GAS GÄBA-Festival - Steinberg

09.10.2023 | 12:45

23.09.2023, Turnhalle

Von Fans für Fans, der Metal Underground feiert sich in Steinberg!

Der September hat seit letztem Jahr einen neuen Fixtermin in meinem Kalender, das "GAS GÄBA" in Steinberg. Nach der gelungenen ersten Ausgabe geht das kleine, aber feine Underground-Festival in die zweite Runde. Der im Januar gegründete Verein Stahlwerke Weihungstal e.V. hat für 2023 wieder ein richtig cooles Line-up zusammengestellt.

Zudem gibt es erstmals einen Metal Markt, der zum Stöbern und zum Shoppen einlädt. Bei "Metal On Wheels" von Andi Hilsenbeck gibt es eine feine Auswahl an Vinyl und CDs. Anita Bauer bietet mit "Others Made In Hell" selbstgenähte Taschen, handgemachte Produkte und Stoffe mit Eigendesign an. Und bei Jessy Moschins "Einfach-anders(t)-Store" bekommt ihr die individuellsten Tassen, Uhren, Vesperbreddla, und noch vieles andere angeboten. Alle drei Händler kommen dabei aus der Region. Regionalität wird auch beim kulinarischen Angebot wieder groß geschrieben auf dem "Gas Gäba". Wo es letztes Jahr Steaks, Wurst, Pommes, Schupfnudeln und Crêpes im Angebot gab, sind es diesmal Rote, Currywurst, Pommes und Pizza von der Pizzeria "Holzstöck Da Alfonso" in Altheim und der "Halde Donaustetten" zu äußerst zivilen Preisen. Glücklicherweise hält das Wetter, denn der Außenbereich, inklusive Metal Markt, ist zwar großzügig überdacht, aber ein Dauerregen wie am Vortag wäre da nicht so schön gewesen.

Kurz vor 16 Uhr werden dann alle, die sich noch draußen befinden, in die Turnhalle gebeten, da es gleich losgehen soll. Es ist dann an Vereinsvorstand Fabian Rueß das zweite GAS GÄBA mit einer Begrüßungsansprache zu eröffnen. Dabei bedankt er sich bei allen für die Unterstützung und den Support, ohne den ein Festival wie dieses nicht möglich wäre. Begrüßt werden auch die zu diesem Zeitpunkt bereits zahlreich anwesenden Fans, darunter auch die Metalclubs Metalfront Schwaben, Bavarian Metalheadz, Augsbängers, Beer Bänger und der aus der Pfalz angereiste Club Night Bound.

Von der bereits gut gefüllten Turnhalle profitiert dann auch die erste Band des Tages, FATAL FIRE. Auf anderen Festivals ist es doch meist so, dass sich ein Opener erst einmal sein Publikum erspielen muss. Ok, bis auf den durchaus bekannten Sicherheitsabstand zwischen vorderem Bühnenrand und erster Zuschauerreihe haben die Frankfurter keine Probleme mit ihrem Power Metal für Stimmung unter den Anwesenden zu sorgen. Dass sich dann doch immer mehr Leute weiter nach vorne trauen, liegt nicht zuletzt an Sängerin Svenja, die sowohl gesanglich als auch von ihrer Bühnenpräsenz her eine durchaus überzeugende Leistung zeigt. Und das, was der noch jungen Band eventuell noch an Bühnenerfahrung fehlen mag, macht sie durch eine unglaubliche Spielfreude wieder wett. Die live dargebotenen Songs sind dabei auch alles andere als schlecht. Die großzügige Spielzeit von einer Stunde für einen Eröffnungsact halte ich auch für eine gute Sache. So haben auch Newcomer wie FATAL FIRE genügend Spielzeit, um sich gut zu präsentieren. Das ist auf jeden Fall ein Auftakt nach Maß mit einem richtig guten Auftritt.

