Headbangers Open Air 2025 - Brande-Hörnerkirchen

15.08.2025 | 23:28

24.07.2025, Garten

Die nächste Ausgabe der lautesten Gartenparty der Welt liegt hinter uns.

Samstag, 26.07.2025

Die Verkehrsverhältnisse, besonders die auf der zum Festivalground führenden A23, sind dieses Jahr nicht die wirklich besten. Das wurde bereits in den ersten beiden Tagen ersichtlich. Wir haben uns zudem alle gegen Camping vor Ort entschieden und genießen daher die süßen Vorteile des Heimschlafes. Dafür müssen wir uns aber tagtäglich auch immer wieder aufs Neue durch den Verkehr quälen. Bisher hat es immer wenigstens einer von uns pünktlich zum Anpfiff geschafft, heute aber stecken wir alle drei zu lange im Stau, so dass wir leider alle den belgischen Mittags-Opener CYCLONE verpassen. Schade, denn gerade auf den hatte ich heute richtig Bock. Kannst du aber machen nix. Laut unserem Fotografen und Kollegen Jürgen "kamen Old-School-Thrasher aber bereits zur frühen Stunde voll auf ihre Kosten."

[Stephan Lenze]

Immerhin aber steh ich zur zweiten Band TITAN rechtzeitig im Infield. Von den Franzosen hatte ich zuvor noch nie gehört, aber das macht eben den Reiz des HOA aus.

Man entdeckt hier immer wieder zuhauf kleine Perlen aus der glorreichen Vergangenheit des Heavy Metals, denn auch der hier speedig aufspielende Fünfer hat sein selbstbetiteltes Debüt bereits 1986 unter das kopfschüttelnde Metalvolk gebracht und 2021 das zweite und bisher letzte Album nachgeschoben. 

Wie bei so vielen Undergroundbands, die auf einmal wie Phönix aus der Asche wieder emporsteigen, ist auch hier mit Gitarrist Sébastien Blanc lediglich nur ein Gründungsmitglied noch mit von der Partie. So richtig viel will hier aber partout nicht hängen bleiben, die Riffs, Licks und Hooks fliegen etwas verloren an meinen Lauschern vorbei. Schlecht ist der klassisch dargebotene Heavy Metal mit leichter Thrash- Note beileibe nicht, aber so richtig in Wallung bringt mich die ganze Chose dann aber auch nicht wirklich. Daran ändert auch die Tatsache nichts, dass die agil und energiegeladen auftretenden fünf Herren ihre Texte hier exotenmäßig wie ihre Landsmänner von den SATAN JOKERS in ihrer französischen Heimatsprache darbieten.

Setliste: La Loi Du Métal; Utopie; Prométhéen; Résurrection; Venin Mental; Ultimatum; Popeye Le Road; L'Irlande Au Coeur; GI's Héritage; Maître du métal

[Stephan Lenze]

Die WITCHKILLER-EP "Day Of The Saxons" war Anfang der 90er Jahre eine meiner ersten Kassetten, die ich infolge des damals noch sehr gängigen Tapetradings mein Eigen nennen durfte. Zwar kein Original-Tonträger, aber immerhin. So sportlich dachte man in jenen Tagen als Jungspund noch und war mit dem Status quo auch nicht wirklich unzufrieden. Das gute Teil hat im Tapedeck so manche Runde seitdem gedreht, die Band selbst indes hat danach nie wieder neue Musik veröffentlicht. 

Und so kommt es, dass dies hier heute, im heiligen Garten zu Brande-Hörnerkirchen, der erste Liveauftritt seit über vierzig Jahren ist. Geschichten, die der Metal eben gemeinhin so schreibt. Von der Ur-Besetzung ist bei den Kanadiern lediglich noch Gitarrist Kurt Phillips übriggeblieben, der seitdem eifrig die Geschicke der Band weiterführt. Um sich herum hat der Musiker eine komplett neue Mannschaft geschart und mit dem LYCANTHRO-Sänger James Delbridge einen verdammt jungen, aber richtig talentierten Mann mit ins Boot geholt. Den Tieftöner zupft ein gewisser Duane Chaos, der optisch einer Mischung von Billy Idol und Johnny Rotten ähnelt und auch darüber hinaus eine angenehme und sympathische (Punk-)Aura versprüht. 

