Headbangers Open AIr - Brande-Hörnerkirchen
04.08.2004 | 04:5309.07.2004,
Nun kam eine der Bands, auf die ich mich am meisten gefreut hatte. TYR von den Faröer Inseln hatten mich mit ihrem zweiten Album "Eric, The Red" völlig umgehauen. Und während zuvor noch Leder und Nieten die Bühne dominiert hatten, traten nun vier völlige Normalos auf die Bühne. Auch wenn man das Outfit der Jungs als völlig unscheinbar beschreiben kann, so kann man genau das von ihrer Musik nicht behaupten. TYR zogen mit ihrer Mischung aus skandinavischer Folklore und Power Metal so ziemlich jeden in ihren Bann. Spätestens der Überhammer 'The Edge' wurde allerorts abgefeiert und man sah den Jungs den Spaß an. Es ist aber auch unmöglich, bei diesen mitreißenden Nummern unberührt zu bleiben. Auch wenn man nicht alles versteht – außer man ist der Landessprache der Truppe mächtig – ist diese einzigartige Melange einfach ungeheuer faszinierend. Sänger/Gitarrist Heri Joensen turnte mit seinem Headmikro wie von einer Tarantel gestochen auf den Scheunenbrettern herum. Zum Glück packten sie nicht 'The Wild Rover' aus, denn ich hatte bereits vorher Befürchtungen geäußert, dass nicht wenige Zuschauer im Halbrausch den deutschen Text mitsingen würden. Diese Peinlichkeit ist uns erspart worden, was der Band einen weiteren Sympathiepunkt einbringt. Man kann nur hoffen, TYR bald mal auf richtiger Tour erleben zu können. Gerade im Zeitalter des Folkrocks dürfte diese originelle Band auch ein größeres Publikum ansprechen.
Über die folgende Surprise-Band gab es natürlich endlose Spekulationen. Hätte man auch nur ein kleines bisschen nachgedacht, wäre man sicherlich darauf gekommen, dass eine der Bands der Warm-up-Show vom Donnerstag nahe liegend wäre. So kamen wir in den Genuss der aufstrebenden Schweden RAM. Und obwohl die Jungs bis jetzt nur ein Mini-Album am Start haben, wurden sie mächtig abgefeiert. Kein Wunder, wenn man schönen Power Metal der amerikanischen Gattung abfeuert. Irgendwie verspürte ich aber ein unangenehmes Hungergefühl, so dass ich erstmal gen Grillstand entschwand.
Langsam wurde es dunkel (und kälter!) und die vermeintlichen Headliner des ersten Tages enterten die Bühne. Gut, mit INTRUDER konnte ich damals nie so richtig warm werden, so dass ich den Anfang ihrer Show noch vom Grill aus anhörte. Offensichtlich muss mir das Dargebotene aber zugesagt haben, denn nach einigen Songs begab ich mich dann doch Richtung Akteure und genoss eine energiegeladene Oldschool-Thrash-Show. Etwas irritiert war ich allerdings über die Länge ihres Sets. Hatte ich gedacht, mit der MONKEES-Nummer 'I'm Not Your Stepping Stone' würde das Ende eingeläutet, so ratterte der Vierer noch eine weitere halbe Stunde über die Bühne und verzögerte den eh schon aus den Fugen geratenen Zeitplan. Merkwürdig.
Während es langsam immer schattiger wurde, arbeitete ich mich in die vorderen Reihen vor, um mir BROCAS HELM aus nächster Nähe ansehen zu können. Ich kann ja verstehen, dass sich an dieser Band die Geister scheiden, aber ich fand den Auftritt des kauzigen Trios extrem kurzweilig, mitreißend und unterhaltsam. Vor allem Basser Jim Schumacher machte mit seinem Kaiser-Wilhelm-Bart und seinem Käppi auch optisch eine besondere Note – die man ja von ihm gewohnt ist – aber auch Jack Hays war hinterm Drumkit eine Augen- und Ohrenfreude. Gut, die Sangesleistung von Fronthelm Bobbie Wright klang stellenweise etwas dünnbrüstig, was mich in meiner Euphorie aber kaum interessierte. Die Kapelle hatte offensichtlich mächtig Spaß und genoss es auch, von den Fans teils frenetisch abgefeiert zu werden. Dabei ackerten sie sich durch alte Standards wie 'Black Death' und präsentierten nebenher ganz selbstverständlich auch Nummern des neuen Albums "Defender Of The Crown", welches erstmalig auf dem HOA verkauft wurde. Gut, Titel wie 'Skullfucker' oder 'Ghost Story' waren eingefleischten BROCAS-Maniacs bereits geläufig, aber es war erstaunlich mit anzusehen, wie gut die Truppe vom Großteil des Publikums angenommen wurde.
Playlist:
Black Death
Juggernaut
Defender Of The Crown
Into Battle
Beneath A Haunted Moon
Time Of The Dark
Ravenwrek
Wartoons
Cry Of The Banshee
Ghost Story
Persian Gulf
Drink The Blood Of The Priest
Fly High
Skullfucker
(keine Garantie für richtige Reihenfolge, sorry – der Verf.)
- Redakteur:
- Holger Andrae