Setliste FATAL FIRE: Dawn; Kingslayer; 175 BPM; Crossroads; Sea; Meteorites; Ardent; Cannibal; Destruction; Ashes Remain


Nach einer halbstündigen Umbaupause dürfen wir die Balinger STORMHUNTER auf der Bühne in Steinberg begrüßen. Die Truppe stand zwar bereits letztes Jahr auf dem Billing, musste aber 2022 leider krankheitsbedingt absagen. Umso schöner, dass es für 2023 geklappt hat, genießt die Band doch vor allem im süddeutschen Metal-Underground einen hervorragenden Ruf als Liveband. Auch ich durfte STORMHUNTER seit der Gründung schon das eine oder andere Mal live erleben und habe die Konzerte dabei durchaus in guter Erinnerung. Und daran wird sich auch nach der Show beim diesjährigen "Gas Gäba" nichts ändern. Der klassische Heavy Metal des Fünfers trifft auch diesmal mit voller Kraft ins Schwarze. Alte Klassiker wie 'Hunting The Storm' werden ebenso abgefeiert wie neuere Stücke vom Kaliber 'Headbanger's Ball'. Und mit Mitgrölnummern wie 'Two Beers (Or Not Two Beers)' im Programm hast du die Meute sowieso im Griff. Auch 2023 ist STORMHUNTER live ein Brett.

Setliste STORMHUNTER: Bitter Fate; Unholy Seed; Sharp Invaders; Victimized; Crown Creation; Mind Odyssey; Two Beers; Headbanger's Ball; Valhalla; Knights Of Metal; Hunting The Storm; A Thousandth Part


Mit OVER THE UNDER aus Polen wird es jetzt international in Steinberg. Ich muss zugeben, dass ich nicht einmal wusste, dass es eine Band dieses Namens gibt, bis ich ihn auf dem Plakat gelesen habe. Das hielt mich aber nicht davon ab, im Vorfeld mal kurz anzuchecken, was mich da so ungefähr musikalisch erwarten dürfte. Von den Hörproben durchaus angetan, freue ich mich ganz besonders auf das Trio. Was ich dann erlebe, lässt sich tatsächlich nur schwer in Worte fassen, denn das muss man im Prinzip selbst livehaftig erfahren haben. Selten habe ich eine solche Intensität während eines Konzerts erlebt, auch wenn auf der Bühne eigentlich nicht viel passiert und die Lightshow eher minimalistisch ist, aber umso mehr perfekt zu der Darbietung von OVER THE UNDER passt. Stilistisch lässt sich das Ganze als eine eigene Mischung aus Doom, Stoner und Blues einordnen, gepaart mit jeder Menge Groove, also nichts für Menschen, die in Schubladen denken. Powermetal.de-Kollege Timo Reiser erinnert das Dargebotene stellenweise an alte PRONG, was man durchaus so stehenlassen kann. Tatsächlich ist OVER THE UNDER am Ende die einzige Band des Tages, die von einem begeisterten Publikum für eine außerplanmäßige Zugabe zurück auf die Bühne geholt wird, als das Tape mit der Pausenmusik bereits am Laufen ist. Diese Zugabe erstreckt sich dann über weitere zehn Minuten, bei der Sänger und Gitarrist Karol auch noch den Hendrix gibt und seine Gitarre hinter dem Kopf spielt. Die angefügte Setliste ist übrigens ohne Gewähr, da man, laut Aussage von Schlagzeuger Chucky, gerne spontan entscheidet, was gespielt wird. Mich zieht es nach dieser grandiosen Livedarbietung auf jeden Fall erst einmal zum Merchstand um mich mit sämtlichen CDs von OVER THE UNDER einzudecken. Genau für so etwas liebe ich Festivals wie das "Gas Gäba". Und mein Dank geht eindeutig an Fabi, der die drei Jungs ins Schwabenland geholt hat.

Setliste OVER THE UNDER: Improvisation; Lemmy; Bad; Janus; Run; Sleep; Emptiness


Von Polen geht es nach Österreich, denn von dort kommt der nächste Act. Genauer gesagt, stammt der Fünfer LIQUID STEEL aus Innsbruck, und tatsächlich feiere ich auch hier eine persönliche Live-Premiere. Gleich mit der Eröffnungsnummer 'Scream In The Night' weiß ich bereits, die folgende Stunde ist genau etwas für Papi. Der hymnische 80er Heavy Metal von LIQUID STEEL trifft genau meinen Nerv. Und die durchaus vorhandenen MAIDEN-Anleihen tun ihr übriges. Bei bestem, druckvollem Sound, wie übrigens den ganzen Tag auch bei den anderen Bands - hier mal ein fettes Lob an den Soundtechniker hinter dem Mischpult - liefern die Österreicher eine Metal-Show, wie sie Steinberg in der Form glaube ich noch nie gesehen hat. Es wird gepost was das Zeug hält und Sänger Fabio ist sowieso ein Energiebündel vor dem Herrn. Die Turnhalle in Steinberg ist inzwischen auch richtig voll und die Stimmung fast schon auf dem Siedepunkt. Textsicher werden Metal-Hymnen wie 'Heavy Metal Fire' mitgesungen und als fast schon gegen Ende des Sets eine gelungene Coverversion des NWoBHM Klassikers 'Blitzkrieg' in die Menge gefeuert wird, ist nicht nur der Schreiber dieser Zeilen am Ausrasten. Der Auftritt von LIQUID STEEL ist alleine schon headlinerwürdig, aber da soll ja noch was kommen…

