FARMER BOYS - Augsburg

16.12.2018 | 13:07

14.12.2018, Musik Kantine

Zum Ende der Headliner-Tournee der Schwaben machen die FARMER BOYS Halt in der Heimat. Der letzte Gig wird natürlich in Stuttgart stattfinden, aber heute sind die Fünf in Bayrisch Schwaben!

Die Jungs betouren ihr aktuelles Album "Born Again", das sich vor kurzem in den Charts wiederfinden und in unserem September-Soundcheck die Krone absahnen konnte, nicht zuletzt weil Kollege Haris und ich nicht umhin kamen, die Höchstnote zu ziehen. Ob die FARMER BOYS das Ganze auch live werden umsetzen können? Na ja, das Risiko ist gering, denn ich habe dieses Jahr auf dem Summer Breeze bereits eine kurze Show erleben dürfen, die mir gut gefallen hat, aber so ein Clubkonzert ist natürlich etwas Anderes.

Die Musik Kantine in Augsburg ist eine wirklich kuschelig-kleine Location, in der sich bei unserem Eintreffen etwa zwei Dutzend Musikfreunde verlieren. Auf der Webseite der Musik Kantine steht, dass es um 19:30 Uhr beginnen solle, daher sind wir pünktlich vor Ort, was sich aber als nicht notwendig herausstellen soll, denn tatsächlich kommt die Band erst um Viertel nach Acht auf die Bühne. Zu diesem Zeitpunkt ist der Club auch deutlich besser gefüllt, ich würde mal schätzen, dass sich etwa 80 bis 100 Freunde der Bauernjungen eingefunden haben, die den Konzertbeginn mit 'Faint Lines' erleben.

Das neue Album "Born Again steht natürlich im Mittelpunkt des Auftrittes, genauso wie Sänger Matthias Sayer im Mittelpunkt des Geschehens auf der kleinen Bühne steht. In der Tat ist, wie erwartet, der Auftritt viel intensiver und mitreißender als das sommerliche Open Air-Gastspiel in Dinkelsbühl, wobei natürlich hinzukommt, dass ich die Lieder damals gerade ein einziges Mal gehört hatte, heute aber mit dem neuen Material viel besser vertraut bin. Auch deswegen bin ich begeistert, dass mit 'Fiery Skies' und 'You And Me' gleich noch zwei Lieder des aktuellen Longplayers folgen. So sehr ich um die Jahrtausendwende "The World Is Ours" und "The Other Side" geschätzt habe, es kristallisiert sich mit jedem Durchlauf auf Konserve heraus, dass "Born Again" den bisherigen Zenit des Bandschaffens darstellt, und live ist das ebenfalls unüberhörbar.

Dazu trägt auch der gute Sound bei, bei dem gelegentlich das Keyboard recht weit in den Hintergrund gedrängt wird, etwas, das mir auch auf dem Summer Breeze bereits aufgefallen war. Wieder bei dem Lied 'Stay Like This Forever' fehlen mir die markanten Tastensounds, aber offensichtlich ist das das neue Arrangement der Jungs. Noch eingängigere Melodien und dafür live ein Schuss Härte dazu, das ist der FARMER BOYS-Sound anno 2018. Ja, klingt gut.

Natürlich muss es nun nach drei neuen Songs unweigerlich den Schlenker geben zu den beiden von mir bereits genannten Alben, auf deren Hits natürlich Viele im Raum warten. Und Hits haben die beide Longplayer wahrlich genug, so viele, dass schon jetzt absehbar ist, dass die FARMER BOYS nicht alle werden spielen können. Aber ein Triplet aus 'The Other Side', 'End of All Days' und 'Like Jesus Wept' ist natürlich eine Traumkombination. Jetzt tauen alle auf, auch diejenigen, die offensichtlich das neue Album noch nicht intensiv angetestet haben. Obwohl das Publikum heute Abend desöfteren einer Aufforderung bedarf, um mitzurocken. Aber für überbordende Euphorie im Publikum ist mir Augsburg auch nicht in Erinnerung und ich habe schon einige Konzerte in der Fuggerstadt miterlebt.

