Eastpak Antidote Tour - Karlsruhe
16.11.2007 | 20:5823.10.2007, Substage
Auf der "Eastpak Antidote-Tour 2007" wurde dieses Jahr wieder einmal ein cooles Billing aufgefahren. Mit SONIC SYNDICATE, SOILWORK, CALIBAN und DARK TRANQUILLITY gab es die volle Breitseite von mehr oder weniger brutalem und modernem Metal. Auch im Substage in Karlsruhe machte das Vierergespann am 23.10.2007 halt.
Als ich gegen 18:15 Uhr eintrudele, ist das Substage bereits ordentlich gefüllt. Die Räume vor der Bühne sind bei der ersten Supportband SONIC SYNDICATE ausgesprochen eng. Das Publikum, das zum ganz großen Teil aus etwa sechzehn bis zweiundzwanzig Jahre alten Nachwuchsmetallern besteht, drängt sich dicht an dicht, um einen Blick auf die schwedischen Senkrechtstarter zu erhaschen. Durchaus routiniert legt das Sextett dann auch los. Von der ersten Sekunde an ziehen SONIC SYNDICATE weite Teile des Publikums auf ihre Seite. Die Band post von vorne bis hinten und spackt, was das Zeug hält. Der Fokus der Setlist liegt hauptsächlich auf den Songs des gefeierten zweiten Albums der Band, "Only Inhuman", darunter 'Aftermath', 'Denied' 'Enclave' sowie der Titeltrack 'Only Inhuman'. Die Schweden kommen beim Publikum ausgesprochen gut an, und schon beim zweiten oder dritten Lied bringt einer der Shouter die Meute dazu, wie die Karnickel herumzuhopsen. Jau, feine Sache auch. Wie war das noch mit Metal und herumhopsen?
Spielerisch wirken SONIC SYNDICATE zwar abgeklärt, aber irgendwie fehlt mir der Biss. Im Mai 2007 im Vorprogramm von MEGADETH in Karlsruhe-Durlach fand ich die Schweden jedenfalls stärker. Vielleicht hat auch das emsige Touren bei der Band Spuren hinterlassen. Denn wenn man zum Beispiel einen Blick in das abgekämpft wirkende Gesicht von Bassistin Karin Axelsson wirft, dann könnte man glatt meinen, die Band habe heute Abend nicht eine halbe Stunde, sondern eineinhalb Stunden gezockt. Trotz guter Publikumsreaktionen aus meiner Sicht ein eher mäßiger Auftritt.
Gegen 20:25 Uhr betreten die "Juroren" des Abends, DARK TRANQUILLITY, die Bühne. Einstmals als fast reinrassige Death-Metal-Band gegründet haben die Schweden seit vielen Jahren eine bemerkenswerte musikalische Entwicklung genommen. Sänger Mikael Stanne ist prächtiger Laune und präsentiert sich als sympathischer und charismatischer Frontmann, der gerade die ruhigeren Stücke, wie 'Misery’s Crown' (vom neuen Album "Fiction") derart mitreißend intoniert, dass man eine Gänsehaut bekommt. Seine Hintermannschaft hat Gehampel, wie es bei der Vorgängerband zu, ähem, "bestaunen" war, nicht nötig. Spielerisch lassen DARK TRANQUILLITY das Sextett ohnehin ganz klar hinter sich.
Das Publikum ist erwartungsgemäß etwas ruhiger als beim SONIC SYNDICATE-Auftritt, huldigt der schwedischen Ausnahmeband jedoch nach jedem Lied mit tosendem Applaus. Auch ihre Death-Metal-Roots verkennen DARK TRANQUILLITY nicht und spielen 'Punish My Heaven' vom zweiten Album "The Gallery" (1995), das gewaltig rummst und frenetische Reaktionen des Publikums erhält. Ein unglaubliches Kontrastprogramm zum brandneuen Track 'Misery's Crown', der verträumt und höchst melodisch klingt. Nach einer Dreiviertelstunde Spielzeit ist dann auch leider schon Schicht im Schacht und DARK TRANQUILITY werden mit lang anhaltendem Applaus verabschiedet.
