Headbangers Open Air - Brande-Hörnerkirchen
23.08.2012 | 01:3926.07.2012, Scheune
Bereits zum 15. Mal wurde der Garten in der norddeutschen Tiefebene bei Elmshorn in Brand gesetzt.
Wenn ich mich nicht täusche, sollten TALES OF HORROR aus Bielefeld bereits in einem der letzten Jahre beweisen, dass es ihre Heimatstadt tatsächlich gibt. Damals war die Truppe, wenn ich mich richtig entsinne, im Stau versackt. Nun eröffnen sie den diesjährigen Samstag. Ein Samstag mit diversen Änderungen. Da zwei Bands leider ausfallen, verschiebt sich die Startzeit um eine Stunde nach hinten. Während bei den französischen ADX der Krankenhausaufenthalt eines Musikers das Erscheinen unmöglich macht, sind die Italiener MEGAHERA angeblich an der Grenze hängen geblieben. Nanu? Egal, denn ausreichend Musik wird ja trotzdem geboten. Weniger egal ist der Umstand, dass der nordische Wettergott es am Samstag Vormittag wenig nett mit uns meint. Der angekündigte Dauerregen hat eingesetzt und der Himmel lässt rein farbtechnisch darauf schließen, dass sich dieser Zustand so bald nicht ändern wird. Schnell gibt es Matsche unter den Hufen und schnell ist die Parkplatzeinfahrt schlecht befahrbar. Anyway, ich treffe auf den einen wettergeprüften Kollegen aus dem Süden, wir greifen uns etwas zu trinken, stellen uns unter einen der vielen Schirme und lauschen dem "Old Wave Of German Heavy Metal" von TALES OF HORROR. Die Jungs spielen aufgrund des Wetters vor sehr überschaubaren Rängen, lassen sich davon aber nicht beirren. Ihr traditioneller Heavy Metal macht sich zum seichten Eingleiten in so einen langen Festivaltag sehr gut. Frühschoppen-Metal, der zum gepflegten Mitwippen anregt oder als Untermalung für angeregte Gespräche bestens funktioniert. Böse Zungen könnten jetzt den Begriff "bieder" in den Raum werfen, aber selbst dieses Attribut ist nicht ausschließlich schlecht. Der große Pluspunkt der Band ist Sänger Markus Brand, der nicht nur mich an Bruce Bruce von SAMSON erinnert. Feiner Auftritt, der bei weniger Feuchtigkeit von Oben sicherlich besser aufgenommen worden wäre.
Während meine Kollegen noch mit Grätensteaks beschäftigt sind, erwarte ich den Auftritt von THE GATE mit gemischten Gefühlen. Weshalb? Nun, ich oute mich hier mal als jemand, der von RUNNING WILD lediglich die ersten beiden Scheiben mag (mochte) und dem alles spätere Material der Piraten-Metaller völlig egal ist. Da allerdings gemunkelt wird, THE GATE würde heute einen speziellen "Gates To Purgatory"-Set spielen, warte ich gebannt der Dinge, die da geschehen. Und mit dieser Einstellung stehe ich offensichtlich nicht ganz allein da. Sämtliche Mit-Unter-Unserem-Schirm-Steher erwarten etwas Ähnliches. Insofern ist die Verwunderung relativ groß als die Band ausschließlich Material ihres bisher einzigen Silberlinges zum Besten gibt. Sicherlich auch ganz nett, aber ohne den "großen" Namen in der Besetzung eben leider auch nicht mehr. Der Wettergott scheint das etwas anders zu sehen und beginnt sich zu beruhigen. Offenbar habe ich wieder einmal komische Ohren. Sehr kurzweilig sind hingegen die Anekdoten, die Preacher zwischen den Nummern in besten Norddeutsch zum Besten gibt. Entertainment pur. Und auch Neu-Sänger Sven Steinert weiß zu überzeugen. Lediglich das Songmaterial an sich will bei mir nicht so recht zünden. Aber ich bin da sicherlich kein Maßstab, denn mit deutschem Heavy Metal komme ich oft nicht so gut klar. Den immer voller werdenden Reihen vor der Bühne gefällt es offensichtlich sehr gut. Nach dem letzten THE GATE-Song 'Mountains' kommt dann aber das erhoffte RUNNING WILD-Revival. Zuerst spielt man das bis dato unveröffentlichte Stück 'Deliver From Sin', dann betritt Ur-Drummer Hasche die Bühne. Mit diesem hinterm Kit werden die drei Klassiker 'Chains & Leather', 'Soldiers Of Hell' und natürlich 'Prisoner Of Our Time' gespielt. Ich bin erneut erstaunt darüber, wie gut mein Gedächtnis funktioniert, wenn es um das Mitsingen solcher über Dekaden nicht mehr gehörten Songs geht. Erschreckend. So gehen die Herrschaften unter lautem Gejubel und der Forderung nach weiteren Songs von der Bühne und hinterlassen eine sehr zufriedene Gefolgschaft.
