FUNERAL WHORE und CHAPEL OF DISEASE - Koblenz
20.05.2013 | 20:3604.05.2013, Florinsmarkt
CHAPEL OF DISEASE und FUNERAL WHORE im Florinsmarkt. Das sind gleich drei gute Gründe für Death-Metaller, eine Reise nach Koblenz am Rhein zu unternehmen.
Traditionelles Todesblei wird immer populärer und viele gute Bands sind in den letzten Jahren gerade in Mitteleuropa entstanden. Da ist es kein Wunder, dass an diesem sonnigen Samstag Anfang Mai viele Metalheads den Weg in den Koblenzer Florinsmarkt gefunden haben. Mit zwei relativ jungen Bands aus dem Todesblei-Lager ist das Line-Up zwar etwas klein, aber FUNERAL WHORE und CHAPEL OF DISEASE haben durchaus die Energie, auch ohne weitere Supportbands für Stimmung zu sorgen.
Der Abend beginnt wie fast jede Reise nach Koblenz mit einer ausgiebigen Parkplatzsuche, die in der Stadt am Deutschen Eck besonders bei schönem Wetter gerne mal eine halbe Stunde und mehr in Anspruch nehmen kann. Glücklicherweise ist man im Florinsmarkt darauf eingestellt und wartet mit dem Konzertbeginn, bis sich fast alle Besucher eingefunden haben und die kultige Metalkneipe gut gefüllt ist. Es ist zwar nicht ganz so voll wie zuletzt beim Auftritt der Hardrocker HIGH SPIRITS, aber eng wird es dennoch vor der Bühne. Den Anfang machen die Niederländer FUNERAL WHORE, die nicht zum ersten Mal in der Rheinstadt zu Gast sind. Roy und Kellie plus ihrer beiden Neuzugänge an der Schießbude und am Bass sind hier so keine Unbekannten und werden von einigen Zuschauern heiß erwartet. Vor allem, da sie einige neue Stücke dabei haben, die von ihrem aktuellen Album "Step Into Damnation" stammen. Tracks wie 'Eternal Genocide' oder 'Obidience' fügen sich wunderbar in das Gesamtset ein und sorgen außerdem für viele wirbelnde Matten. Angeheizt wird die Stimmung zudem vom quirligen Fronter Roy, der durch teils deutsche, teils englische Ansagen die Kommunikation mit dem Publikum sucht und sich gegen Ende Sets auch nicht zu schade ist, seine Gitarrenarbeit innerhalb der ersten Reihen fortzusetzen. Dass es am Ende zu Zugaberufen kommt, ist nur eine kleine Überraschung. Der anschließende Raussschmeißer wird dann noch mal genauso heftig begangen wie alle Songs zuvor und sorgt dafür, dass sich der Name FUNERAL WHORE auch bei den Anwesenden, die bisher noch nicht mit der Truppe vertraut waren, im Gedächtnis einbrennt.
Nach einer kurzen Umbaupause ertönt das Intro von "Summoning Black Gods" und eröffnet das Set der Kölner CHAPEL OF DISEASE. Mit 'The Nameless City' kommt einer der besten Songs der Band direkt am Anfang und treibt damit das Stimmungsbarometer noch weiter nach oben. Im weiteren Verlauf kommen fast alle Songs der
aktuellen Scheibe zum Einsatz und werden einer nach dem anderen mit heftigem Headbanging begleitet. Der Titeltrack des Debütalbums oder auch 'Exili's Heritage' werden von Einigen lauthals begleitet und beweisen, dass die neuen Stücke auch auf der Bühne funktionieren. Im Gegensatz zu FUNERAL WHORE verzichten die Rheinländer jedoch fast komplett auf Ansagen und lassen die Musik für sich sprechen. Trotzdem ist viel Bewegung auf der Bühne vorhanden und man erkennt sofort, dass auch alle vier Musiker so richtig viel Bock auf diesen Gig haben. Ihr Todesblei ist sehr düster und verbindet frühe DEATH und POSSESSED mit derben Thrash-Salven à la SLAYER. Kein Wunder, dass ihre Musik besonders in der Stadt der Hellbanger, einer Gemeinschaft szenebekannter Metal-Traditionalisten, auf fruchtbaren Boden fällt. Auch verwundert es hier nur wenig, dass am Ende des Auftritts die Rufe nach einer Zugabe sofort einsetzen, doch anders als die Holländer bleiben CHAPEL OF DISEASE diese den Besuchern schuldig. Aber wohl weniger aus Lustlosigkeit, sondern durch den einfachen Umstand, dass man eigentlich alles gespielt hat, was bisher von der Gruppe veröffentlicht wurde. Trotz der beachtlichen Bekanntheit im Death Metal Untergrund darf man nicht vergessen, dass der erste Auftritt der NRWler gerade mehr als ein Jahr zurückliegt und sie immer noch zu den Newcomern der Death-Metal-Bewegung gehören.
Alles in allem war der Abend wie alle Old School Death Metal-Konzerte bisher in Koblenz ein Riesenspaß und hat sowohl Szene-Neulinge als auch alte Hasen begeistern können. Zwar war der Eintritt mit neun Euro an der Abendkasse (und sieben Euro im Vorverkauf) für zwei Acts ganz schön happig (Wie bitte? Kosten richten sich leider nicht nach Bekanntheitsgrad, ich finde das sehr angemessen, wenn dies meine Musikrichtugn wäre! FJ), aber die Spielfreude und die Klasse der beiden Bands lassen einen zumindest nicht bereuen, dass man diesen lauen Samstagabend in der Koblenzer Altstadt verbracht hat, anstatt in einem Biergarten am Rhein zu versacken.
- Redakteur:
- Adrian Wagner