GAS GÄBA-Festival - Steinberg
12.10.2025 | 13:2220.09.2025, Turnhalle
Wieder mal ein gelungenes Treffen der Metalfamilie in Steinberg!
Auch dieses Jahr ist das GAS GÄBA wieder ausverkauft, und laut Rüdiger Stehle konnten man diesmal die erlaubte Publikumszahl sogar von 350 auf 400 aufstocken.
Bei Ankunft an der Turnhalle in Steinberg gegen 14:30 ist im Außenbereich schon richtig viel los, die reichlich aufgestellten Bierbankgarnituren sind gut gefüllt und auch ich gönne mir erst einmal ein alkoholisches Kaltgetränk. Ich starte mit einem Radler, da der Tag ja noch länger wird und ich es bei der sommerlichen Hitze langsam angehen lassen möchte. Die Bierpreise sind mit 3.50 Euro für einen halben Liter für heutige Festivalbedingungen mehr als fair.
Auch der Metalmarkt ist wieder vorhanden, wo sich Fans mit CDs und Vinyl eindecken können. Diesem werde ich eventuell später einen Besuch abstatten. Denn nach einer ersten Begrüßungsrunde, man trifft eben immer wie jedes Jahr viele Freunde und Bekannte aus der Metalfamilie, geht es dann auch musikalisch in der Halle los.
Nachdem Fabian Rueß bei seiner traditionellen Begrüßungsansprache bereits leicht überzieht, gibt ihm Stagemanager Hacksy aus dem Hintergrund bereits Zeichen zum Ende zu kommen. Immerhin gilt es ja auch, so etwas wie einen Zeitplan einzuhalten und es auch an der Zeit für die erste Band des Tages.
Die Ulmer STEEL MESSIAH sind dankenswerterweise für die leider kurzfristig ausgefallenen INDUCTION eingesprungen. Auf dem Programm steht Old School Metal, der mich von Beginn an tatsächlich an die guten alten 80er Jahre erinnert, das aber nicht nur wegen der schnörkellosen Darbietung sondern auch dank einer Lautstärke, die mal so alles wegbläst. In der guten alten Zeit hat so mancher Mixer einen guten Sound eben mit "möglichst laut" verwechselt. Ich sehe mich auf jeden Fall erst einmal dazu gezwungen, die Halle kurzfristig zu verlassen um den Dämpfungsfilter meines Gehörschutzes auszuwechseln. Bei Konzerten dieser Größe reicht eigentlich die mittlere Dämpfung, den stärksten Filter benötige ich normalerweise nur bei richtig großen Konzerten und Open Airs, wenn ich mich in der Nähe der Boxentürme aufhalte, aber nicht bei einem kleinen Undergroundfestival. Ok, mit ausgetauschtem Filter ist der Sound bei STEEL MESSIAH zumindest im hinteren Drittel der Halle für meine Ohren einigermaßen erträglich und ich kann den ansonsten guten Auftritt genießen. Trotzdem bleibe ich nicht ganz bis zum Schluss und treffe im Biergarten auf Powermetal.de-Kollege Mahoni Ledl. Dieser fragt mich dann auch gleich, ob ich es auch zu laut finde, ich habe also nichts an den Ohren.
Mahoni teilt mir zudem mit, dass er sich besonders auf die nachfolgende Band ANTIPEEWEE freut und hofft, dass da der Sound etwas angenehmer ist. Er verrät mir zugleich, dass hier Coralie Baier mit dabei ist, die ansonsten auch bei ATLANTEAN KODEX Gitarre spielt. Es bleibt allerdings auch hier noch sehr old-schoolig laut, was bei dem von ANTIPEEWEE kompromisslos vorgetragenen Old School Thrash Metal vielleicht ein bisschen weniger ins Gewicht fällt. Die Menge in der Halle hat auf jeden Fall Spaß und man sieht durchaus einige kreisende Matten. Mahoni hat hier nicht zu wenig versprochen, das ist richtig starkes Futter für Thrash Metal Fans und auch ich werde die Truppe auf alle Fälle bei Gelegenheit noch mal näher anchecken.
