Heavy Metal - nix im Scheddel...? Nr. 81 - Leipzig
26.02.2008 | 15:2916.02.2008, Kulturbundhaus
Wenn man sich vor Augen führt, dass an einem Scheddel-Abend meistens ziemlich ähnlich ausgerichtete Bands auftreten (seien es nun Death-Metal-Konzerte oder Metalcore-Shows), ist es schon erwähnenswert, dass dieses Mal drei stilistisch unterschiedliche Bands aufgefahren wurden. Man könnte auch sagen, dass die "old school" (80er Thrash/Heavy) gegen die "new school" (Metalcore) antrat - auf jeden Fall sah es nach einem abwechslungsreichen und kurzweiligen Metal-Abend aus. Übrigens, die Befürchtungen, dass durch das seit dem 1. Februar auch in Sachsen in Kraft getretene Nichtraucher-Gesetz gerade bei Metal-Konzerten nun andere, übelriechendere Gerüche, die vorher durch den Zigarettenqualm übertüncht wurden, das Feld bestimmen würden, bestätigten sich nicht. Schwaden schwitziger Körperausdünstungen legten sich nicht wie ein Schleier über alle Anwesenden ... Glück gehabt!
Die Heidelberger BASTARD NATION kamen mit klassischem Heavy/Power Metal umme Ecke, waren allerdings musikalisch nur Durchschnitt und teilweise sogar ein bisschen langweilig. Die Songs waren eher einfach strukturiert und auch der Gesang hätte eine Ecke kraftvoller sein können (gerade in den hohen Lagen klang das nicht besonders gut). Man muss allerdings erwähnen, dass es sich bei BASTARD NATION noch um echte Newcomer handelt, die bisher lediglich zwei Demo-CDs eingetütet haben. Daher hatten sie sich offenbar auch wie die Schneekönige auf ihre erste Minitour im Osten Deutschlands (bestehend aus zwei Gigs in Dresden und Leipzig) gefreut. So wurde dann auch das ostdeutsche Publikum mit einem Lob bedacht ("Hier lebt der Metal noch!"), welches aber nicht unbedingt noch durch das gleichzeitige Schlechtmachen der heimischen Szene hätte unterstrichen werden müssen. Die Erklärung, warum die Bühnenperformance des Vierers zumindest ein bisschen lahmte, fand sich auf deren Homepage: Nach eigener Aussage waren die "ollen Knetköppe" nämlich vom Abend vorher (der besagte Gig in Dresden) noch ziemlich durch den Wind. Durch ihr bodenständiges und lockeres Auftreten auf der Bühne konnten die Jungs immerhin das musikalische Mittelmaß wieder etwas ausgleichen. Ein Cover des gleichnamigen Songs von OVERKILL gaben BASTARD NATION übrigens nicht zum Besten.
Mit viel mehr Power im Arsch präsentierten sich dann WITCHBURNER und gingen von Anfang an furios ab. Die Old-School-Thrasher wüteten auf der Bühne und knackten das Publikum mit ihrer ungezügelten und frischen Darbietung schnell. Als dann auch noch eine Flasche mit "eigener Mischung" (irgendeine mit etwas Cola gestreckte, hochprozentige Köstlichkeit wird das wohl gewesen sein) rumgegeben wurde, hatte man endgültig gewonnen. Die fünf Thrash-Fetischisten aus Fulda, die im vergangenen Jahr bereits ihr sechstes Langeisen rausgebracht haben, agierten auf der Bühne so, als wären sie ebenda zu Hause. WITCHBURNER entfachten ein energiegeladenes Feuerwerk und brachten mit ihrem stampfenden Old-School-Thrash Beine und Köpfe in Bewegung. Also ein, zwei Bierchen auf die gute alte Zeit gekippt und ordentlich abgescheddelt zu dieser feinen Thrash-Metal-Walze - damit war die Abendgestaltung perfekt. Und lustig ging's auch zu, denn die WITCHBURNER-Jungs sind einfach echte Bühnenschweine und machen live unheimlich viel Spaß, weil sie authentisch und unaufgesetzt rüberkommen.
Kleine Anekdote noch am Rande: Während ich bei dem Song 'Hexenhammer' auf Pladde ("Incarnation Of Evil", 2001) irgendwie immer "Ex-Lover" verstanden habe, machte meine Begleitung aus dem Titel des Songs kurzerhand "Axt-Männer". Herr Freud lässt grüßen!
Beim Headliner des Abends musste man dann im Kopf erst einmal umschalten, denn fortan wurde man nicht mehr mit Teutonen-Stahl aus den Achtzigern zugeballert, sondern bekam eine deutlich moderner klingende Metalcore-Wand um die Lauscher gepfeffert. DEADSOIL pumpten Hardcore-Granaten unters Volk, landeten urplötzlich auch mal beim skandinavischen Death Metal und würzten das Ganze mit einer aggressiven Gangart und schnittigen Riffs. Die Songs wurden zudem durch den vielseitigen Gesang aufgewertet. Wie das beim Metalcore sein muss, lag der Hauptfokus auf den stakkato-artigen Riffs und den aggressiven Shouts von Sänger Friedrich. Das bekamen DEADSOIL auch richtig gut hin. Optisch passierte auf der Bühne zwar nicht mehr ganz so viel, wenngleich sich der Brüllwürfel der Band redlich bemühte, das Publikum zu animieren und anzutreiben. Dafür sahen die drei schneeweißen Klampfen der Herren Saitenzupfer schon richtig cool aus. Insgesamt vor allem musikalisch eine gute Darbietung, wenngleich mir das manchmal in stilistischer Hinsicht ein bisschen zu sehr kreuz und quer ging, da fehlte mir etwas die eigene Identität. Leider war der Auftritt des Headliners nach 45 Minuten auch schon wieder vorbei, dennoch konnte man mit der Gewissheit den Heimweg antreten, dass zumindest WITCHBURNER und DEADSOIL ihre jeweilige Sache sehr ordentlich gemacht hatten, während das Ganze bei BASTARD NATION noch ausbaufähig war. Aber lohnenswert war dieses Dreierpack auf jeden Fall.
- Redakteur:
- Stephan Voigtländer