Ihren Zauber haben die Songs auch nach all den Jahren nicht eingebüßt, der powergeladene und riffstarke Heavy Metal funktioniert auch anno 2025 noch wie geschmiert und ich frage mich, wieso ich mir bis dato eigentlich noch immer nicht den Re-Release ins heimische Regal gestellt habe. Aber auch neue Songs wie 'Rage Of Angels' 'Marchers' und 'Sons Of Thunder' reihen sich super ein in die Riege der alten Klassiker. Wollen wir hoffen, dass auch diese schon bald ihre verdiente Öffentlichkeit finden werden. Nachdem Phillips gegen Ende noch eine ergreifende Dankesrede hält und in diesem Zusammenhang auch uneitel genug ist, uns allen noch sein Alter zu verraten, beendet die Truppe mit dem Band-Gassenhauer 'Day Of The Saxons' einen verdammt guten und nachhallenden Gig. Besten Dank dafür, Jungs!

Setliste: First Nations; Rage Of Angels; Beg For Mercy; Cry Wolf; Marchers; U.M.A.; Riders of Doom; Into The Castle; Penance For Past Sins; Sons Of Thunder; Day Of The Saxons

[Stephan Lenze]

Nach dem kurzen zeitlichen Ritt ins Jahr 1984 befinden wir uns nun mehr oder weniger wieder in der Neuzeit, in der glücklicherweise noch immer siedend heiße Stahlmusik fabriziert wird.

Wieder einmal ist es im Garten an der Zeit für guten, feinen Thrash Metal der alten Schule. TRAITOR aus dem Bang Your Head-Festivalort Balingen (R.I.P.) bittet das umliegende Kutten- und Spandex-Rund zum Nachmittagstee. Bei vier Alben, die man mittlerweile im Köcher hat, ist es für die Band natürlich ein leichtes Unterfangen, die knappe Stunde Spielzeit hier mit der einen oder anderen Thrash-Granate zu befüllen. 

Vorne bildet sich, wie so oft hier, der obligatorische und gutgelaunte Circle Mosh Pit, während ich mich allen ernstes frage, wie zur Hölle es nur möglich sein kann, gleichzeitig nach allen technischen Regeln der Kunst sein Drumkit zu verprügeln und dabei auch noch die entsprechenden Stakkato-Texte präzise rauszuhauen. Das müsste mir Schlagzeuger Andreas Mozer beizeiten wirklich mal erklären. Ich selbst scheitere beim Schreiben dieser Zeilen zuhause schon bei dem trockenen Selbstversuch, zu einem handelsüblichen 4/4-Takt eine simple Triole zu singen...anyway, unterm Strich ist es mein dritter Festival-Auftritt, den ich von TRAITOR erlebe. Und auch hier sage ich nach der Performance: Viel besser kann man eigentlich nicht abliefern!

Setliste: Nuke 'em All; Exiled To The Surface; Toxic Death; Knee-Deep In The Dead; Thrash Command; Ebola; Reactor IV; Zordrak; Metroid; Venomizer; F.U.A.D.; Total Thrash; Lords Of Lust; Traitor

[Stephan Lenze]

Heute läuten die Abendglocken zu den Klängen einer schwedischen Band, die einst im September 2003 als großer Hoffnungsträger des traditionellen Heavy Metals gefeiert wurde. Ihre selbstfinanzierte EP "Sudden Impact" war damals taufrisch und nötigte den "Painkiller"-Aficionados dieser Welt einigen Respekt ab. Zweiundzwanzig Jahre sind seither ins Land gezogen, sechs Studioalben erschienen, und ja, ohne Übertreibung kann man sicherlich sagen, dass RAM mittlerweile eine feste Institution dieses Genres geworden ist. 