Mein persönliches erstes Highlight beim diesjährigen GAS GÄBA steht als nächstes an. Frisch bewaffnet mit einem neuen Radler, begebe ich mich zurück in die Turnhalle, auch wenn es draußen bei sommerlichen Temperaturen angenehmer wäre, als bei Saunahitze und etwas stickiger Luft im Innenbereich. Eine Klimaanlage hat der alte Bau leider nicht und die gekippten Oberlichter helfen nicht wirklich. Aber von SOULTRACE möchte ich tatsächlich keinen einzigen Ton verpassen. Denn das musikalische Projekt von Gitarrist Andy Susemihl (ex-SINNER, ex-U.D.O.) mit Sänger Stefan Fronk (ex-BRAINSTORM, ex-SKULL & CROSSBONES) verspricht mit einer Mischung aus Hard Rock und eher melodischem Heavy Metal eine durchaus willkommene Abwechslung, live verstärkt von Jim Ramses am Bass und Manfred Müller am Schlagzeug. Leider ist der Sound auch hier eher lautstärkemäßig ausgelegt, weshalb das durchaus filigrane Gitarrenspiel etwas untergeht, Bass und Schlagzeug sind einfach zu dominant und übertönen schlicht alles. Das schmälert zwar den Hörgenuss, aber ist kein Grund, den ansonsten richtig starken Auftritt von SOULTRACE nicht abzufeiern, so wie es auch ein Großteil aller Anwesenden tut. Aber ganz ehrlich, ich habe das auch nicht anders erwartet.
Mit ZED YAGO war sie Ende der 80er Jahre ein wichtiger Teil der deutschen Heavy Metal Geschichte, mit VELVET VIPER feierte sie in den 2000ern ein fulminantes Comeback. Dieses Jahr nimmt die "Queen Of Dramatic Metal" Abschied von der Bühne.
Im Rahmen der Abschiedsrunde lässt es sich Jutta Weinhold nicht nehmen, nach dem fantastischen Headliner Auftritt 2023, sich auch von ihren Fans beim diesjährigen GAS GÄBA zu verabschieden. Glücklicherweise ist tatsächlich der Sound zum ersten Mal an diesem Tag richtig gut und auch transparent, VELVET VIPER hat einen eigenen Tonmann dabei, der eben nicht nur auf Lautstärke setzt. So gerät der heutige Auftritt zu einer würdigen Abschiedsvorstellung. Nicht nur Jutta Weinhold besticht mit ihrer wie immer phänomenalen Stimme und Bühnenpräsenz, an ihren Mitmusikern gibt es selbstverständlich ebenfalls nichts auszusetzen. Holger Marx ist als langjähriger Begleiter wie immer eine Konstante an der Gitarre und Johannes Möller eine treibende Kraft am Bass. Ergänzt wird das Quartett heute von Michael Ehré, welche den heute leider nicht abkömmlichen Stammschlagzeuger Micha Fromm ersetzt.
Abschiede haben ja normalerweise etwas von Wehmut, aber tatsächlich nicht heute. Jutta Weinhold feiert sich und den Heavy Metal zusammen mit ihren Fans in der Turnhalle Steinberg und macht klar, dass man sich auf jeden Fall im nächsten Leben wiedersieht. Nach dem von allen mit Inbrunst mitgesungen 'Bad Bone Song' bekommt Jutta auf der Bühne von Fabi ein Blumenbouquet überreicht, bevor 'Nothing Compares To Metal' einen würdigen Schlusspunkt auf einen denkwürdigen Auftritt setzt.Nicht wenige haben sich auf STORMWITCH gefreut, kann die Band um Sänger und heute einzig verbliebenes Gründungsmitglied Andy Mück, was die Songauswahl bei Konzerten betrifft, doch aus einer Unzahl Klassiker wählen, um beim Publikum keinerlei Wünsche offen zu lassen.