Setliste LIQUID STEEL: Scream In The Night; Victim Of The Night; Starrider; Kingdom Of Silence; Midnight Chaser; Samurai; Phoenix; Heavy Metal Fire; Liquid Steel; Blitzkrieg (BLITZKRIEG-Cover); Speed Demon

 

Wer sollte einem bis dahin auf ganzer Linie gelungenen Festival mit bisher vier Bands, die alle auf ihre ganz eigene Art begeistert haben, noch die Krone aufsetzen? Diese Ehre wird der Metal-Legende VELVET VIPER zuteil, die seit 2018 mit dem fulminanten Comeback-Album "Respice Finem" wieder aktiv ist. Leider kann ich mich nicht mehr daran erinnern, ob ich die Vorgängerband ZED YAGO oder auch VELVET VIPER in den 80ern oder frühen 90ern schon mal live gesehen habe. Auf irgendeinem der vielen Festivals, auf denen ich seinerzeit war, sollte es eigentlich der Fall gewesen sein. Allerdings sind manche Erinnerungen an meine durchaus wildere Zeit inzwischen verblasst, warum auch immer. Naja, so gibt es dann halt beim "Gas Gäba" nochmals die Gelegenheit. Das sollte 2018 oder 2019 zwar schon in Augsburg passieren, aber das Konzert wurde damals leider kurzfristig abgesagt. Umso größer ist die Freude, diesmal die Queen of Dramatic Metal endlich bewusst live zu erleben. Und ich werde nicht enttäuscht, ganz im Gegenteil sogar. Wusste ich im Vorfeld vom Hörensagen, dass Auftritte von VELVET VIPER immer etwas Besonderes sind, hat das livehaftige Erleben in diesem Fall fast etwas Magisches. Es gibt nur wenige Sänger und Sängerinnen auf dem Planeten, die diese gewisse Ausstrahlung haben, sobald sie eine Bühne betreten. Einer war beispielsweise Ronnie James Dio (R.I.P.) und Jutta Weinhold hat eben genau dieselbe Ausstrahlung, da muss dann gar nicht mal viel Action auf der Bühne herrschen. Dass Jutta am 19. Oktober dieses Jahres bereits ihren 76. Geburtstag feiert, kann man fast gar nicht glauben, denn das sieht man ihr überhaupt nicht an. Heavy Metal hält einfach jung. Mit alten ZED YAGO-Klassikern und auch neuen Stücken aus ihren aktuellen Alben liefert VELVET VIPER dann den tatsächlich krönenden Abschluss des "GAS GÄBA" 2023. Persönliches Highlight ist dabei der von allen Anwesenden mitgesungene 'Black Bone Song'. Dieses Konzert sind 90 Minuten für die Ewigkeit, die ich, und auch die meisten anderen, bestimmt nicht mehr vergessen werden. Dass Jutta Weinhold nach dem Konzert zusammen mit ihren Mitmusikern noch für alle Fans für Autogramme und gemeinsame Fotos zur Verfügung steht, ist dann noch das Sahnehäubchen obendrauf.

Man kann den Machern vom "GAS GÄBA", dem Verein Stahlwerke Weihungstal e.V., nur gratulieren, innerhalb kurzer Zeit ein derart kleines und feines Heavy-Metal-Festival etabliert zu haben, wie man am Zuschauerzuspruch dieses Jahr deutlich erkennen konnte. Wir freuen uns schon auf ein Wiedersehen in Steinberg im nächsten Jahr! Und ich denke mal, auch die anwesenden Redaktionskollegen Timo Reiser, Frank Jäger, Katharina Jäger, Julian Rohrer und Noah-Manuel Heim kommen nächstes Jahr gerne wieder. Rüdiger Stehle sowieso, da er ja zum Veranstaltungsteam gehört.

 

Fotos: Daniel Tretter und Rüdiger Stehle

Redakteur:
Tommy Schmelz

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