GREY ATTACK, THE JÄGS und DASHBOARD ANGELS - Übach-Palenberg

28.01.2024 | 22:40

26.01.2024, Rockfabrik

Geburtstagsfeier mit geladenen Gästen.

2023 konnte die Aachener Rockband GREY ATTACK ihr zehnjähriges Bestehen feiern. Da etliche Konzertverpflichtungen zum aktuellen Album "Afterworld" im In- und Ausland Vorrang hatten, wurde das Jubiläumskonzert in der Heimat auf das neue Jahr verschoben. Am 26. Januar spielte das Quartett mit zwei Vorgruppen aus der Region in der Rockfabrik in Übach-Palenberg. Vor und zwischen den Auftritten wird eine ganze Serie hochkarätiger Klassiker von LED ZEPPELIN über AEROSMITH, VAN HALEN, LYNYRD SKYNYRD bis zu ALICE COOPER u.v.a. gespielt. Doch davon lassen sich die Gruppen nicht beeindrucken.

Zunächst gehört die Bühne THE JÄGS. Das Power-Trio spielt einen einfachen und druckvollen Rock mit leichter Punkschlagseite. Wie in der guten alten Zeit wird bald zum ersten Mal Kunstnebel in die farbigen Lichtstrahlen der Scheinwerfer geweht. Leider kann ich zu dieser wenig bekannten Gruppe keine Liedtitel nennen. Denn der Gesang, den hauptsächlich der Gitarrist übernimmt, geht im Sound der Instrumente unter, so dass man auch in den Refrains kaum ein Wort versteht, und die Band macht es Interessierten im Publikum auch nicht leicht, da sie keinen einzigen Titel ansagt. Andererseits geht es ohne Ansagen Schlag auf Schlag weiter und THE JÄGS bringen die Zuschauer allmählich auf Betriebstemperatur. Dementsprechend werden sie nach ihrem halbstündigen Auftritt mit freundlichem Applaus verabschiedet.

Kürzlich las ich die Aussage eines Konzertveranstalters, dass auf dem Markt die verrückte Situation eingetreten sei, dass die Leute bei Konzertkarten desto eher zugreifen, je teurer diese seien. Da scheint etwas dran zu sein, denn anders kann ich es mir kaum erklären, dass die Disco 1 der Rockfabrik (zunächst) nur etwa halb voll ist, wenn an einem Freitag Abend drei Gruppen für 20 Euronen an der Abendkasse und etwas weniger im Vorverkauf spielen.

Nach einer angenehm kurzen Umbaupause sind die DASHBOARD ANGELS an der Reihe. Das Quartett bietet einen ebenso heftigen wie lässigen Southern-Boogie-Blues-Rock. Die musikalische Ausrichtung kann man schon ahnen, wenn man den ZZ-TOP-würdigen Bart des hünenhaften Bassisten sieht, der sich fast mit der gleichen Eleganz wie einst das Gespann Gibbons / Hill über die Bühne bewegt. Und natürlich weiß die Gruppe, dass ein Rockstar nur dann wirklich cool aussieht, wenn er auch an einem Winterabend in einem schummerigen Club Sonnenbrille trägt.

Nachdem THE JÄGS von der ersten bis zur letzten Sekunde Vollgas gegeben haben, lassen die DASHBOARD ANGELS ihren Liedern Luft, sich zu entfalten. Das Schlagzeug oder ein Gitarrenriff eröffnet, allmählich steigen die übrigen Instrumente ein, und spätestens beim Chorus wird richtig Dampf gemacht. Obendrauf gibt es regelmäßig ein feines Gitarrensolo. Die verschiedenen Instrumente und auch der Gesang sind hier besser ausbalanciert, so dass jedes Bandmitglied gut zu vernehmen ist und man auch etwas von den Texten, die sich nicht selten um das unverwüstliche Thema Saufen drehen, verstehen kann.

Mit Titeln wie 'Sledgehammer Boogie' und 'Gimme Back My Beer', dem eine gewisse Ähnlichkeit zu einem ähnlich lautenden Titel von LYNYRD SKYNYRD nicht abzusprechen ist, heizt der Vierer dem Publikum ein und wird bald schon wie ein Headliner bejubelt. Die packenden Melodien und die detailfreudigen Arrangements halten sich auch über den weiteren Verlauf des Auftritts, wenn etwa 'Big Foot' oder 'Cheap Red Wine' abgefeuert werden. Die Reaktionen der Zuschauer reichen von versonnenem Zuhören über Fäusterecken bis hin zum Mitwippen oder gar Tanzen. Den tranigen Oldie 'Bad Boy' von LARRY WILLIAMS haben die DASHBOARD ANGELS zu einem mitreißenden Heavy Rock umarrangiert, bevor es mit dem unverwüstlichen Stampfer 'Road House Blues' der DOORS durch die Ziellinie geht. Das Publikum ist begeistert, und ich bin bestimmt nicht der einzige, der von dieser Gruppe gerne noch mehr gehört hätte. Selten hat mich eine Vorgruppe, die ich bis dahin gar nicht kannte, dermaßen gepackt wie diese. Wer sich mit der genannten Musikrichtung anfreunden kann, sollte sich unbedingt, beispielsweise bei YouTube, auf die Suche nach den DASHBOARD ANGELS begeben.