Setlist: Into The Pit; Shout For Metal; Guy Anvil; Earth Cathedral; Hiding Where The Wolves Live; Hammerstein (Heaven May Fall); Open The Gate (Bang Your Head); Face Your Fear; Mountains; Deliver From Sin; Chains & Leather; Soldiers Of Hell; Prisoners Of Our Time
Endlich ist sie gekommen! Die Zeit. Welche? Die Zeit für eine amtliche Prise "Louder Than Hell" aus New York! Nein, nicht der Bassegomane und seine Fellhosencombo sind gemeint, hier geht es um die old school US-Metalinstitution BLACKSMITH. Die Namensgebung verdankt man der ehemaligen Frontröhre Heidi Black, zu hören auf der ersten EP, und dem Gitarristen David Smith, der heute noch mit seinen Fingern flitzeflink über den Steg gleitet. Als Viermannbesatzung, bestehend aus drei Vierteln der Mark-II-Besetzung (1987 - 1991), setzten sie nach good old Germany über. Pünktlich um 15:40 Uhr entert das Quartett um Mainman und Saitenhexer David die Bühne. Fulminant, ich und einige mehr sind gespannt wie ein Flitzebogen! Es gibt kein Halten mehr, schnell noch den letzten Schluck Gerstensaft die Kehle hinuntergestürzt und ab geht es in die Front Row. Wann erlebte man BLACKSMITH zu Hochzeiten des Metal in den 80er Jahren auf teutonischen Bühnen? Niemals, nichts war es, niente, nada! Nicht eine Fußspitze setzten sie ins gute alte Europa, diese Lausbuben, erst mit dann ohne Dame. Umso schöner, dass die Herren den Weg in den nördlichsten aller metallisch verschönten Garten finden. Wenn auch ohne Dame. Aber das ist vollkommen egal, hier regiert feinster US-Stahl. Die leicht gealterten Musiker rocken gut ab. David Smith, mit Designerbrille als Bandanahalter ausgestattet, rifft sich absolut fehlerlos durch das Vermächtnis der selbstbenannten EP und des einzigen vollen Albums "Fire From Within". "Louder Than Hell" war das Gebot der Stunde. Sänger Malcolm "Mania" Lovegrove entfachte bei nicht Wenigen eine Manie, die auch nach dem Konzert lange anhält. Das ist pure Freude, auf und vor der Bühne. Danke für diese Vorstellung, die Daumen sind steil nach oben gerichtet. Für US-Metaller ist es ein echtes Schmankerl, das mit dem Kauf der aktuellen frisch gepressten CD "Time Out Of Mind", erschienen bei Heaven and Hell Records, belohnt werden muss. Es handelt sich dabei um einen bis dato nicht veröffentlichten Elftracker aus dem Jahr 1990. Wie der klingt? Reinhören und Kaufen ist des US-Junkies Pflicht. Jetzt noch neue Songs und eine Tour hinterher, die US Metalgemeinde ist anwesend, ich sowieso. Amen.