Der Auftakt ist vorbei, die Band kommt zu einem ruhigeren Teil des Gigs, der von 'Where the Sun Never Shines' eingeleitet wird, das ich tatsächlich immer für eines der schwächeren Stücke von "The Other Side" angesehen habe, doch ich werde von den neuen 'Isle Of The Dead' und 'Stars' mehr als entschädigt. Die FARMER BOYS verstehen es, energisch nach vorn zu rocken, aber die ruhigeren Töne beherrschen sie auch und demonstrieren das in dem schönen 'Isle Of The Dead', bevor die Band tief in die Trickkiste greift und drei Lieder ihrer ersten beiden Alben in den Saal feuert. Ja, einige der Anwesenden kennen die Stücke und singen vor allem 'Prized' mit, aber Matthias' Ansage zu dem Lied geht ein wenig ins Leere, da die Reaktion des Publikums doch geringer ausfällt als erwartet. Das war vor über zwanzig Jahren, Jungs, das war beinahe eine andere Band!

Und tatsächlich merkt man den Kompositionen auch an, dass die Musiker damals noch nicht die Reife hatten. Die Melodien sind gut, aber einige Jahre später eben doch ausgereifter, sodass sich die Fanbedienung als lobenswert erweist, aber sicher nicht die besten FARMER BOYS-Songs des Abends bietet. Im Anschluss soliert Alex Scholpp an seiner Gitarre ausgiebig, was leider einen ziemlichen Stimmungsabbruch bedeutet, was auch daran liegt, dass der Soloteil ziemlich ausufernd gerät. Und, ganz ehrlich, mich auch nur bedingt mitreißt. Statt Saitengefiedel und Geräuschwellen hätte ich die Zeit lieber durch einen weiteren Song gefüllt gesehen.

Doch beim nun folgenden Finale des regulären Sets ist alles vergeben und vergessen. Zwei Neue, zwei Alte, großartige Stimmung, so lässt sich zusammenfassen, wie die Band den Gig beschließt. Allerdings ist es keine große Überraschung, dass das Publikum die FARMER BOYS nochmal auf die Bühne zu bitten vermag, denn ohne 'Here Comes The Pain' wäre der Auftritt einfach nicht komplett. Doch auch nach dem Hit folgt noch ein Lied. Zu Beginn des Auftrittes hatte die Band das Konzert mit dem Instrumental 'Cosmos' vom Band eingeleitet, jetzt wird der Gig ordentlich mit 'Born Again' beschlossen. Der Titelsong ist kein Rausschmeißer auf hohem Energielevel, aber ein brillantes, emotionales Lied, das das Konzert genauso toll beschließt wie das aktuelle Album, Bonustracks mal ausgeklammert.

Nach neunzig Minuten ist Feierabend. Wie bereits erwartet fehlen natürlich noch einige Gassenhauer wie 'Trail Of Tears' und 'Farm Two Thousand', aber die FARMER BOYS sind nun an dem Punkt angelangt, wo sie einfach nicht mehr als gesamte Programm abspulen können, dafür hat die Band mittlerweile zu viele Volltreffer im Köcher. In dieser Form und heute ist FARMER BOYS auf jeden Fall eine mitreißende Live-Band mit großartigen Songs, die hoffentlich noch größere Aufmerksamkeit erlangen werden. Da die Jungs nun bei Nuclear Blast unter Vertrag sind, gehe ich davon aus, dass wir sie nächstes Jahr im Vorprogramm einer oder mehrerer größerer Tourneen und hoffentlich auch auf ein paar Festivals werden sehen können. Ich prophezeie, dass 2019 ein gutes FARMER BOYS-Jahr werden wird. Ich freue mich bereits darauf.

Setliste: Faint Lines; Fiery Skies; You And Me; The Other Side; End of All Days; Like Jesus Wept; Where the Sun Never Shines; Isle of the Dead; Mountains; Stars; When Pigs Fly; Farm Sweet Farm; Prized; Stay Like This Forever; Tears of Joy; We Sow the Storm; Revolt; Encore: Here Comes the Pain; Born Again

Redakteur:
Frank Jaeger

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