Wieder ist keine lange Wartezeit erforderlich, bis die Hauptgruppe GREY ATTACK auf die Bühne kommt. Die Zuschauerzahl hat sich mittlerweile merklich erhöht, auch wenn der Saal nicht voll wird. Außer dem Jubiläum ist natürlich auch die letztjährige Scheibe "Afterworld" Anlass für das heutige Konzert. Folglich wird das Album vor allem in der ersten Phase des Konzertes ausführlich vorgestellt. Die Show legt wie das Album mit dem Doppelschlag aus dem Intro 'Into The Light' und dem Titelstück los. Schließlich wird die erste Hälfte von "Afterworld" am Stück dargeboten. Man merkt, dass die Gruppe schon einige Konzerte mit dem neuen Material gespielt hat, denn verglichen mit den Studioaufnahmen, wirkt die Musik akzentuierter und scheint in Details weiter ausgearbeitet zu sein. Vor allem 'Change Your Mind' entpuppt sich live als Abrissbirne, die man beim Anhören der CD nicht erwartet hätte. Die Musik ist bei GREY ATTACK lauter als bei den Vorbands, was der Qualität nicht immer entgegenkommt. Das zeigt sich deutlich beim ambitionierten 'Lost', dessen Doppel-Leadgitarren fast untergehen. Doch Drummer JFK profitiert vom Sound heute Abend, sein kraftvolles, präzises und vielseitiges Spiel kommt besser als auf der Studioscheibe zur Geltung.

Während die Gitarrenfraktion aus Frontmann Grey Charlez und Wulff Maahn meist ihren Platz an den Mikrophonen hält, zeigt Bassist Frank le Gov mit seinem fünfsaitigen Tieftöner etwas mehr Bewegungsdrang und Interaktion mit dem Publikum. Mit 'Grains Of Sand', dem Titellied des vorletzten Albums, geht die Band erstmals weiter in die Vergangenheit zurück, bevor 'The End', einer meiner Favoriten der "Afterworld"-Platte, seine Livepremiere hat und ein starkes Solo nun auch mit besserem Sound aufbietet. Einen Gang zurück schaltet die Band bei der Powerballade 'Untill I'll Die' vom selbstbetitelten Debüt.

Ein pflichtbewusster Rocker arbeitet natürlich auch an seinem Geburtstag so wie Wulff Maahn, der dafür von seinen Kollegen und den Zuschauern ein spontanes Ständchen erhält. Außerdem verrät Grey Charlez, dass die Gruppe die Arbeiten an einem neuen Album aufgenommen hat, das noch 2024 herauskommen soll. Ob es allerdings ernst gemeint ist, dass die Band GREY ATTACK demnächst in der Fernsehwerbung für ein gleichnamiges Haarfärbemittel auftreten wird, sei einmal dahingestellt. Mit dem neueren 'Where I Belong' und dem etwas älteren Kracher 'Don't Need Nobody' gibt die Truppe weiter Gas und das Publikum geht immer stärker mit.

Als Finale hat die Band das sehr starke 'Over The Rainbow' vom Debütalbum in petto. Das Publikum ist begeistert und will die Gruppe noch nicht ziehen lassen. Das Verlangen nach einer Zugabe treibt die Zuschauer, die bisher einen größeren Abstand zur Bühne gehalten haben, an den Bühnenrand. Da bleibt GREY ATTACK nichts anderes übrig, als eine, wenn auch kurze, Zugabe in Gestalt von 'First Try In Second Life' zu spielen. Damit ist Schluss. Aber da nun Monty Pythons 'Always Look On The Bright Side Of Life' ertönt, bleibt die gute Laune im Saal erhalten.

Setliste (aus der Erinnerung, daher ohne Garantie): Into The Light / Afterworld; Simple Life; My Last Dance; Change Your Mind; Lost; Grains Of Sand; The End; Until I'll Die; Where I Belong; Leave Me Alone; Don't Need Nobody; Over The Rainbow; Zugabe: First Try In Second Life

 

 

 

 


Redakteur:
Stefan Kayser

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