[Andreas Siebenmorgen]
Das heurige HOA ist ja in gewisser Weise auch ein inoffizieller Wettbewerb um die Krone in der offenen Klasse der im Untergrund angesagten Bands, die massiv von MERCYFUL FATE und deren Frontkönig beeinflusst sind. Ein deutscher und ein schwedischer Kandidat gingen bereits am Donnerstag und am Freitag ins Rennen, und nun ist es Zeit für ein weiteres Drei-Kronen-Team, seine Kür abzuliefern. Um es gleich vorweg zu nehmen: Es wird ein umstrittener Auftritt werden, den uns die Jungs von IN SOLITUDE heute kredenzen. Stein des Anstoßes ist einmal mehr der mit totem Fuchs und zerfetzten Jeans behangene Frontmann Pelle Åhman, der einen Auftritt abliefert, der den Zuschauer fragen lässt, was der der gut Mann wohl alles im Tee hatte. Pelle schaut apathisch und wahnhaft aus seinem Corpsepaint, windet und aalt sich über die Bühne, rennt Mikroständer um, stöpselt dabei Kabel aus und liefert eine manische Bühnendarbietung ab, die manch einer sofort als "assliges Rockstargehabe" abstempelt, die mich aber, gerade im Zusammenhang mit dem dunklen, ebenso manischen wie depressiven Heavy Metal der Band, auf besondere Weise fesselt. Pelle scheint mir zum einen, den Geist seiner Musik zu leben, und zum anderen, eine Bühnenperformance zu liefern, die derjenigen eines sehr berühmten Landsmanns und Namensvetters des Protagonisten sehr nahe kommt. Zumindest stelle ich mir einen Auftritt des legendären "Dead" nicht gänzlich unähnlich vor. Da Pelle davon abgesehen stimmlich auf der Höhe ist, und seine Bandkameraden vielleicht nicht die Tightness von PORTRAIT haben, aber definitiv noch mehr Gefühl für die okkulte Seite des Heavy Metal, passt hier so ziemlich alles. Gut, man hätte durchaus die Spielzeit voll machen dürfen, und nicht zehn Minuten eher die Bretter verlassen, aber bei einem so voll gepackten Billing ist das zu verschmerzen. Daher bleibt mein Fazit, dass sich die Mannen von IN SOLITUDE dieses Mal trotz dezent verpeilter Protagonisten und einiger technischer Probleme den Titel in der eingangs genannten Disziplin holen können - und das ganz ausdrücklich nicht, weil die Konkurrenz schwach gewesen wäre. [Im Leben nicht! ATTIC haben Gold, IN SOLITUDE sind meines Erachtens nach nur guter Dritter! - Frank]
[Rüdiger Stehle]
Im Vorfeld des heurigen HOA habe ich die nun folgende Band aus Australien mit der größten Spannung erwartet, obwohl ich bis dato noch gar keines der drei Alben von HOBBS' ANGEL OF DEATH besitze. Dafür gibt es zwei Gründe: Zum einen ist der räudig rumpelnde, zutiefst angeschwärzte Thrash Metal der Achtziger für mich stets ein gefundenes Fressen, und zum anderen bietet sich nicht mehr allzu oft die Gelegenheit, eine echte Genrelegende zum ersten Mal live zu bestaunen, die selten bis nie in Europa zu sehen ist. So huscht mir ruckzuck ein breites Grinsen übers Gesicht, als der knorrige Frontmann und B.C.Rich-Fanatiker Peter Hobbs mit seinem Seeräuberbart und seiner zackigen Axt an die Bühnenkante stürmt und einen knackig kurzen, teuflisch eingängigen und fies riffenden Rumpelcharmebolzen nach dem anderen ins Publikum feuert. Ihr liebt "Show No Mercy", ihr kennt "Welcome To Hell" auswendig und ihr habt an "Seven Churches" eine diabolische Freude? Dann seid ihr bei diesem australischen Abrisskommando goldrichtig aufgehoben, und zwar selbstverständlich nicht, weil Peter Hobbs und seine Recken, diese Scheiben kopieren würden, sondern weil dem Sound der Band eben genau dieses Urwüchsige und Unbezähmbare innewohnt, was diese Art von altem Schwarz-Thrash ausmacht. Gespielt wird so ziemlich das ganze Debütalbum, das es schließlich auch war, das 1988 den etwas verspäteten Kult um die Band etablierte, und vielleicht noch der eine oder andere, mir nicht bekannte Track, doch eines steht fest: Die Band ist mein Highlight des Wochenendes, das Debüt ist flugs eingetütet, und ich hoffe sehr, Peter Hobbs & Co. nochmals live bewundern zu dürfen.
