Hole In The Sky - Bergen

18.09.2004 | 11:38

25.08.2004, Hulen/ Garage/ USF Verftet

Und wie! Für viele HITS-Besucher war der Freitag im USF Verftet (eine ehemalige Sardinenfabrik und daher schön geräumig) das absolute Highlight. Daran waren vor allem KREATOR schuld, die den Abend bekrönten. Wer hätte gedacht, das Norwegen so dermaßen auf deutschen Thrash Metal abgeht?!

Hinein ins Geschehen! Den Anfang machen die Moonfog-Sprösslinge DISIPLIN. Ich hatte mir zwar fest vorgenommen wirklich jede Band hier anzuschauen, aber ganz gelingt mir das dann doch nicht. So entzieht sich der Opener meiner Aufmerksamkeit und ich kann nur berichten, was norwegische Fans mir zusteckten: Danach sollen DISIPLIN mit ihrem brachialen Sound mächtig abgeräumt haben. Außerdem gab es wohl bisher ungehörtes Material live zu erleben.

1349 stellen den nächsten Rekord auf: In Sachen Geschwindigkeit kann ihnen zur Zeit wohl kaum ein Black Metal Act das Wasser reichen. Das beweisen sie auch beim HITS wieder. Nur auf die arttypische Dunkelheit wird diesmal verzichtet, stattdessen ballert es Pyros ohne Unterlass. Dass 1349 Licht versprühen, zeugt doch von purer Evilness. Die Show im Ganzen ist ja auch das reinste Höllenfeuer! Die Gitarren scheinen von allen Seiten auf die Crowd einzusägen; der satanische Funke springt sofort über und Hunderte von Köpfen moshen. Eine Hitze ist das hier! Bloß gut, dass es im USF mehrere Ausgänge an die frische Luft überm Hafenwasser von Bergen gibt. Und der stadttypische Regen sorgt auch gleich mal für die nötige Erfrischungsdusche.

Bis zur nächsten Band bleibt noch ein wenig Zeit. Die soll genutzt sein! Eingeladen zum Interview mit Nocturno Culto (Da sagt man doch nicht nein!) harre ich vor dem Aufgang zur Crew-Küche aus und warte darauf, dass der DARKTHRONE-Meister mir endlich Eintritt gewährt. Derweilen haben eine Etage tiefer SUSPERIA schon längst angefangen zu spielen. Verdammt, nun verpasse ich schon die zweite Band! Wieder müssen die Augenzeugenberichte anderer herhalten: SUSPERIA sollen ordentlich gerockt haben und im Vergleich zu ihrem Auftritt beim Inferno noch besser gewesen sein. Das wunderschöne 'Devil May Care' muss auch ohne den Einsatz einer hübschen Mikrofonelfe wieder alle Ohren verzaubert haben.

Wenigsten schaffe ich es noch zur letzten Hälfte vom KATATONIA-Auftritt. Die sorgen erwartungsgemäß dafür, dass die Welt mehr als einmal untergeht - beinahe. Dunkel, heavy, tragisch und erstaunlich rockig gehen sie zur Sache. Soviel Headbanging hätte ich von den melancholischen Schweden gar nicht erwartet. Aber live kehren sie eindeutig die raue gitarrenlastige Seite der Songs vom letzten Glanzwerk "Viva Emptiness" heraus und das gefällt auch den Fans. Besonders gehen aber 'Brave', 'Murder' und 'Day' in Mark und Bein. Mit diesem Trio findet das emotionsgeladene Konzert ein würdiges Ende. Am Ende gibt es noch ein Lob an das energiegeladene Bergener Publikum: "You are great!"

Mit der nächsten Band muss sich Bergen vorsehen, dass sie ihm nicht seine sieben Berge davon rollt: ENTOMBED rocken die Sardinenfabrik! Da drehen sich die Heringe in der Dose um. Und auch der Sänger weiß nach der Show wohl nicht mehr so recht, wo ihm der Kopf steht. So sieht das aus, wenn einer alles gibt: verdrehte Augen, Sabber um die Kauleiste und schweißgeflutetes Shirt am erschöpften Körper. Danke! Vergessen all die Qualen, die man gerade noch durchlitten hat, vorbei der süße Schmerz, welcher sich bei KATATONIA unweigerlich des Bewusstseins bemächtigt. ENTOMBED bringen wieder den gesunden und lebenserhaltenden Drang nach Aggression und Zerstörung an die Tagesordnung.

Kommen wir nun zum "Ground braking Act" dieses vernichtenden Freitags: Bergen schreit "KRE-A-TOR!" und bekommt KREATOR in ihrem spielwütigsten Moment. Gegen diese Formation sind die gesammelten "Skull&Bones-Vertreter" der Welt machtlos! Mille und Freunde brennen das Weiße Haus ab, bevor sich Bush überhaupt ne Zigarre ins Maul gestopft hat. Obwohl sich um so etwas in Norwegen eigentlich kaum einer Gedanken macht. Kritiker (die da vor allem aus der Black-Metal-Szene kommen) nennen das 5-Milionen-Seelen-Land ja auch höhnisch "Little America" und sprechen von "American Norwegians", wenn es um die neureichen USA-Exilanten geht, die sich Häusle bauend und Offroad fahrend in der norwegischen Natur vergnügen. Damit hat der Metal nichts zu tun und folglich auch nicht Bergen, denn das wird heute Abend von den deutschen Thrashern zur Hauptstadt des Metals gekürt. "Bergen is the capital of Metal!" ruft Mille begeistert. Für noch mehr Freude sorgt seine Ankündigung im nächsten Jahr wiederzukommen: "We'll come back next year!". Und das nach einer guten Stunde Spielzeit, doch ein Ende ist nicht in Sicht. KREATOR nehmen sich alle Zeit der Welt für ihre Fans. "Want some more old stuff?" "Yeah!" schallt es zurück aus der völlig begeisterten Menge. Also gibt es mit 'Tormentor' und 'Flag Of Hate' Songs aus Zeiten, da ich gerade mal zwei Jahre alt war. Daneben kann sich das Ohr aber auch schon einmal an ein paar ganz brandneue Songs gewöhnen, die an Geschwindigkeit und Härte nichts zu wünschen übrig lassen. Außerdem veranstaltet Mille mit 'Pleasure To Kill' sein eigenes BATHORY-Tribut: "This Song is for Quorthon". Alles in allem war dieses Konzert an Fülle, Feuer und Feeling nicht mehr zu toppen! Schön, dass die Veranstalter dieses Jahr nicht einfach um zwei Uhr den Strom abdrehen und stattdessen die Band so lange spielen lassen, wie sie will. Erst eine halbe Stunde später verlassen KREATOR schlussendlich die klitschnasse Bühne im USF. "Overleget!" lautet der schlichte Kommentar eines verschwitzten V'Gandr (HELHEIM/ AETERNUS).

Redakteur:
Wiebke Rost

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