Heathen Rock-Festival 2012 - Hamburg
16.03.2012 | 20:1818.02.2012, Rieckhof
Das Heathen Rock-Festival steht 2012 unter der Flagge des Pagan-Metals, aber getreu ihrem Konzept haben sich auch einige traditionelle Rock-/Metalbands ins Line Up geschlichen.
HEXADAR kommen von "gar nicht weit her" und dürfen den Opener des diesjährigen Heathen Rock-Festivals übernehmen. Ihr Pagan Black Metal mit Akkordeon ist leider viel zu matschig abgemischt, auch gibt es metrisch einige Unklarheiten, aber das hält die ersten Besucher nicht davon ab die Fäuste zu recken und Köpfe zu schütteln. Trotz früher Stunde tummeln sich bereits viele Besucher im Raum des Rieckhofs, vor allem im Vergleich zum letzten Jahr wird der Besucherzuwachs sehr deutlich. In 'Herbsteszeit' sinniert die Band über "den Herbst, die Einsamkeit und die Kälte" und spielt Tracks wie "der beste von unserem Album". Teilweise sind gute Ansätze rauszuhören, vor allem in den cleanen Momenten, doch das Akkordeon entpuppt sich leider des Öfteren als Störgeräusch, zumal eiert es stark.
Auf jeden Fall hat sich Raumtemperatur um ein paar Grad erhöht und BETONENGEL betreten die Bühne. Obwohl sie als Rockband dieses Jahr beim Heathen Rock eher Ausnahmestatus innehaben, zieht die Neue Deutsche Härte das Publikum vor die Bühne. Der Sound ist nun um einiges transparenter, was auch an den Arrangements liegen dürfte, dazu liefert die Band eine energiegeladene Show mit einem treibenden Set. Das neue Bandmitglied Basti an der Gitarre, direkt aus Hamburg-Harburg kommend, wird präsentiert, bevor vor dem Song 'Wer bist du?' der Rest der Bande auch vorgestellt wird. Der Stromausfall wird gekonnt mit Humor gemeistert. Das alles kommt sehr sympathisch daher und rockt mit Songs wie 'Russisch Roulette' gut was ab.
Mit THRUDVANGAR wird die zweite Pagan Metal-Band auf die Bühne gerufen und kann bei den Heathen Rock-Besuchern für viel Begeisterung sorgen. Die Keyboardeinlagen sorgen für guten Tiefgang bei Songs wie 'Überfahrt', doch dynamisch könnte mehr passieren. Dieses Manko können sie aber Dank tightem Drummer und einem charakterstarken Sänger wett machen.
IVORY TOWER übernehmen wie zuvor BETONGENGEL und später WILD FIRE sowie ALPHA TIGER die traditionelle Sparte des Festivals. Ihr Heavy Metal punktet mit starken Gesangsmelodien und einer guten Instrumentalfraktion. Den Bass-Solo-Rufen wird nachgekommen, die Hoffnungen dejenigen, die die Ausziehen-Rufe anstimmen, erfüllen sie jedoch nicht. 'Spelled From Heaven', 'Catathonic Sleep' und 'Moments Of Delight' zeigen, dass die Band viel Potential hat, doch die anfängliche Energie lässt nach hinten immer mehr nach, auch das Publikum hält sich eher zurück.
Parallel startet nun erstmals in der noch jungen Historie des Heathen Rock-Festivals das Meet & Greet-Spektakel, bei dem sich jede Band 45 Minuten Zeit nimmt für Autogramme, Fotos, etc. Eine lohnende und tolle Innovation, die viel Anerkennung findet!
Mehr Überzeugungsarbeit leisten die Pagan-Metaller von FIMBULVET und locken viele Jünger vor die Bühne. Große Gesangshymnen ziehen durch das Rieckhof, auch die Requisiten stimmen: Ein Fuchspelz ziert das Mikro, auf der Bühne stehen zwei große Schutzschilde. Als erste Band mit Zugabe-Rufen kredenzen die Herren eine intensive Show, die Vielen bestimmt in guter Erinnerung bleiben wird.
