Heavy Metal - Nix Im Scheddel...? Nr. 25 - Leipzig

23.06.2002 | 12:50

21.06.2002, Tonellis

Während man bei der derzeitigen Fußball-WM aus dem Staunen nicht mehr herauskommt und von einer Überraschung zur nächsten stolpert, kann man das vom H.M.N.I.S. wirklich nicht behaupten. Hier gibt's wenig Überraschungen, dafür aber beste Qualität (noch ein Gegensatz zur WM). Natürlich war das auch diesmal nicht anders.

Los ging's mit SOUL DEMISE, die sich wohl dachten, wenn schon schnell und heftig, dann aber richtig. Trotzdem war das kein primitives Geknüppel, sondern Krach mit Klasse. Kraftvolle und aggressive Riffs wurden einem dutzendfach um die Ohren gehauen - es war sozusagen ein Einstieg nach Maß. Und um mal im Fußballjargon zu bleiben: Die Angriffe wurden durch flottes und direktes Spiel nach vorne vorgetragen, der Gegner wurde quasi überrollt und dann hatte man in der Mitte einen stehen, der keine Mühe hatte, seinen Kopf richtig einzusetzen und seine Vollstreckerqualitäten unter Beweis zu stellen. Oder anders formuliert für Nicht-Fußballer: SOUL DEMISE zeichneten sich durch schnelles und arschtightes Spiel aus, pusteten mit ihrer Energie den Anwesenden den Ohrenschmalz aus den Lauschlappen und hatten noch dazu einen sehr guten Sänger in ihren Reihen. Die riffbetonten Bolzorgien machten jedenfalls sehr viel Spaß, weshalb man diese Band durchaus im Auge behalten sollte.

Ein Heimspiel konnten anschließend TOTHAMON aus Leipzig feiern. Bei denen ging es ungleich melodischer zu, ohne jedoch die Härte zu vernachlässigen. Präsentiert wurden tolle, ohrwurmige Songs, die teilweise ungewöhnlich eingängig daherkamen. Zudem war der Sänger ein Meister der Gesichtsakrobatik. TOTHAMON schafften es ausgezeichnet, die Balance zu halten zwischen den deftigen Attacken und den ab und an eingestreuten ruhigeren Passagen. Das war schon sehr kurzweilig und ging gut ins Ohr. Neben spielerischen Glanzlichtern scheute man sich also nicht, auch mal die musikalische Grätsche auszupacken. Richtig so - nur so spielt man erfolgreich oben mit. Das freute die Zuschauer und Oberschiedsrichter Ringo gleichermaßen. TOTHAMON gefielen mir mit Abstand am besten am heutigen Abend und auch wenn es schon deren zweiter Auftritt beim "Scheddel" war - die dürfen gerne wiederkommen.

DAMNABLE waren dann für den rohen Teil des Abends zuständig. Hier wurde der geneigte Zuhörer ohne Rücksicht auf Verluste akustisch vermöbelt. Komischerweise sahen sich das Inferno deutlich weniger Leute an als bei den beiden Auftaktbands zugegen gewesen waren. Wenn ich für DAMNBLE's musikalische Darbietung noch mal einen Fußballvergleich zu Rate ziehen müsste - ich würde sie mit dem typisch britischen "Kick & Rush" vergleichen. Auch hier wieder die Übersetzung für die Hausfrauen unter uns: DAMNABLE waren in puncto Kraft und Aggressivität kaum zu toppen, die filigrane Technik überließen aber sie lieber Anderen. Wenn ich mir das recht überlege, dann passt diese Beschreibung eigentlich eher auf die deutsche Mannschaft als auf die Engländer und Iren. Aber genug fußballerisch gefachsimpelt, denn ehe ich vom Thema abkomme, sei hier noch abschließend erwähnt, dass sich die vor der Bühne ausharrende Minderheit der Besucher zu DAMNABLE's Dampfwalze ordentlich verausgabten.

Bevor ich jetzt ins Studio zurückgebe, sollte eine Tatsache nicht unerwähnt bleiben. Der 25. Spieltag wartete mit einer der schlechtesten Besucherzahlen seit dem Umzug in das neue Stadion... äh, die neue Location auf. Das war schon schade und ich hoffe, dass sich das bessert, denn hier bekommt man ja wirklich was geboten für sein Geld. In diesem Sinne - gute Nacht, allerseits! :-)

Redakteur:
Stephan Voigtländer

Login

Neu registrieren