Halford / Overkill - Stuttgart
20.11.2000 | 07:3219.11.2000, Longhorn
\"OVERKILL / HALFORD - Klappe, die Zweite\". Nach dem fulminanten Auftritt dieses Packages in München, durfte ich auf keinen Fall den Gig einen Tag später in Stuttgart verpassen.
Wie auch in München legten OVERKILL Punkt 20 Uhr mit \"Battle\" los und auch sonst spielte man die gleichen Tracks wie am Vortag. Die einzigen Unterschiede zum Gig in München bestanden im wesentliche transparenteren und klarerem Sound, sowie deutlich besserem Zuspruch durch das Publikum. Eigentlich kein Wunder, das Longhorn drohte aus allen Nähten zu platzen, was für Sympathiebolzen Blitz natürlich ein gefundenes Fressen ist. Schon ab dem Opener hatte er die Menge unter Kontrolle und gab das Zepter bis zu den letzten Tönen von \"Fuck you\" nicht mehr aus der Hand. Und auch sonst präsentierte man sich in allen belangen als Metalband der absoluten Weltspitze - clevere Songauswahl mit glänzenden Spannungsbögen, mega tightes Zusammenspiel und eine faszinierende Optik. Tja und wie auch in München war leider schon nach 60 Minuten wieder Sense. Niemandem gönne ich den Erfolg mehr als den Jungs aus New York, den sie auf dieser Tour haben. Aber wenn ich ehrlich bin, OVERKILL auf Headliner Tour sind mir lieber - da gibt\'s nämlich das volle Brett. Bin mir fast sicher, daß viel der Anwesenden viel andere Klassiker und Hits vermißt haben, oder wer will schließlich auf Brecher wie \"Coma\", \"Horrorscope\" oder \"Evil never Dies\" verzichten?
Was im Anschluß folgte ist eigentlich kaum in Worte zu fassen ... die nächsten 90 Minuten wurden schlichtweg zu einem Triumphzug für Großmeister HALFORD und seine Mannen. Das komplette Longhorn lag der Legende zu Füßen und sang alte Klassiker wie \"Breakin\' the Law\" und \"Electric Eye\" genauso inbrünstig mit, wie neueres Material des Ex-PRIEST Fronters. Dieser hatte sichtlich seinen Spaß an den Huldigungen und dirigierte die Massen von seiner \"Kanzel\" herab, als wäre er der Papst persönlich (naja, eigentlich ein blöder Vergleich, denn wer läßt sich schon von diesem weltfremden Greis noch was sagen? einzige Konsequenz \"HALFORD for pope!\"). Erneut zu erwähnen wäre Drumtier Bobby Jarzombek ... der Kerl ist einfach unglaublich. Mit welcher Leichtigkeit dieser sein Kit bearbeitet und dabei die heftigsten Sachen spielt, ist in der Tat ein wahrer Augen- und Ohrenschmaus - besonderer Gimmick an seinem Set, zwei Crash-Becken die hinter ihm aufgebaut sind. Jeder andere Drummer würde mit der Orientierungslosigkeit eines Maulwurfs hinter sich prügeln, in der Hoffnung auch nur in die Nähe eines der Cymbals zu kommen ... nicht so Mr. Jarzombek - jeder Hit ein Treffer ... Sprachlosigkeit macht sich breit. Übrigens, der Drumsound war in Stuttgart doch um einiges besser als tags zuvor in der Landeshauptstadt der Bayuwaren. Das Longhorn besitzt halt doch die bessere Akustik im Vergleich zum viehallenähnlichen Colosseum. Das hier aber nicht die Vermutung aufkommt, ganz Stuttgart wäre einem kollektiven Massenorgasmus erlegen, nein, es gab auch vereinzelt dezente Stimmen der Kritik. Mein Nebensteher war zum Beispiel wenig begeistert von Mr. HALFORDs klampfentechnischen Mitstreitern. Kommentare wie, \"Man die Typen waren doch sicher mal früher in irgend so einer Hüpf-Combo ...\", \" ... verdammt, jetzt hüpfen die Typen schon wieder ... \" oder \" ... bleib endlich stehen, Füße auseinander und bangen!\" gab der Kollege nicht nur einmal von sich. Ehrlichgesagt, mich hat\'s nicht gestört, daß die Jungs den Flummi machten. Frisches Blut hat in \'ner Band schließlich noch nie geschadet! Oder?
Mehr gibt\'s nicht zu sagen, außer - wer nicht da war, hat sich selber ins Knie gef.....! Ich würde mich in den Arsch beißen, hätte ich das ultimative Metal Package des Jahres verpaßt ...
- Redakteur:
- Oliver Kast