Das HOA ist bekannt dafür, immer wieder obskure Bands aus der guten alten NWoBHM-Phase auszugraben. So auch in diesem Jahr. Nachdem gestern bereits JAGUAR mit mächtig Spaß in den Backen den Garten aufgemischt haben, wollen uns nun BLACK ROSE mit ihrem Liedgut erfreuen. Mir wird ganz warm ums Herz, denn diese Band aus Middlesbrough stand damals mit 'No Point Runnin' und 'Ridin' Higher' auf dem legendären "Roxcalibur"-Sampler. Für mich bis heute die beste Compilation überhaupt. Aber das nur am Rande. Das Quartett um Originalklampfer Kenny Nicholson scheint für viele Anwesende interessant zu sein, denn der Garten ist gut gefüllt. Für meinen Geschmack ist der Auftakt mit den unbekannten Nummern 'Biker' und 'Loveshock' zwar etwas unglücklich gewählt, aber bereits diese Titel belegen, dass man mit gutem, altmodischem NWoBHM in Brande einiges bewegen kann. Das Publikum geht auf jeden Fall gut mit. Es folgt der bekannte Gassenhauer 'Knocked Out' und sofort merkt man, wie gut diese ollen Kamellen hier aufgenommen werden. Sofort hört man aus etlichen Kehlen mitgesungene Textfragmente. Fein. Auch wenn die Band selbst etwas zurückhaltend agiert, springt der Funke allein aufgrund des erstklassigen Materials rüber. Das vom oben erwähnten Sampler bekannte 'Ridin' Higher' ist ein weiteres Highlight des Tages und wird auch als eben solches gewürdigt. Im weiteren Verlauf bietet das sympathische Trüppchen einen coolen Querschnitt durch die bisherigen Veröffentlichungen, wobei der Fronter zu jedem Song dessen Entstehungsgeschichte zum Besten gibt. Unterhaltsam. Mein absoluter Rosen-Überflieger 'No Point Runnin' wird als krönender Abschluss serviert, lässt allerdings etwas an der Bissigkeit der alten Version vermissen. Nichts desto Trotz: Die Briten haben amtlich abgerockt und müssen nicht wieder in der Versenkung verschwinden, in der sie offensichtlich die eine oder andere Dekade versunken waren.
Setlist: Biker; Loveshock; Knocked Out, Dead And Burried;Ridin' Higher; Stand Your Ground; Got Me Where You Want Me; Cure For Your Disease; Red Light Lady; Sucker For Your Love; Boys Will Be Boys; Never Take Me Alive; No Point Runnin'
Die eine oder andere Dekade hat auch TANKARD inzwischen auf dem Buckel. Genau genommen sind es drei Jahrzehnte, die diese Truppe nun ihr thrash-metallisches Unwesen treibt, und deswegen befinden sich Gerre & Co. momentan auf Jubiläumstour. Sie lassen in diesen Tagen auch kaum ein Festival aus - erst vor zwei Wochen habe ich sie beispielsweise beim "Bang Your Head" in Balingen gesehen. Allerdings hatten sie dort nur eine Spielzeit von 50 Minuten, während sie hier nun eine halbe Stunde länger "musizieren" dürfen. Trotzdem scheint das Quartett keine Zeit verlieren zu wollen, denn mit 'Zombie Attack' vom gleichnamigen Debüt geht es gleich sehr ordentlich zur Sache, und kurze Zeit später folgt mit 'The Morning After' ein weiterer Band-Klassiker. Neben ganz alten Stücken haben die Frankfurter ansonsten überwiegend Material aus den letzten zehn Jahren mitgebracht, und so gibt es beispielsweise 'Need Money For Beer' und 'The Beauty