Fates Warning - Frankfurt
13.11.2007 | 12:0811.11.2007, Batschkapp
Es ist schon 'ne halbe Ewigkeit her, dass sich FATES WARNING auf eine Europatour begeben haben. Der Abstecher letztes Jahr auf dem "Rock Hard Festival" war ein "Appetizer" und ein Lebenszeichen der Kult-Progger. Wer damals in Gelsenkirchen Blut geleckt hat, musste verdammt lange auf seine Lieblinge warten.
Das mussten mein Kumpel Moritz und ich nicht, denn nach dem Interview mit Jim Matheos (demnächst auf POWERMETAL.de) hat mir der Tourmanager David zugesteckt, dass PAGAN'S MIND erst gegen neun Uhr auf der Bühne aufschlagen. Beim Betreten der Kapp gegen 20.45 Uhr ist es somit schon gut voll.
Keine zehn Minuten später legen PAGAN'S MIND schon los. Wenn das mal kein perfektes Timing ist! Die Jungs bieten erstklassigen Prog, der stark in Power-Metal-Gefilden angesiedelt ist. Das norwegische Quartett hat ihre neue Scheibe "God's Equation" und massig Spiellaune im Gepäck. Allen voran die atmosphärischen Keyboardeinsprengsel passen wie der berühmt-berüchtigte Arsch auf den Eimer, aber auch der Gitarrist Jørn Viggo Lofstad kann mit gefühlvollen Soli und kraftvollen Riffs punkten. Zwar ist die Stimme von Nils K. Rue sehr metallisch angehaucht, doch das ist letzten Endes Geschmackssache. Mir gefällt sie ganz gut, auch wenn das Stageacting arg theatralisch wirkt. Ansonsten dominiert Spielfreude pur, die dementsprechend mit Applaus und Zurufen quittiert wird. Am besten gefällt mir das DAVID BOWIE-Cover 'Hello Spaceboy', welches mit seinem poppigen Flair zu gefallen weiß. Allen voran Nils klingt zwischendurch wie der olle David, was die Authentizität einmal mehr unterstreicht. Hier und da sind Parallelen bei den PRETTY MAIDS (Gitarren) und THRESHOLD (Keyboards) auszumachen. Insbesondere 'Through Osiris' Eyes' ist vom Rhythmus und dem Gitarrensolo her sehr stark an den DIO-Klassiker 'Holy Diver' angelehnt, was mir ein verschmitztes Lächeln aufs Gesicht zaubert. Zwar gehen nur die vorderen Reihen sehr stark mit, doch insgesamt hat die Truppe eine sehr gute Visitenkarte hinterlassen. Nach gut 50 Minuten ist Feierabend und die Kapp schon gut aufgeheizt.
Eine knappe halbe Stunde später ertönt das 'Disconnected Pt. 1'-Intro aus den Boxen, womit sich der Headliner des Abends ankündigt. Mit tosendem Beifall werden FATES WARNING empfangen und legen gleich mit 'One' vom "Disconnected"-Album los. Die Jungs sind heute abend arschtight! Allen voran das Bassspiel von Joey Vera ist jeden Cent des Eintrittsgeldes wert. Zusammen mit Bobby Jarzombek groovt er jedes noch so kleine Soundloch zu. Jim Matheos auf der anderen Seite schwebt in seiner eigenen Welt und erinnert in den langsamen Parts, bei denen er hauchzart sein Gitarre streichelt, an einen Wackeldackel mit Pudelfrisur. Frank "The Men In Black" Aresti hingegen hält sich eher bedeckt und tritt immer nur dann ins Rampenlicht, wenn er ein Solo zockt. Bleibt noch Ray Alder, der mit seiner unnachahmlich gefühlvollen Stimme eine meterdicke Gänsehaut auf meinen behaarten Rücken zaubert. Er weiß aber auch die Menge bei den rockigen Parts mitzureißen. Die Fans in der Kapp brauchen jedoch keinen Animateur, feuern sie doch die Band in den Pausen immer wieder an. Zwar werden hier und da "No Exit"-Rufe laut, doch an diesen Klassiker traut sich das Quintett doch nicht ran. Interessant ist jedoch zu beobachten, dass die Songs aus der Frühphase ("Perfect Symmetry" und "Parallels") mit die euphorischsten Reaktionen auslösen. Und wo wir schon bei der Setlist sind: Von den ersten drei Alben wird kein Song gespielt. Dieser Umstand stößt einigen Fans sauer auf, wobei sie ihren Unmut während des Gigs runterschlucken. Auch der matschige Gitarrensound wird von einigen Zuhörern in der hinteren Reihe kritisiert. Dazu kann ich nichts schreiben, da ich mich während des gesamten Konzerts in erster Linie unmittelbar vor der Bühne aufhalte, wo der Sound glasklar aus den Boxen kommt.
Doch zurück zur Show an sich, und in dem Punkt können die Fans wirklich nicht meckern: Allen voran Ray Alder legt eine unglaubliche Präsenz an den Abend auf die Bretter und leidet bei jeder gesungenen Songzeile förmlich mit. Dies quittiert das Publikum damit, dass es bei 'The Eleventh Hour' die "Ohh"-Chöre mitsingt. Gänsehaut pur! Das spüren auch die Herrschaften auf der Bühne und bedanken sich immer wieder beim Publikum. Zwei Mal kommt die Band für Zugaben zurück. Nach 90 Minuten und dem abschließenden 'Trance' ist Schicht im Schacht, und die Besucher wandeln wie in Trance zu ihren Autos und den U/S-Bahnen, um ihren Heimweg anzutreten. Zwar hat sich mein Favorit 'Simple Human' vom "FWX"-Album nicht in die Setlist verirrt, dennoch bleibt ein unvergessliches Konzert festzuhalten, das hoffentlich früher als später wiederholt wird.
Setlist:
Disconnected Pt. 1 (Intro)
One
A Pleasant Shade Of Grey III
A Pleasant Shade Of Grey IV
Another Perfect Day
Life In Still Water
Island In The Stream
A Pleasant Shade Of Grey VII
Point Of View
Still Remains
Stranger (With A Familiar Face)
A Pleasant Shade Of Grey XI
Silent Cries
---
Nothing Left To Say
Monument
---
Trance
P.S.: Mein Kumpel Moritz, der vorher noch nie was von PAGAN'S MIND, geschweige denn FATES WARNING gehört hatte, war von dem Konzert restlos begeistert. Scheint so, als hätten die Jungs einen neuen Fan hinzugewonnen!
- Redakteur:
- Tolga Karabagli