Heavy Metal - nix im Scheddel...? Nr. 44 - Leipzig

29.06.2004 | 07:49

25.06.2004, Tonellis

Beim "Heavy Metal - nix im Scheddel...?" stand diesmal Punk Rock statt dem üblichen Death Metal auf dem Programm, dennoch war der Laden bei meinem Eintreffen recht gut besucht..

Von den BACKSEATS bekam ich nur noch die letzten drei Lieder mit und obwohl ihr melodisch-fetziger Punk Rock mit Blechbläsererweiterung gut gemacht war, so war es letztlich doch nichts Besonderes. Die Leipziger Truppe hatte natürlich eine eigene Fangemeinde am Start und verzeichnete somit gute Publikumsresonanzen, für mich allerdings bedeutete der insgesamt ordentliche Auftritt jedoch nicht gleich eine Kaufpflicht des 2002er Debütalbums "I Want To Show". Aber wenigstens hatte das Ganze noch ein bisschen Niveau, im Gegensatz zum dem, was nun folgen sollte.

Frage: DIE KASSIERER - was ist das eigentlich?
Antwort: Ein ungesittetes Klamauk-Geschwader, das tabulos Fäkalien und Beischlaf thematisiert, für das Begriffe wie "gute Kinderstube" oder "anspruchsvolle Unterhaltung" Fremdworte sind und das sich stattdessen in geschlechtsspezifischen Widerwärtigkeiten und prolligem Sprücheklopfen ergeht. Kurz gesagt: die Inkarnation des schlechten Geschmacks.
Tja und genau deshalb sind DIE KASSIERER eine der Bands, die entweder als "Kult" oder als "krank" angesehen werden. Am heutigen Abend waren natürlich die Vertreter ersterer Kategorie deutlichst in der Mehrzahl und somit konnte das, was musikalisch irgendwie in Richtung Punk Rock geht, zur Freude der Beteiligten losrumpeln. Niveaulosigkeiten wie 'Blumenkohl am Pillemann', 'Sex mit dem Sozialarbeiter' und 'Mach die Titten frei, ich will wichsen' kennt man ja von dem Klapskopf-Quartett und auch dass sich einige Vertreter der Band alsbald untenrum frei machten, gehört bei einem KASSIERER-Konzert ja zum guten Ton. Etwas später am Abend vollführte dann Sänger Wölfi bei Gitarrero Niko zwar keinen Fist- aber immerhin einen analen Fingerfuck, natürlich hygienisch sauber nur mit Gummihandschuh. Zwischendurch wurden sein 'Großes Glied' (unter dessen ungenormten Ausmaßen der Protagonist sehr zu leiden hat - vielleicht lag's am daran befindlichen Blumenkohl) und seine 'Dr. Martens'-Schuhe analysiert und Band sowie Zuschauer stark alkoholisiert.
Das Publikum bestand diesmal zum großen Teil aus Punkern, was man beim Scheddel wirklich nicht oft erlebt, dass die Metaller mal in der Minderheit sind. Trotzdem feierten die Anwesenden eine feuchtfröhliche Party und lachten sich schlapp über die sinnhaftigen Texte der Band. Aber auch sozialkritische Lieder wie 'Tot, tot, tot', 'Deutsche Polizisten' und 'Kein Geld für Bier' fanden den Weg ins Programm, während man sich das vielfach geforderte 'U.F.O.' bis fast zum Schluss aufhob.
Nach zwei Zugaben beendeten die Asi-Punks aus Wattenscheid schließlich den umjubelten Gig, der Leuten, die mit dem entsprechenden Humor gesegnet sind, sicherlich eine Menge Spass gemacht hat. Mir bereitete die Band ebenfalls allerhand Amüsement, allerdings muss ich auch gestehen, dass es mir mittlerweile so geht, wenn man DIE KASSIERER bereits ein-, zweimal gesehen hat, gehen sie einem zunehmend auch ein wenig auf den Sack. Und das ist jetzt nicht wörtlich zu nehmen.

Trotzdem war's mal wieder eine gelungene Scheddel-Fete und gleichzeitig auch die letzte im Kulturbundhaus. Die nächsten Scheddel-Konzerte finden nämlich dann in der Moritzbastei statt, während man Underground-Bands vierteljährlich im Kulturbundhaus die Möglichkeit gibt sich beim "Back To Underground" vorzustellen. Der 1. Teil dieser Veranstaltung steigt am 31. Juli mit ABYZZ, THORNESBREED und vier weiteren Bands.


Scheddel-Infos und bisherige Berichte gibt es hier:
http://www.powermetal.de/tour/festival.php?id=787

Redakteur:
Stephan Voigtländer

Login

Neu registrieren