Das ist dem Publikum im Garten wohl bewusst, und so werden Frontmann Oscar Carlquist und seine Mannen, derer zwei weitere - Gitarrist Morgan Petterson und Schlagzeuger Harry Granroth - von Anfang an dabei sind, auch nach allen Regeln der Kunst freudig begrüßt und mit zunehmender Spielzeit auch ordentlich gefeiert. Auch die Ansagen des Sängers bekommen erwartungsgemäß stattlichen Applaus, wenngleich die Feingeister unter den Anwesenden seine Lobpreisungen an den eigenen harten Sturztrunk bei den Festivals seiner Jugend eher mit betretenem Schweigen quittieren. 

So hart muss man erstmal sein, was? Macht aber nichts, denn mehr Zustimmung erhält er auf jeden Fall für seine Ansage, dass man im Hause RAM entschieden habe, nurmehr kleine Underground-Festivals zu spielen, und die großen Mega-Events fürderhin links liegen zu lassen. Jo, kann man machen. Ist eh gemütlicher und intensiver. Songs? Ja, die gibt es natürlich auch nicht zu knapp. Das epische 'Gulag' vom vorletzten Album, zum Beispiel, und ganz zum Schluss natürlich die Überhymne der Band: 'Machine Invaders'- hier singen wirklich alle nochmals ausgiebig mit. Daumen hoch für die Band, auch wenn das Tough-Guy-Maß anhand gestürzter Vodka-Pullen irgendwie doch ein wenig aus der Zeit gefallen ist. Nun, die Musik ja auch. Die aber auf angenehme Weise!

[Rüdiger Stehle]

GRAHAM BONNET BAND: Ich muss zugeben, dass ich sehr gespannt auf diesen Auftritt bin, denn den 1947 geborenen Sänger habe ich noch nie live erleben können, weiß allerdings, dass schon seine Outfits immer sehr extravagant ausfallen. Zumindest wenn man im schablonenhaften Heavy-Metal-Klischee denkt. So taucht der drahtige Sänger auch heute mit Hemd, Sakko und Binder auf. Das passt aber alles und als zur Eröffnung die ersten Takte von 'Eyes Of The World' erklingen, ist mir alles andere eh fast egal. Sofort wird klar, dass der gute Mann noch immer sensationell gut singen kann, aber auch seine Band weiß sofort zu überzeugen. Ein Unterfangen, welches bei diesen Vorgaben nicht so einfach zu bewerkstelligen ist. 

Sicherlich ist Conrado Pesinato nicht Mister Blackmore, aber das stört mich hier und heute nicht im Geringsten, denn die Spielfreude gleicht alles aus. Und diese bringen alle Beteiligten hier zu 110% mit.

Die logische Konsequenz: Der Garten singt sofort lautstark mit. Da kann man mit dem Nachschlag namens 'All Night Long' natürlich nichts mehr falsch machen. Diese Nummern sind auch knappe 50 Jahre nach ihrem Erscheinen noch unkaputtbar.

Zwischen den einzelnen Songs brilliert Graham mit kurzen Anekdoten aus seinem bewegten Musikerleben und begeistert alle mit seinem herrlichen Humor. Ein echter Geschichtenerzähler, der diesen musikalisch erstklassigen Auftritt durch sein Charisma auf ein noch höheres Level hebt. 

Logischerweise ist die Stimmung bei weiteren RAINBOW-Nummern höher als bei weniger bekannten Songs aus seinem solistischen Repertoire. Wobei er aber auch hier mit 'Love's No Friend' eine echte Überraschung aus dem Hut zieht. Selbstverständlich gibt es mit 'Too Young To Die, Too Drunk To Live' auch einen Nummer von ALCATRAZZ. Da hätte ich mir tatsächlich noch 'Island In The Sun' erhofft, aber bei diesem endlosen Backkatalog ist es klar, dass nicht alles gespielt werden kann. Zwei Songs von meinem Lieblings-MSG-Album "Assault Attack" – 'Desert Song' und der Titeltrack – lassen nicht nur meine Ohren mit den Läppchen schnalzen. 

Neben dem bereits erwähnten Gitarristen Conrado Pesinato, der unter anderem auf der Neuauflage von BRUCE DICKINSONS' "More Balls To Picasso" zu hören ist, muss ich auch die außergewöhnliche Bassistin Beth-Ami Heavenstone erwähnen, die nebenbei auch noch die GRAHAM BONNET BAND managt.