And The Beast' zu hören. Dem Publikum scheint es jedenfalls sehr zu gefallen, denn die Stimmung vor der Bühne ist hervorragend, und es wird eifrig gegrölt, gebrüllt, gebangt und gemosht. Aber auch auf der Bühne geht es gut zur Sache, denn Gerre, Andy und Frank nützen wie gewohnt den ganzen Platz aus, der ihnen geboten wird. Selbstverständlich will die Band auch Werbung für ihr neuestes Album "A Girl Called Cerveza" machen, das just an diesem Wochenende erschienen ist, und so gibt es zum einen den Titelsong und zum anderen 'The Metal Lady Boy' auf die Ohren. Dass diese Songs noch niemand kennt, tut der Stimmung überhaupt keinen Abbruch, aber es gibt ja danach auch wieder genügend Altbekanntes zu hören, sodass die (Alcoholic-)Metal-Party weitergehen kann. Nummern wie 'Slipping From Reality', 'Maniac Forces' oder 'Rectifier' werden jedenfalls wieder lautstark abgefeiert, und wie üblich beschließen 'Freibier' und '(Empty) Tankard' diesen fulminanten Auftritt. Auch wenn mich meine Kollegen dafür hassen werden - für mich war TANKARD eines der Highlights des Festivals.
Setlist: Zombie Attack; Time Warp; The Morning After; Need Money For Beer; Octane Warriors; The Beauty And The Beast; A Girl Called Cerveza; Slipping From Reality; Stay Thirsty; Rules For Fools; Alcohol; Maniac Forces; The Metal Lady Boy; Die With A Beer In Your Hand; Chemical Invasion; Rectifier; Freibier; (Empty) Tankard
Während bei TANKARD eigentlich klar war, was man erwarten kann, bin ich nun bei POWERMAD eher skeptisch. Nicht, weil ich die Musik nicht mögen würde - ganz im Gegenteil: Sowohl die 1988er-EP "The Madness Begins …" als auch das 1989er-Album "Absolute Power" höre ich sehr gerne. Aber das letzte Mal, als ich die Band gesehen habe - es war in Balingen, und es muss wohl 2007 gewesen sein -, da hat sie mich nicht wirklich überzeugt. Na, mal schau'n, wie es heute wird. Der Beginn ist zumindest schon mal sehr vielversprechend, denn das Quartett aus Minnesota startet gleich mit den ersten drei Songs von "Absolute Power", und die haben es ja wahrlich in sich: 'Slaughterhouse', 'Absolute Power', und dann auch noch das überragende 'Nice Dreams'. Der Sound passt ziemlich gut, und auch Joel DuBay ist heute sehr viel besser bei Stimme als noch vor ein paar Jahren. So fliegen den Leuten vor der Bühne die messerscharfen Riffs zielgerichtet um die Ohren, und man kommt fast nicht umhin, den Kopf zu schütteln. Mit 'Hypocrite' folgt zwar dann eine mir unbekannte Nummer, doch anschließend geht es auch schon wieder mit Material von "Absolute Power" weiter (u.a. 'Plastic Town', 'Return From Fear', 'Failsafe'). Auch die etwas älteren Songs 'Chasing The Dragon' und 'Terminator' werden wohlwollend aufgenommen, bevor es mit der Bandhymne 'Test The Steel' auch schon dem Ende entgegen geht. Als Abschluss spielen die US-Amerikaner dann noch 'Souls Descending', das im letzten Jahr als Online-Single veröffentlicht wurde, und sie hinterlassen damit eine große Meute zufriedener Fans. Eine wirklich positive Überraschung; in dieser Form darf POWERMAD sehr gern und sehr bald wiederkommen.
