesamte Band ausnutzte, um auf ständiger Tuchfühlung mit dem Publikum zu bleiben. 'Sword & Sorcery' und das hymnische 'Heavy Metal' wurden frenetisch abgefeiert und bei dem treibenden 'Fields Of War' wurde gebangt, was die Matte hergab. 'Keep It True' und 'Metal To The Metalheads' beschlossen dann einen Set, wie er für die sympathische Band nicht besser hätte laufen können. Aufgrund des knappen Zeitplans musste die lautstark geforderte Zugabe leider entfallen. Bandinfos und Shop unter http://www.truemetal.org/majesty
Setlist MAJESTY:
1. Intro 1/Hail To Majesty
2. Epic War
3. Ride Silent
4. Sword & Sorcery
5. Intro 2/Heavy Metal
6. Fields Of War
7. Aria Of Bravery
8. Keep It True
9. Metal To The Metalheads
Aufgrund behördlicher Bestimmungen musste die Veranstaltung um 01.00 Uhr leider beendet sein, weswegen die Zeit für den Headliner WIZARD dann doch knapp wurde und sie ihren Set deutlich kürzen mussten. Bewundernswert war dabei die routinierte Lässigkeit, mit der die vier Bocholter an die letzten Verrichtungen gingen und sich nicht aus der Ruhe bringen liessen, um dann um 00.20 Uhr ohne große Präliminarien mit 'Hammer, Bow, Axe & Sword' loszulegen. 'Iron War' kam dann nach kurzem Nachregeln fett und druckvoll aus den Boxen und die Band präsentierte sich in guter Spiellaune. In der Kürze der verbliebenen Spielzeit lag dann der Schwerpunkt des Sets verständlicherweise auf der Präsentation von neuen Songs der gerade erschienenen CD 'Odin'. Diese kamen zwar allesamt gut beim Publikum an, konnten aber die deutlich sichtbare Abwanderung leider nicht aufhalten. Ob es nun an Konditionsschwäche gelegen hat oder eventuell daran, dass doch viele Besucher hauptsächlich wegen MAJESTY kamen, sei dahingestellt. WIZARD boten eine saubere und professionelle Performance, die sie ziemlich pünktlich dann mit dem Knaller 'Defenders Of Metal' gegen 01.00 Uhr beendeten. Obwohl sie mit ihrem hochklassigen, wenn auch kurzem, Auftritt sicherlich bewiesen haben, dass sie ihren Status zu Recht haben, konnten sie aber an diesem Abend in der Gunst des Publikums mit MAJESTY nicht mithalten. Homepage: http://www.legion-of-doom.de
Setlist WIZARD:
1. Hammer, Bow, Axe & Sword
2. Iron War
3. Betrayer
4. Hall Of Odin
5. The Powergod
6. Bound By Metal
7. Head Of The Deceiver
8. March Of The Einheriers
9. Defenders Of Metal
Für den bescheidenen Eintritt von 12,00 € haben die Besucher an diesem Abend sechs Bands sehen können, von denen jede einen guten Auftritt geboten hat und engagiert und mit Spaß bei der Sache war. Die Bandauswahl hat für fast jeden Metaller etwas geboten und sich hervorragend ergänzt. Kurzum, ein gelungener Abend !
Dem sympathischen und kompetenten Veranstalter Martin Schulz von IRA TENAX, der seit mehr als drei Monaten jede freie Minute in die Organisation dieses Events gesteckt und darüber hinaus die Finanzierung übernommen hat, bleibt zu wünschen, dass die relativ dünne Besucherzahl von ca. 200 Metallern ihn wenigstens mit nur einem blauen Auge hat davonkommen lassen und er sich in absehbarer Zeit wieder auf ein vergleichbares Abenteuer einlässt.
Die Schweinehalle ist ein Veranstaltungsort, der sich wohltuend von den langweiligen örtlichen Orts-, Gemeinde- und Kulturzentren abhebt und noch einen gewissen Underground-Charme hat (Infos unter http://www.schweinehalle.de - Anm.: bei Anfahrt unbedingt haargenau der Wegbeschreibung folgen), auch wenn die Backstage-Einrichtungen für die Bands doch weniger optimal sind und die sanitären Einrichtungen nichts für Weicheier oder Damen und Herren der feineren Gesellschaft sind (die aller Wahrscheinlichkeit nach in eher geringer Anzahl anwesend sein dürften). Die geringe Hallentiefe von nur etwa 10 Metern und die niedrige Bühne lassen noch echten Kontakt mit den Bands zu und viele Besucher haben beim Bier vor bzw. nach dem Auftritt die Gelegenheit genutzt, sich Autogramme geben zu lassen und/oder ein bisschen mit den Musikern zu plaudern. Locations dieser Art gibt es nicht mehr viele im Rhein-Main-Gebiet, bleibt zu hoffen, dass uns diese erhalten bleibt und noch viele derartige Veranstaltungen stattfinden.
Bilder vom EMM gibt es hier
- Redakteur:
- Klaus Coltrane