Vervollständigt wird das Quintett von Francis Cassol am Schlagzeug und Keyboarder Danny Mattin, der natürlich beim langen Solo vor dem DEEP-PURPLE-Klassiker 'Lazy' seinen großen Moment hat. Selbstverständlich ist die Stimmung beim RUSS-BALLARD-Schlüpferstürmer 'Since You've Been Gone' auf seinem singenden Höhepunkt, ich bin aber beim abschließenden 'Lost In Hollywood' nochmal komplett out of my Häuschen. Insgesamt also ein grandioser Auftritt, der gern noch etwas länger hätte sein können. Bombe!

Setliste: Eyes Of The World; All Night Long; Too Young To Die,Too drunk To Live; The Mirror Lies; Desert Song; Lazy; Night Games; Since You've Been Gone; Into The Night; Love's No Friend; Assault Attack, Lost In Hollywood

[Holger Andrae]

Da die Band im letzten Jahr wegen verpasster Flüge leider ausgefallen war, folgt nun im Jahr 2025 der lang erwartete Auftritt von MAKR STANWAY'S KINGDOM OF MADNESS, die ich fauler Kauz von nun an nur noch KINGDOM OF MADNESS nennen werde. Im Vorfeld hatte ich großen Bock auf eine gelungene Darbietung der tollen MAGNUN-Phase 1978-1994, stammen aus dieser Phase doch unendlich viele Klassiker. 

Neben Keyboarder Stanway haben wir mit Drummer Micky Barker und Richard Bailey an weiteren Tasteninstrumenten und an der Flöte weitere ehemalige Mitglieder von MAGNUM auf der Bühne. Ja, richtig gelesen: Ein zweiter Tastendrücker. Dazu Sängerin Mo Birch, Gitarrist Alan Bell, Bassist Brian Badhams und Sänger Chris Dando. Ja, der Kollege, der auch bei CLOVEN HOOF zu hören ist. Das liest sich auf dem Papier alles wunderschön. Mit 'Back To Earth' startet man dann auch ordentlich in den Set, aber bereits beim eh schon sehr sanften 'Just Like An Arrow' kommt Verwunderung in meinen Ohren auf. Wo ist die Gitarre und wieso gibt es ein Gesangs-Duett? Um mich herum beginnt die anwesende Damenwelt zu schunkeln und meine Ohren hören Bestätigung. 

Der Titelsong von "Vigilante" rockt dann wieder etwas mehr, zeigt aber auch, dass die rauchige Stimme von Bob Catley an allen Ecken fehlt. Beim epischen 'Wild Swan' muss ich dann länger rätseln, was wir da geboten bekommen, denn hier geht leider jegliche Epik flöten. Ein Eindruck, den offenbar nicht alle Anwesenden teilen, denn die Reaktionen sind äußerst unterschiedlich. Ich merke, wie meine Füße immer wieder mitwippen wollen und wie ich ganz automatisch immer wieder mitsinge, aber wirklich toll finde ich das trotz alledem nicht. Als man dann beim normalerweise Enten pellenden 'Les Morts Dansant' endgültig in den Fernsehgarten wandert, muss ich mich weiter nach hinten verziehen. 

Musikalisch ist das alles wunderbar und exzellent gespielt, aber sowohl die sich anschmachtenden Sängerinnen und Sänger, als auch die viel zu seichten Interpretationen dieser tollen Songs, wollen sich bei mir nicht richtig anfühlen.

Da helfen dann auch weitere Klassiker der Marke 'Soldier Of The Line', 'Kingdom Of Madness' oder das abschließende 'Sacred Hour' nicht weiter. Zum Glück bleibt 'How Far Jerusalem' verschont, denn diese Nummer hätte ich im Meister-Proper-Gewand nicht ertragen. So gehe ich mit sehr gemischten Gefühlen in die letzte Pause dieses tollen Festival-Wochenendes und höre auch hier sehr geteilte Meinungen zu dem gerade erlebten Auftritt.