Aber leider sind von diesen im vorderen Teil des einstündigen Programms so gut wie nichts vorhanden. Ok, 'Dance With The Witches' geht als später Klassiker durch und auch 'Eye Of The Storm' kann man noch durchgehen lassen, aber ansonsten gibt es Sachen wie 'Puppets Of A Play' oder 'Songs Of Steel'.
Dies wirkt sich dann auch merklich auf die Stimmung im Publikum aus. Der aktuellen Begleitband von Andy ist dabei kein Vorwurf zu machen, denn Alex Sauer am Schlagzeug, Pietro Raneri am Bass und die beiden Gitarristen Johnny Kröner und Martin Heusinger machen einen einwandfreien Job.
Vor allem erweist sich die Saitenfraktion auch als ständiger Aktivposten auf der Bühne, während der ansonsten besten bei Stimme befindliche Andy Mück mit seinem "Gewand" eher am mit Blumen dekorierten Mikrofonständer klebt.
Als es dann gegen Ende des Sets endlich an die Klassiker geht wird 'Tears By The Firelight' nicht nur durch ein technisches Problem ziemlich verhunzt, sondern auch der leider wieder viel zu laute und übersteuerte Sound tut sein übriges dazu. Mit einem Klassiker-Triple, bestehend aus 'Priest Of Evil', 'Stronger Than Heaven' und selbstverständlich 'Walpurgis Night', rettet man sich mit einen blauen Auge gerade noch so über die Ziellinie, da wäre mehr drin gewesen.
Einen besonderen Leckerbissen soll zum Abschluss eines langen Festivaltages der Headlinerauftritt von STRANGER werden. Nach einer gefühlten ewig langen Umbaupause ist es dann soweit.
Mit 'Bright Fog' vom legendären "The Bell"-Album gelingt ein fulminanter Einstieg bei immer noch sehr lautem Sound, aber ok, meine Ohren haben sich inzwischen daran gewöhnt. Das nachfolgende 'Midnight Angel' stammt ebenfalls vom STRANGER-Debüt. Dieses soll heute auch fast komplett gespielt werden.
Nach der ersten halben Stunde begrüßt Sänger Gerd Salewsiki mit Gitarrist SC Wuller einen alten Weggefährten für eine kleine CHROMING ROSE-"Reunion" auf der Bühne. Mit 'Under Pressure' und 'Neverending Nights' vom CHROMING ROSE-Zweitwerk "Pressure" gibt es einen Doppelschlag zum Einstieg, bevor man mit 'The Bell' eine weitere STRANGER-Nummer spielt. 'Metamorphic Dreamer' und ein fantastisches, aus vielen Kehlen mitgesungenes 'Power And Glory' beendet den regulären Programmteil.
Der Zugabenteil wird von einem weiteren STRANGER-Klassiker 'Wheels' eröffnet, bevor es mit dem nicht nur von mir sehnsüchtig erwarteten 'Louis XIV' so langsam in die Zielgerade geht. Zum Schluss wird es dann noch emotional, denn 'Music Is The Gate' wird dem kürzlich verstorbenen Rikki Rieger gewidmet, nicht nur ich muss dabei eine kleine Träne verdrücken.So endet ein im Großen und Ganzen wieder mal richtig schönes GAS GÄBA-Festival. Ein "sorry" geht an den guten Hendrik, den ich die Vorjahre für seinen richtig guten Job am Mischpult gelobt habe. Dieses Jahr finde ich die Lautstärke für eine Halle dieser Größe einfach zu laut dimensioniert und mit dieser Meinung stehe ich nicht alleine da.
Das soll aber schon genug Gemecker gewesen sein, denn ansonsten gibt es nichts zu kritisieren, nächstes Jahr ist auf jeden Fall auch schon wieder vorgemerkt.
Bestätigt sind für 2026 bereits GRAVESTONE und BITTERNESS.
Text:Tommy Schmelz
Photo Credits: Daniel Tretter, Rüdiger Stehle
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