Setlist: Slaughterhouse; Absolute Power; Nice Dreams; Hypocrite; Plastic Town; Chasing The Dragon; Return From Fear; Failsafe; Terminator; Test The Steel; Souls Descending
Als Headliner dürfte die Dame sicher einiges an Augenreiben verursacht haben. KIM LA CHANCE. Wer was da noch gleich? Kim hat in den frühen Jahren, als Metal noch einen Sabberlatz trug, mit VIXEN eine wichtige, wegweisende EP eingespielt, bei der ein junger Gitarrist namen Marty Friedman spielte. Genau, der ging später dann zu MEGADETH. Kim dagegen versuchte es noch einmal mit einem Soloalbum und dann bei einer Band, die über das Demostadium nicht hinauskam. Das war es. Ja, das ist in der Tat alles. Und so passiert auch das, was zu erwarten war: der Garten ist nicht mehr als halbvoll, als die nicht mehr ganz taufrische Dame mit ihren Musikern die Bühne entert.
Mehrere alte VIXEN-Tracks, die sich übrigens auch zumeist auf dem Debütalbum der Nachfolgeband HAWAII befinden, eröffnen die Show. Diese wird zumeist von den Muskern bestritten, so richtig mitreißend ist Kim leider nicht, aber das mag auch an der relativen Unerfahrenheit auf der Bühne liegen. Ihr Gesang dagegen ist genau so, wie man es aus alten Tagen lieben oder hassen gelernt hat. Für mich gilt ersteres, deswegen bin ich entzückt und genieße es, diese alten Songs unerwarteterweise auch einmal live erleben zu dürfen. Nach vier Songs spielt KIM jedoch einen Tribut an einen großen, kleinen Metalsänger und ehrt Ronnie James Dio durch eine Coverversion von 'Neon Knights'. Dabei macht sie ihre Sache durchaus ordentlich, und es ist möglicherweise auch keine schlechte Idee, mal etwas zu spielen, was hier viele kennen.
Als dann aber mit 'Heaven And Hell' noch eine Coverversion erklingt, schauen die ersten skeptisch drein. Speziell auch weil die Version sowohl instrumental als auch sangestechnisch jeglichen Esprit vermissen lässt. Neben mir entspannt sich eine Diskussion. "Warum spielt die noch einen Black Sabbath Song?" "Vielleicht singt sie in einer Black Sabbath-Coverband?" "Na, dann möcht ich davon aber keinen ganzen Gig aushalten müssen!" Gut auf den Punkt gebracht.
Zum Glück aber geht es danach mit Kims Solo-Album weiter, von dem ich eigentlich erwartet hatte, dass es etwas mehr im Mittelpunkt stehen sollte. Doch gleich nach dem Titelsong 'Serve Your Savage Beast' kehrt die Band zu VIXEN zurück und feuert erst kurz vor dem Ende noch zwei MALISHA-Tracks in den Garten. Als Zugabe gibt es natürlich 'Angels From The Dust', den bekanntesten Song aus dieser Ära der Band von den schönen Inseln. Wie um uns alle nicht mit einem zu positiven Gefühl nach Hause gehen zu lassen, schickt die Band aber noch eine Coverversion hinterher: 'The Last In Line', im Original von DIO. Warum? Keine Ahnung. Ein Weltklassesong, der bei Kim leider überhaupt nicht das Flair entfaltet, das dem Original innewohnt. Wenn das Ding früher gekommen wäre, hatte der Headliner den Laden vorzeitig leergespielt.
Warum man statt 'Hands Of The Ripper' und 'Power Flight' Coverversionen spielen muss, erschließt sich mir nicht. Noch dazu welche, an denen man sich an hohen Maßstäben misst. Trotzdem hat der Auftritt Spaß gemacht und wird wahrscheinlich einmalig bleiben. Und schon allein deswegen bleibt als Fazit: Kim La Chance ist großartig. Wenn sie sich nicht gerade an Dio vergreift.
Setlist: Rocking Me Hard, Escape The Night, Living In Sin, New Age Rock 'n' Roller, Neon Knights (Black Sabbath Cover), Heaven And Hell (Black Sabbath Cover), Serve Your Savage Beast, Secret Of The Stars, Give It All You Got, Lady Savage, Metal Wars, Burning Rage; Zugabe: Angels From The Dust, The Last In Line (Dio Cover).
- Redakteur:
- Holger Andrae