Setliste: Back To Earth; Just Like An Arrow; Vigilante; Wild Swan; The Prize; Need A Lot Of Love; Les Morts Dansant; Love Is A Stranger; All Englands Eyes; Soldier Of The Line; Only In America; Midnight (You Won't Be Sleeping); Red On The Highway; Storyteller's Night; Kingdom Of Madness; Lights Burned Out (Tony Clarkin und Ozzy gewidmet); Sacred Hour

[Holger Andrae]

TANKARD wird die Ehre zuteil, am letzten Tag des Festivals den Headlinerauftritt zu geben, und schon während das Intro vom Band kommt ist klar: Es sind so viele Leute auf dem Gelände, wie nie zuvor an diesem Wochenende.

Es harren wirklich sehr viele Fans bis zum Schluss aus, obwohl die Hessen kein seltener Gast im Garten sind. Das lässt Gerre auch nicht unerwähnt: Man ist bereits zum vierten Mal am Start, und ja, die Leute scheinen sich daran zu erinnern, dass es immer eine tolle Party war. Musikalisch gibt es dabei nicht extrem viel zu erzählen, denn natürlich ist TANKARD spielerisch wie in Sachen Unterhaltungsfaktor immer eine Bank. 

Andi Gutjahr macht als einsamer Gitarrist einen Krawall, den andere Thrasher mit Gitarrenduo nicht wilder hinbekämen, Frank Thorwart bringt sein Bassgeboller mit viel Druck, einigem Spielwitz und stets wildem Bewegungsdrang an die Zielgruppe, und auch Drummer Gerd Lücking hinter den Kesseln fügt sich toll in das Line-up ein. Er war ja bereits zu LIGHTMARE-Zeiten an Andis Seite, und er bringt die TANKARD-Stücke mit Spaß und Verve herüber. Was - gerade im Vergleich zu manch anderer Band aus den Genres des Thrash und Power Metals - sehr positiv auffällt, das ist der natürliche, ballerfreie Drumsound, der hier von der Bühne kommt. Sehr fein! 

Bleibt Frontmann Gerre. Nun, der wäre nicht er selbst, wenn er seine Hymnen um Bier und andere Dinge nicht agil, kraftvoll und immer mit viel Spaß und Augenzwinkern an die Meute brächte. So verspricht er beispielweise, dass man mit 'Need Money For Beer' nur einen Song spielen werde, in dem das Wort "beer" vorkäme. Hat dann völlig überraschend nicht so ganz geklappt. Der Moment für gemischte Gefühle ist dann gekommen, als Gerre später fragt, wer im Publikum denn das letzte Studioalbum gekauft habe. Natürlich meldet sich wie üblich keiner, weil niemand bei Rockkonzerten eine Frage beim ersten Mal kapiert. Oder eben, weil er sinngemäß nichts zu melden hat. Gerres trockene Antwort darauf sinngemäß: "Wundert mich nicht, denn von den 3000 Stück, die wir gepresst haben, stehen noch 1800 bei mir im Keller." 

Auch wenn ich das genauso von ihm schon vor einigen Monaten beim Bavarian Metalheadz gehört habe, sind das immer wieder so Dinge, die mich dann doch reißen. Er mag das nicht ganz ernst gemeint haben, und die Zahlen mögen natürlich ein wenig aus der Luft gegriffen gewesen sein, aber es ist halt zweifelfrei ein sehr, sehr wahrer Kern dabei. Ich meine, da stehen hunderte Leute vor der Bühne, haben Party, singen mit, feiern die Band ab, tragen ihre Shirts seit Jahrzehnten, und keiner will ihre Scheiben kaufen. Keine schöne Entwicklung, vor allem weil bei Tankard ja die Qualität immer sehr hoch geblieben ist. 

Egal, man will trotzdem Spaß haben, und das gelingt auf ganzer Linie. Gerre werden immer wieder etliche Kleidungsstücke auf die Bühne geworfen, nicht immer, wie von ihm erhofft, Dessous, für die er auch bereit wäre, abzunehmen, sondern mal eine Pferdemaske oder allerlei anderes Zeugs, so dass er sich fragt, ob da jetzt irgendjemand nackt in der ersten Reihe stehe.

