Ensiferum/Suidakra - Frankfurt am Main

29.04.2007 | 18:35

25.04.2007, Nachtleben

Das Konzert von ENSIFERUM, SUIDAKRA und NAILDOWN ist ein qualvoller Abend. Bei klimagewandelten Apriltemperaturen um 27 Grad tropft im Frankfurter "Nachtleben" die Hitze nur so von der Decke, dass ich kaum Luft bekomme und schon befürchte, wie ein Teenyhase auf einem TOKIO HOTEL-Konzert aus den Latschen zu kippen.

Aber nun ja, zum Glück geht's ja um die Musik, und da wird einiges aufgeboten an diesem Abend in der kleinen Kellerlocation. Die finnischen Nachwuchstalente von NAILDOWN, die als erste auf die Bühne geschickt werden, bieten eine ansprechende Mischung aus Death-Metal-Tönen mit einem Einschlag CHILDREN OF BODOM-Sound und ein paar Stäubchen, die an vergangene Tage des Grunge erinnern. Das ist von den jungen Musikern sicher nicht geplant, aber ist die Kunst erst mal in der Welt, hat ja der Künstler selten Einfluss darauf, wie er verstanden wird. NAILDOWN werden jedenfalls ganz gut verstanden. Das überwiegend jüngere Twenpublikum lässt sich aus der Reserve locken, schüttelt die Haare und reckt die Pommesgabel in die feuchte Luft. Die Songs von NAILDOWN, die mir bisher unbekannt geblieben sind, gehen gut ins Ohr, so dass ich schätze, dass man von den Jungs künftig sicher noch mehr zu hören bekommen wird.

Nach einer reichlich halben Stunde ist hier aber erst mal Schluss und Zeit für eine Atempause in der frischen Frankfurter Stadtluft, bevor sodann die Düsseldorfer SUIDAKRA auf der Bildfläche erscheinen. Mit ihrer Mischung aus Metal und folkloristischen Elementen sind sie ein idealer Partner für den Headliner ENSIFERUM, haben im Übrigen aber auch zu einem erheblichen Maße ihre eigenen eingefleischten Fans mitgebracht, die Frontmann Arkadius in der folgenden Stunde mit allerhand Witzchen und dem Angebot, nach dem Gig gemeinsam ein Bier zu trinken, bei Laune hält. Auch SUIDAKRA zeichnen sich durch eingängige Songs mit ordentlich Schmiss aus, bei denen Arkadius die Fans auch mal gerne zum Mitsingen auffordert. Eingedenk der Kürze der Zeit wird dann aber kein großes Gelaber mehr veranstaltet, sondern ein Song zügig an den anderen gehängt. Auch eine Reminiszenz an SKYCLAD darf in Form eines Covers nicht fehlen, verhindert jedoch nicht, dass die Luft schon wieder dick wird in dem finsteren Clubkeller und ich mich zum Lufttanken noch vor der Zugabe der rheinischen Frohnaturen nach draußen verdrücke.

Dann endlich rückt der Einsatz von ENSIFERUM näher, die bekanntlich wenige Tage später ihr drittes Album mit dem Titel "Victory Songs" auf den Markt werfen. Die Hoffnung, am heutigen Abend schon ein bisschen was vom neuen Material zu hören, wird gleich beim ersten Song erfüllt, so dass sich jeder schnell versichern kann, dass die Schwertträger wieder mit ihren bekannten Qualitäten aufwarten und nicht etwa mit einer stilistischen Richtungsänderung. Dann geht es aber erst mal weiter mit vertrauten Hymnen der ersten beiden Hauptwerke. 'Token Of Time' und 'Tale Of Revenge' zum Beispiel kommen zu Gehör und versetzen die Fans in den vorderen Reihen schnell in wilden ekstatischen Taumel.

ENSIFERUM präsentieren sich auch diesmal mit angemalten Gesichtern, die von dicker schwarzer Kriegsbemalung verziert sind. Auch hier fordert Frontsänger Petri Lindroos die Masse irgendwann zum Mitsingen auf. Und zwar gibt es ein finnisches Wort zu lernen: Ahti! Das können alle schnell brüllen, und so geht es über in den nächsten gleichnamigen Song, der vom neuen Album "Victory Songs" vorgestellt wird. Ähnliche Mitsingqualitäten hat ja auch das altbekannte 'Lai Lai Hei', mit dem das Publikum ebenso bei Stimmung gehalten wird.

Nach einer Dreiviertelstunde wird dann erst mal eine Kunstpause eingelegt, in der ich vergeblich von einem klimaanlagengesteuerten Luftzug durchs Nachtleben träume. Wie ENSIFERUM es fertig bringen, bei diesen Verhältnissen noch frisch-fromm-fröhlich-frei vier Zugaben zu spielen, bleibt mir unerklärlich. Sie schaffen es jedenfalls und schleudern den Fans mit 'Hero In A Dream', 'Guardians Of Hate', 'Iron' und dem 'Battle Song' noch mal ein paar ordentliche Knaller um die Ohren. Dann geht es endlich hinaus ins Kühle.

Insgesamt war das heute musikalisch ein fetter Abend: ENSIFERUM haben geboten, was man von ihnen erwartet, hatten kaum die Gelegenheit, bedeutende Hits ihrer überschaubaren Anzahl von Alben auszulassen, so dass eigentlich niemand enttäuscht sein dürfte. Und auch die Support-Acts passten gut ins Programm – wenn nur die Luft nicht so beschissen gewesen wäre. Genuss pur ist was anderes.

Redakteur:
Erika Becker

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