Heavy Metal - Nix Im Scheddel...? Nr.32 - Leipzig
03.02.2003 | 03:1431.01.2003, Tonellis
Neues Jahr, neues Glück. Auch 2003 bleibt also ein Stück Tradition erhalten, indem wie bisher jeden Monat einmal abgescheddelt wird. An dieser Stelle muss ich den örtlichen Metalheads einmal Respekt zollen, dass sich so eine Veranstaltung etablieren konnte und auf offenen Ohren getroffen ist. Immerhin sind wir schon bei der Nummer 32 angelangt und da gab es diesmal folgendes Dreierpack zu sehen.
Die aus dem hohen Norden Deutschlands angereisten HELLBLAZER hatten sich gleich erstmal verspätet und hetzten dann sofort aus dem Auto auf die Bühne. Die Band regierte mit brutalem Death Metal der intensiven Art. Bei dieser Truppe herrschte eine sehr ausgelassene Stimmung im Saal und das Publikum ließ sich zu reihenweise dummen Sprüchen wie "Mache Krach, Alda!" oder "Zieh dir ne Jacke an!" (zum Sänger mit freiem Oberkörper) hinreißen. Die Band trug ihren Teil dazu bei, indem sie einfach locker auftraten und frisch von der Leber weg losknüppelten. Besonders gut gefiel mir der Gitarrist, der sich eine Strumpfmaske übergezogen hatte und darüber noch ein Basecap trug (sah aus wie der perfekte Schwiegersohn für Muttis Liebling). Es war einfach ziemlich lustig anzuschauen, wenn er die Strumpfmaske leicht nach oben zog, um einen Zug aus seiner Bierpulle nehmen zu können. Auch eine gerissene Saite konnte ihn nicht aus dem Konzept bringen und so zog die Band ihr Brett durch ohne Wünsche offen zu lassen. HELLBLAZER verabschiedeten sich schließlich mit einem AUTOPSY-Cover und haben mir insgesamt nicht schlecht gefallen.
Die Sache mit DAYS OF GRACE war dann ein zweischneidiges Schwert. Ihr Stil, den sie selber als "Free Doom" bezeichnen (ich würde eher Doom Death dazu sagen, aber Schubladen sind ja eigentlich eh unsinnig), gefiel mir zwar eigentlich sehr gut, da sie treibend und druckvoll zu Werke gingen und man zu den schleppenden Parts herrlich in Zeitlupe bangen konnte. Allerdings gibt es auch zwei Kritikpunkte. Zunächst einmal war das in Sachen Eigenständigkeit nicht besonders weit her, da die Riffs oft so klangen, als hätte man sie schon mal bei CROWBAR oder SEPULTURA gehört. Die gelegentlichen Nu Metal-Anleihen fand ich als "nicht-gerade-Sympathisant" dieser Musikrichtung auch ziemlich nervig. Zum zweiten wurde die ganze Chose mit der Zeit irgendwann doch ein bisschen langweilig, da DAYS OF GRACE ihr Zeug einfach zu gleichförmig herunterspielten, da fehlte es etwas an Abwechslung. Das soll aber jetzt auch nicht zu negativ klingen, denn so schlimm war's sicherlich nicht, da die Songs zumindest ordentlich durchschlagend und brachial herüberkamen. Wie gesagt, ein zweischneidiges Schwert, bei dem aber doch die guten Momente überwogen.
PANDEMIA aus Tschechien starteten auf der Headliner-Position. Und bei denen ging es nun wirklich kompromisslos und aggressiv zu. Allerdings war den ganzen Gig über das Schlagzeug viel zu laut und stand viel zu weit im Vordergrund. Außerdem spielte der Drummer immer wieder nur ein und die selbe Sequenz und ließ es etwas an Variabilität in seinem Spiel fehlen. Die Gitarren waren dadurch kaum zu hören, sodass dementsprechend auch kaum Druck erzeugt wurde und die ganze Sache im Endeffekt viel zu steril und auch etwas einfallslos klang. Für mich waren PANDEMIA leider die schwächste Band des Abends, wobei sie meines Erachtens auch viel verschenkt haben. Denn stellenweise konnten sie schon andeuten, dass sie es drauf haben. Mit der Zeit kamen auch die Gitarren etwas druckvoller daher (bezeichnenderweise gefielen mir der letzte Song und die Zugaben am besten), trotzdem bleibt ein eher durchwachsener Gesamteindruck. Es ist natürlich ein hauptsächlich subjektives Empfinden, dass mir der Schlagzeugsound nicht zusagte, andere Meinungen wird es da sicherlich auch geben. Dennoch muss man schon eine gewisse Gleichförmigkeit feststellen, die auch durch den guten Sänger nicht richtig kompensiert werden konnte.
Bleibt mir zum Schluss noch der Hinweis auf die nächste Veranstaltung am 28.2. mit zwei absoluten Knallern - namentlich BEHEMOTH und BURDEN OF GRIEF, die zusammen mit JACK SLATER und MENTAL AMPUTATION sicherlich ein wahres Feuerwerk abbrennen werden. Auf dass das Leipziger Metalvolk zahlreich zu dieser Show strömen möge, zumal dann auch noch ein Fass Freibier in durstige Kehlen strömen wird.
Scheddel-Infos und bisherige Berichte gibt es hier:
http://www.powermetal.de/tour/festival.php?id=787
- Redakteur:
- Stephan Voigtländer