GAMMA RAY - Hamburg
19.02.2010 | 11:2806.02.2010, Docks
GAMMA RAYs gelungener Tourauftakt zum Jubiläumsalbum in Hamburg!
Ist man erst mal zum Docks geschlittert, anders kommt man momentan in Hamburg wirklich nicht voran, wird man königlich entlohnt. Neben GAMMA RAY spielen SECRET SPHERE und FREEDOM CALL auf.
Die italiener SECRET SPHERE ziehen mit ihrem symphonischen Power Metal im bereits gut gefüllten Docks viele interessierte Blicke auf sich, wirken hochmotiviert und gut eingespielt. Besonders die einprägsamen Leads und die Vocals wissen zu überzeugen. Musikalisch ist der Rest eher Standard. Insgesamt ganz nett, aber schon hunderttausendmal gehört.
FREEDOM CALL können durch ihren sympathischen Sänger und sein starkes Gesangsorgan punkten, doch die Songs wirken arg austauschbar: In ungefähr jedem dritten Song scheint in irgendeiner Art und Weise der eigene Bandname besungen zu werden. Auch wenn beide Support-Acts höchstens den Durchschnitt des Power Metals repräsentieren, heizen sie der Meute gut ein. Moment mal: GAMMA RAY spielen doch gar keinen Power Metal, oder? Apropos GAMMA RAY:
Nach längerer Umbaupause wird das etwas unästhetische Bühnenbild des Headliners enthüllt. Ich fühle mich stark an ein Jahrmarktskarussell erinnert. Doch sämtliche Äußerlichkeiten werden sofort vergessen, als die Hanseaten die Bühne stürmen und ihren Kultsong 'Gardens Of The Sinner' zum Besten geben.
Nach einem "Guten Morgen, Hamburg!" feuern sie mit 'Empathy' den meiner Meinung nach stärksten Song der neuen Platte "To The Metal" in die Meute.
Kai Hansen und Co. wirken unglaublich gut eingespielt und souverän. Henjo und Kai liefern sich atemberaubende Soloduelle (auch wenn Henjos Gitarre Kais das ganze Konzert lang übertönt), Daniel unterstreicht seine überdurchschnittlich gute, kraftvolle Leistung durch ein furioses Schlagzeugsolo. O-Ton Kai: "Dirk Zimmermann am Orchester!" GAMMA RAY bieten auch diesmal eine köstliche Balance aus höchster Professionalität und einer gesunden Prise Humor, Entertainment vom Besten!
Selten habe ich eine Band gesehen, die den Gesang und die Instrumente derartig vielseitig einsetzt. Schon deshalb gilt es, ein klares "Nein, viel mehr!" als Antwort auf die obige Power-Metal-Frage zu geben.
Kais enormer Stimmumfang, der in den Kompositionen gut genutzt wird, kann live ebenso immer wieder aufs Neue überzeugen. Besonders positiv fällt auch sein Headset auf, das ihm trotz Gitarre alle nötigen Freiheiten lässt, um zu gestikulieren und mit dem Publikum zu kommunizieren, z.B. um "trotz Gitarrenwechsel mit dem Publikum sprechen zu können." Eine gelungene Innovation!
Bei 'Mother Angel' denke ich erst, ich sehe nicht recht: Im Mittelpart hängt sich Basser Dirk eine Akustikgitarre um den Hals und verleiht dem Part wie auf dem Album seine eigene Note. Zugegeben: Hier fehlt es noch etwas an Routine, die Vocals kommen teilweise etwas unbeholfen daher.
Höhepunkt ist meiner Meinung nach das starke, fast neunminütige 'Armageddon' vom '99er Opus "Powerplant". Einfach bombastisch und Ehrfurcht gebietend! Auch der Titeltrack von "To The Metal" erntet berechtigt viele Pommesgabeln. Einziges Manko: Nach dem letzten Song 'Send Me A Sign' wollen alle mehr.
Von einer Jubiläumstour hätte ich mir erhofft, dass der Fokus nicht so sehr auf ein Album gelegt wird wie hier auf "To The Metal", sondern dass man eine Best-of-Auswahl der zwanzigjährigen Bandhistorie bietet. So fehlt mir der eine oder andere Song von z. B. "Somewhere Out In Space" und "No World Order". Trotzdem gilt: Wer ein gutes Konzert sehen möchte, sollte zum nächsten GAMMA RAY-Konzert gehen, denn hier gibt es absolut alles, was ein Metalkonzert benötigt. Sogar das Preis-Leistungsverhältnis ist mehr als fair, und das in der aktuellen "Musikkrise"!
Setlist GAMMA RAY:
Gardens Of The Sinner
Empathy
Deadlands
Fight
Mother Angel
Saviour/Abyss Of The Void
Drum-Solo
Armageddon
To The Metal
No Need To Cry
Rebellion
Man On A Mission
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Future World
Send Me A Sign
- Redakteur:
- Jakob Ehmke