Die für OCCOLUS eingesprungenen WILD WIRE spielen straighten Rock, der für gute Stimmung sorgt, aber trotzdem ist es klar: Die Zeichen stehen dieses Jahr eindeutig auf Pagan.Trotz ihres Sonderstatus bietet das Quartett eine solide Rockshow mit einer authentischen Frontröhre.
ADORNED BROOD erfüllen ihren Vertrag vom letzten Jahr, weil der Gig krankheitsbedingt ausfallen musste. Mit 'Hammerfeste' als Opener bieten die Herren und die Dame eine interessante Mixtur aus Black Metal, Folklore und Powermetal, der Dank Querflöte und Keyboardeinlagen mit schönen Klangfarben überzeugt. ADORNED BROOD haben mit dem ersten Ton die Menge in ihren Bann gezogen - trotz fast 20-jährigem Bestehen brennt ihr Feuer noch lichterloh: Fäuste erheben sich Köpfe fliegen umher. Des Öfteren fällt das virtuose Können des Drummers auf, der die Band gut zusammen hält. Zu 'Was sollen wir trinken' wird abgefeiert, gesungen und getanzt was das Zeug hält, auch die Interpretation von 'Die Kaperfahrt' mit Gastsänger und Bartträger Blutaxt kommt gut an. Aber auch besinnliche Töne stehen der Band gut, davon gerne mehr. Man sieht der Band den Spaß an der Musik an, der Funke springt sofort über. ADORNED BROOD können sich daher bester Resonanz erfreuen und verlassen unter Jubel die Bühne.
Ehemals als SATIN BLACK bekannt, spielen nun ALPHA TIGER auf. Ihr traditioneller Heavy Metal mit einem prägnanten Sänger fällt zwar nicht weiter auf, ist aber sehr authentisch - inklusive Latexhosen und weißen Turnschuhen. Schön. Wie Flummis springen sie auf der Bühne umher und können mit 'Against The Time' sowie einer guten Ladung IRON MAIDEN-Zitaten bei Einigen für Begeisterung sorgen. Die Songs haben gutes Moshpotential, doch der Gesang ist teilweise etwas zu dünn und kann sich nicht über die Instrumente hinwegsetzen. Nach der Ankündigung einer neuen EP im Mai wird der Auftritt natürlich mit 'Run To The Hills' abgerundet.
MENHIR läuten das große Finale vom Heathen Rock ein. Noch einmal versammelt sich eine große Fantraube vor der Bühne, um dem Festivaltag einen gebührenden Abschluss zu geben. Politische Diskussion hin oder her, die Thüringer liefern einen astreinen Gig ab, bei dem alle Pagan-Anhänger mit der Zunge schnalzen sollten. Der Sound kommt schön transparent daher und gibt den hymnenartigen Gesängen, aber auch dem Gekeife den nötigen Raum. Die ersten Crowdsurfer bahnen sich ihren Weg über die Menge, welche lauthals mitsingt und die Band ordentlich abfeiert. Majestätische und schwarzgefärbte Arrangements wie das mächtige 'Menhir' geben sich die Klinke und die Hand und sorgen für viel Dynamik. Auch trotz Saitenrisses lassen die Fans nicht ab und feuern die Band an. Eine Ersatzgitarre wäre trotzdem eventuell in Zukunft angemessener.
Einer schöner Festivaltag, über das der Spruch auf dem Festivalshirt alles aussagt: "I support my way of music". Die Planung für 2013 läuft bereits und hat mit METAL INQUISITOR und RABENWOLF bereits zwei starke Bands im Schlepptau.
Eine ausführliche Bilderschau ist hier zu finden.
- Redakteur:
- Jakob Ehmke