Setlist:
Terminus
The Lesser Faith
The Treason Wall
The Wonders At Your Feet
Focus Shift
Punish My Heaven
Misery´s Crown
The New Build
Schon einige Zeit vor Beginn des SOILWORK-Auftritts wird es vor der Bühne enorm kuschelig, sprich: Eingepfercht wie eine Ölsardine in einer viel zu kleinen Weißblech-Dose harre ich vor der Bühne aus, um meine Digicam scharf zu machen. Es ist stickig und verdammt schwül. Und plötzlich setzt ein massives Geschiebe und Gedränge ein. Die Konzertbesucher taumeln hin und her. Das muss man sich nicht unbedingt geben. Von daher trete ich die Flucht nach hinten an.
SOILWORK-Shouter Björn Strid kommt im ultraschicken Holzfällerhemd-Achselshirt auf die Bühne und mimt die wilde Frontsau. Der frühere Beinahe-Eishockey-Profi dreht ordentlich auf und pusht seine Mannen zu Höchstleistungen. Der Titelsong des neuen Albums "Sworn To A Great Divine" kommt prima beim Publikum an. Die Stimmung ist prächtig, und auch in punkto Moshpits läuft so einiges auf dem Parkett. Ans Fotografieren ist unter solchen Bedingungen nicht einmal ansatzweise zu denken. Zu guter Letzt wird noch das von SOILWORK cool adaptierte DEEP PURPLE-Cover 'Burn' in die Menge gepustet. SOILWORK räumen heute Abend jedenfalls ordentlich ab und rocken das Substage amtlich.
Das Metalcore-Kommando CALIBAN lässt dann eine ganze Weile auf sich warten. Die Umbaupause zieht sich unerwartet lange hin. Als der Abrisstrupp aus dem Pott dann die Bühne betritt, steppt der Bär. Mit den Klängen des Intros 'The Awakening' und dem nachfolgenden 'Another Cold Day' beginnt eine fulminante Metalcore-Party. Überall wildes Gemoshe und Circle Pits. Des Rätsels Lösung für die Verspätung: Shouter Andy Dörner berichtet dem Publikum, dass der Tourbus den Geist aufgegeben habe und dass die Band wegen dieser Panne erst kurz vorher im Substage aufgeschlagen sei. Von Zerwühltheit oder Abgekämpftheit ist bei CALIBAN jedoch nichts zu spüren - das glatte Gegenteil ist der Fall. CALIBAN sind in prächtiger Form und servieren dem Mob knackig gewürzte Metalcore-Leckereien am laufenden Band. Auch die "Zombie Wall Of Death" wird wieder inszeniert - Spartiaten gegen Perser. Sehr geil kommt auch das für CALIBAN-Verhältnisse überraschend melodische 'Life Is Too Short' daher. Definitiv ein Highlight dieser Show.
Wilde Circle Pits gibt es auch zu erleben. Und nicht zu knapp. Gerade die Songs des letzten Studioalbums "The Awakening" schlagen granatenmäßig gut beim Publikum ein. Man kann eines an diesem Abend festhalten: CALIBAN sind die Macht der deutschen Metalcore-Szene und liefern heute Abend eine hervorragende Performance ab. Gegen 23:30 Uhr ist die Party dann leider schon vorbei. Die Jungens und Mädels müssen halt tags darauf zur Schule. Von daher passt das ganz gut.
Alles in allem war dieser Viererpack geiler Bands Garant für einen kurzweiligen und tollen Konzertabend. Schade nur, dass die Amis von CHIMAIRA nicht aufspielen konnten. Na ja, man kann nicht alles haben.
- Redakteur:
- Martin Loga