Nun, ihr seht, die Band ist gut unterwegs, das Publikum ist wirklich mit Leib und Seele dabei, und so harren tatsächlich ausgesprochen viele Leute trotz eines anstrengenden und langen Events gut gelaunt aus, um den Gig der Frankfurter zum würdigen Headliner-Slot zu machen. In der Form kann man mit TANKARD echt nichts verkehrt machen.

Setliste: One Foot In The Grave; The Morning After; Rapid Fire; Dark Exile; Need Money For Beer; Rectifier; Rules For Fools; Time Warp; Beerbarians; Die With A Beer In Your Hand; Octane Warriors; Chemical Invasion; A Girl Called Cerveza; Freibier; R.I.B. (Rest In Beer); Zombie Attack; (Empty) Tankard

[Rüdiger Stehle]

Nach dem HOA ist vor dem HOA. Das Fazit:

Was soll man groß sagen? Wir pilgern Jahr für Jahr zum HOA, weil es einfach jedes Jahr wieder wie Heimkommen ist. Da spielt es fast eine ungeordnete Rolle, wer genau denn nun auf dem Billing ist, denn wir wissen ja, dass Thomas und sein Team da nichts anbrennen lassen. Es gibt immer jede Menge wunderbare Bands, die man eben nicht an jeder Straßenecke sieht. Alte Helden des internationalen Untergrunds, teils nie in Deutschland gesehene, aus Japan, aus England, aus Frankreich; wunderbare Wiedersehen mit legendären Titanen des Hardrocks und Heavy Metals, die sich noch einmal ihren Fans präsentieren, und natürlich auch eine ganze Menge junger, euphorischer Bands, welche die Fackel des Stahls ein Jahrzehnt weitertragen werden. 

Was aber mindestens genauso wichtig ist, das ist das Wiedersehen mit all den guten, alten Bekannten, die man oft nur hier trifft; die eine oder andere gemütliche Stunde im Biergarten... und noch eine... und noch eine... Dazu kommt das insgesamt total entspannte Flair, die fairen Preise für Speis und Trank, und das traumhafte Gelände in und um Thomas' Garten. Es ist uns immer wieder Freude und Privileg, dabei sein zu dürfen, und Holg, Rüdiger und Lenze freuen sich in jedem Fall riesig auf 2026, denn was man bereits jetzt über das Billing weiß, das lässt den Kenner mit der Zunge schnalzen!

[Rüdiger Stehle]

Ich kann Rüdigers Fazit uneingeschränkt zustimmen. Dies ist das entspannteste Festival, das ich kenne. Die Organisation wird immer besser, was dieses Mal sogar unerwartet vom Wettergott belohnt wurde. Die stabilen Preise, die tolle Essensauswahl auch für die Spezies Anti-Karnivorus und die Bandauswahl, die immer wieder in Nischen abtaucht, die sonst selten bedient werden. Japan-Exoten, NWoBHM oder auch Hard-Rock-Legenden wie GRAHAM BONNET bieten halt eine herrlich abwechslungsreiche Mischung. 

So entspannt wie auf dem HOA ist es wirklich auf keinem Festival, da man jederzeit entscheiden kann, ob man eine Band jetzt doch noch mal ansehen möchte oder ob der Schnack nebenan weitergeführt werden möchte. Und geschnackt wurde dieses Mal wieder viel. Dass wir trotzdem nur eine Band wegen Stau verpasst haben, ist ein deutliches Zeichen für das Wohlfühl-Gefühl auf dieser Festivität. Wie Rüdiger bereits schreibt: Das Line-Up vom nächsten Jahr ist schon wieder vielversprechend.

[Holger Andrae]

Die beiden alten und erfahrenen Garten-Hasen haben alles Wesentliche bereits vollumfänglich auf den Punkt gebracht. HOA is our Northern KIT! Wir kommen wieder, keine Frage.

[Stephan Lenze]

Photo Credit: TIME FOR METAL: Kay L. und Jürgen F.

Redakteur:
Stephan Lenze

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