Heavy Metal - nix im Scheddel...? Nr. 79 - Leipzig

28.12.2007 | 12:19

22.12.2007, Kulturbundhaus

Zum Jahresabschluss lassen die Scheddlers gern eine Coverband ihr Können zeigen und nachdem in den letzten Jahren u.a. AC/DC und OZZY OSBOURNE auf diese Weise gehuldigt wurde, waren diesmal IRON MAIDEN an der Reihe und zwar in Form von "Deutschlands bester IRON MAIDEN-Coverband" EDDIE'S REVENGE - zumindest sprang einem von den Plakaten und Flyern dieser Slogan unübersehbar entgegen.

Ob EDDIE'S REVENGE tatsächlich diese Vorschusslorbeeren verdienen, vermag ich nicht zu beurteilen, denn dazu hab ich einfach zu wenig MAIDEN-Coverbands gesehen. Fakt ist aber, dass es alles in allem ein eher durchwachsener Gig war an jenem Abend kurz vor dem Weihnachtsfeste. Da waren zum einen die technischen Probleme, die während der gesamten Show nicht zur Gänze beseitigt werden konnten. Was mir aber als noch negativer im Gedächtnis blieb, war die Tatsache, dass der Sänger der Truppe es dermaßen mit seinem Gepose und "Anfeuerungs-Gesten" übertrieb, dass man fast schon gar nicht mehr zur Bühne schauen konnte, ohne die Augen zu verdrehen. Dabei fand nicht nur ich sein Gehampel furchtbar nervig und übertrieben, auch von weiblicher Seite wurde mir bestätigt, dass das "total unsexy" sei. Nun gestikuliert auch ein Bruce Dickinson gern auf der Bühne wild herum und versucht das Publikum mit Gesten zu animieren, aber hier war definitiv die Grenze zur Lächerlichkeit überschritten.

Doch kommen wir mal zur Musik, die trotz der Geltungssucht des Sängers ja immer noch die Hauptsache der Show darstellte. Den Einstieg bildete nach einem bombastischen Intro mit 'The Wickerman' ein Song aus der jüngeren Vergangenheit der eisernen Jungfrauen, danach ging's in der Bandhistorie erstmal weit zurück. Die Songauswahl war insgesamt in Ordnung, vor allem der Klassiker "Number Of The Beast" wurde anlässlich des 25. Geburtstages des Albums (na gut, eigentlich war der schon am 29. März, aber sei's drum) fast komplett gespielt, was bei solch einer Jahrhundertscheibe nie verkehrt sein kann. Auch "Piece Of Mind" und "Powerslave" wurden ausgiebig gewürdigt, grundsätzlich lag der Hauptfokus also schon auf den alten Werken, wie das ja bei Coverbands meistens der Fall ist und was auch die vornehmliche Daseinsberechtigung solcher Combos ausmacht - da ja nicht selten die Originale ihren neueren Nummern viel Platz in den Livesets einräumen und dafür den Klassikeranteil schmerzlich reduzieren.

In Anlehnung an typische MAIDEN-Shows durften natürlich einige Standard-Elemente nicht fehlen, wie z. B. die britische Flagge bei 'The Trooper'. Bei 'Rime Of The Ancient Mariner' kam eine verkleidete Gestalt auf die Bühne, die aussah wie der Reaper und unheilvoll in die Menge glotzte. Eddie war das aber sicher nicht, der kam erst später (und dem Anlass entsprechend mit Weihnachtsmannmütze ausstaffiert), nämlich als 'Iron Maiden' vom gleichnamigen Debütalbum rausgefetzt wurde. Insgesamt knallte EDDIE'S REVENGE dem Publikum ein druckvolles und tight gespieltes Brett vor den Latz, bei dem kein Headbanger zu kurz gekommen sein dürfte.

Dass dabei auch spielerisch ein paar Patzer zu verzeichnen waren, kann man vermutlich mit den technischen Problemen erklären, zumindest war die Abstimmung untereinander besonders beim Zwischenspiel von 'Rime Of The Ancient Mariner' und auch beim schnellen Teil von 'Fear Of The Dark' nicht das Gelbe vom Ei (die Musiker beklagten sich allerdings auch mehr als einmal über die Einstellung der Bühnenmonitore). Das muss man also nicht zwangsläufig der Band ankreiden, denn selbst als der Gig schon weit mehr als eine Stunde vorangeschritten war, musste man für mehrere Minuten unterbrechen, weil beim Sprechen ins Mikro plötzlich ein fieses Knarzen zu vernehmen war. Und wir sind ja hier schließlich nicht bei MOTÖRHEAD, wo man das als gewollten Effekt interpretieren könnte. Außerdem war der Bass viel zu laut aufgedreht, denn wenn man die einzelnen Saitenanschläge hört, dann isses definitiv zu viel des Guten und übertönt das Spiel der Kollegen.

Alles in allem ist diese Show sicherlich nicht optimal gelaufen, da muss man der Band auf jeden Fall zu Gute halten noch das Beste daraus gemacht zu haben, dennoch trifft der Spruch "manchmal ist weniger mehr" selten so genau ins Schwarze wie bei der Einschätzung der Bühnenperformance von EDDIE'S REVENGE bzw. ihrem Frontmann. Das Beste an dem Auftritt waren mit Sicherheit die Songs (das war klar), aber die haben ja auch andere geschrieben. Insgesamt habe ich das Konzert dementsprechend doch einigermaßen enttäuscht verlassen.

Setlist:
The Wickerman
Wrathchild
2 Minutes To Midnight
Children Of The Damned
The Prisoner
22 Acacia Avenue
Die With Your Boots On
The Trooper
Revelations
Flight Of Icarus
Rime Of The Ancient Mariner
Fear Of The Dark
Hallowed Be Thy Name
Iron Maiden
Aces High
Number Of The Beast
Run To The Hills

Redakteur:
Stephan Voigtländer

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