Europe - Bochum

21.11.2012 | 11:04

10.11.2012, Matrix

Mit ihrem neuen "Bag Of Bones" kommen die Schweden EUROPE auf Tour. Mit dabei haben sie nicht nur alte Glam-Klassiker sondern auch die Newcomer von STONERIDER.

'The Final Countdown' wird man wohl noch pünktlich zu Silvester auf die Ohren bekommen, selbst wenn die Mitglieder von EUROPE schon lange tot sind. Dieser Song verkörpert die 80er wie kaum ein anderer und verschaffte den Schweden Weltruhm, welcher allerdings nicht allzu lang währte. Seit man sich 2004 mit dem Comeback-Album "Start From The Dark" zurückmeldete, wandert man eher auf Pfaden alter WHITESNAKE und gibt sich deutlich siebzigerlastig. EUROPE halten also nicht an ihrer Vergangenheit fest, sondern haben sich weiter entwickelt. Vielleicht sind sie gerade deswegen auch heute noch eine ernstzunehmende Band und kein bloßer Schatten ihrer Selbst wie viele andere 80er Glam und Sleaze Bands, die fast nur Material ihrer ersten zwei, drei Alben performen.

Heute haben STONERIDER die Ehre, für die einstigen Stadionrocker zu eröffnen. Die Matrix ist schon gut gefüllt als das Trio die Bühne betritt. Es scheint Mode zu sein, dass alte Rockhelden wie GUNS N' ROSES, WHITESNAKE oder eben EUROPE Bands mit auf Tour nehmen, die nach 70ern klingen, obwohl sie da noch nicht einmal geplant waren. So gehören auch die STONERIDER zu den Bands, die irgendwie 70er Sounds, Southern Rock und Blues zu einem Brei vermischen. Mir gefällt das leider absolut nicht. Vor der Bühne können sich aber vereinzelt Leute begeistern. Auf der Bühne passiert leider nicht all zu viel, da die Musiker einfach nur ihre Songs spielen und mehr als headbangen ist da nicht drin. Das Meiste klingt nach DEEP PURPLE, LED ZEPPELIN oder alten WHITESNAKE. Das passt natürlich zu den letzten vier Alben von EUROPE, allerdings hätte man auch eine etwas fetzigere Band auf die Bühne stellen können.

Nach der Umbaupause geht es dann aber mit EUROPE weiter. Mit 'Riches To Rags' legen die fünf Schweden direkt sehr rockig los. Live klingt das Ganze um einige Ecken rauer und kantiger als auf CD und das steht dem Song und auch den folgenden ziemlich gut. Weiter geht es. Mit 'Not Supposed To Sing The Blues' und 'Firebox' gibt es zwei weitere neue Nummern, bevor mit 'Superstitious' das erste Mal Nostalgie aufkommt. Die "Out Of This World"-Nummer kommt natürlich sehr gut an bei den etwa 700 Fans. Mit 'Scream Of Anger' gräbt man sogar noch weiter in der eigenen Vergangenheit, beweist mit 'New Love In Town' direkt im Anschluss aber, dass auch das neue Material mithalten kann.

Nach 'Demon Head' verschwindet die Band zum ersten Mal kurz von der Bühne, um sich für das Akustikset vorzubereiten. Gitarrist John Norum spielt den FLEETWOOD MAC-Song 'The World Keep On Turning' im Alleingang. Für die folgenden 'Drink And A Smile' sowie 'Open Your Heart' ist aber wieder die gesamte Band auf der Bühne. Die drei Akustikversionen sind eine schöne Abwechslung, wie man sie nicht all zu oft auf Konzerten erlebt.

Danach geht es aber wieder rockend weiter. Nach 'Bag of Bones' gibt es mit dem Balladenhit 'Carrie' und der leider einzigen "Prisoners In Paradise"-Nummer 'Girl From Lebanon' wieder alte Hits auf die Ohren. Fakt ist, dass EUROPE ruhig mehr Songs aus ihrer ersten Bandphase hätten spielen können. Insgesamt drei Songs von "The Final Countdown" ist einfach zu wenig. 'Ninja' oder 'Danger On The Tracks' würden auch viele Gemüter noch mehr erfreuen als es das Konzert ohnehin schon tut. Weiteres Highlight ist 'The Beast', welches ich gar nicht als so starken Track in Erinnerung hatte. Aber das ist nichts im Vergleich zu 'Rock The Night', das das Konzert beendet. In dem Klassiker baut man noch gekonnt 'Rock You Like A Hurricane', 'Another One Bites The Dust' und 'Sex Machine' ein und lässt das Publikum den Refrain gefühlte 326 mal im Alleingang singen.

Natürlich kommt die Band noch einmal auf die Bühne für 'Last Look At Eden' und 'The Final Countdown'. Es ist schon etwas Anderes, das Original zu hören als eine von Millionen Coverbands, die diesen Songs im Gepäck haben. Nach 110 Minuten verabschieden sich der stimmlich sehr gute Joey Tempest und seine Jungs von der Bühne und entlassen ihr Publikum mehr als glücklich. Hier ist sicherlich niemand auch nur ein kleines Stück sauer, 32€ plus Gebühren für eine ziemlich effektlose, aber bodenständige Rockshow der Extraklasse bezahlt zu haben.

Redakteur:
Sebastian Berning

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