INSOMNIUM, OMNIUM GATHERUM und HINAYANA - Leipzig
19.01.2025 | 23:3118.01.2025, Hellraiser
Winterzauber auf Skandinavische Art.
Was kann es bei nebligem und nasskaltem Wetter Schöneres geben, als sich mit Summer-Vibes und Mallorca-Feeling aufzuwärmen? Richtig: Einen Ausflug ins ausverkaufte Hellraiser nach Leipzig, um das Meisterwerk "Shadows Of The Dying Sun" zu zelebrieren. Der Silberling aus dem Jahr 2014 hat nun sein zehnjähriges Bestehen und bekommt von seinen Machern eine eigene Tour, bei der er in voller Länge gespielt wird. Eine vortreffliche Entscheidung von INSOMNIUM, denn die Platte ist ein Meilenstein der Finnen. Auf der "Shadows Of The Dying Sun 10th Anniversary-Tour" sind noch 2 Bands im Gepäck, welche das Package wunderbar abrunden, denn OMNIUM GATHERUM sowie HINAYANA hauen in dieselbe Melodic-Death-Metal-Kerbe hinein, wie die Gastgeber. Die Jubiläumstour ist vielleicht auch der Anlass, warum OMNIUM GATHERUM ebenfalls das Album "Beyond" in voller Länge performt. Dass die beiden Bands gemeinsam auf Tour gehen ist nichts Neues, da Gitarrist Markus Vanhala in beiden Kapellen den Saiten Melodien entlockt und die Vergangenheit gezeigt hat, dass jenes Konzept durchaus stimmig ist und perfekt harmoniert.
Pünktlich 19:30 Uhr macht HINAYANA den Anfang des heutigen Abends und startet mit einer recht düsteren und melancholischen Interpretation des Genres. Im Vergleich zu den anderen Bands sind hier mehr DOOM-Metal-Anteile enthalten und drücken das Publikum in eine schwere und doch mystische Stimmung. Aber das ist nicht die einzige Besonderheit, denn HINAYANA ist der einzige Act, welcher ein gemischtes Set seiner Alben spielt und die Metalfans in kürzester Zeit um den Finger wickelt. Ich habe auch den Eindruck, dass sich unter diesen wirklich eingefleischte Fans der Texaner befinden. Absolut textsicher und voller Hingabe wird die Truppe um Frontmann Casey Hurd gefeiert. Leider kann ich auditiv die Rhythmusgitarre nur schemenhaft erahnen, was den Gesamteindruck ziemlich trübt. Als ehemaliger Gitarrist lege ich auf den Gitarrensound natürlich ein besonderes Augenmerk und finde es absolut schade, dass der so kraftvolle Sound der Platten, hier keine wirkliche Chance hat sich zu entfalten. Somit geht die Leadgitarre drucklos neben Bass und Schlagzeug doch ziemlich unter. An der Performance der Band macht das keinen Abbruch, denn die ist durchweg stark. Das Publikum dankt es den Amerikanern und hat für das 40 Minutenset eine sehr gute Show. Für mich ein klasse Opener, der es geschafft hat, das Hellraiser in die richtige Stimmung zu bringen.
Setliste: Death Of The Cosmic; Cold Conception; In Sacred Delusion; Spirit And Matter; Tempest Horizon; Reverse The Code; Triptych Visions; A Tide Unturning
Als nächstes wird mit "Beyond" das erste komplette Album des heutigen Abends von OMNIUM GATHERUM durchgespielt. Das Intro 'Luoto' steckt schon das nun zu beackernde Feld ab, denn alles wird erheblich melodischer und bekommt mehr Drive. Der Song 'New Dynamic' unterstreicht dies nochmal und ist der Zeitpunkt an dem auch Shouter Jukka Pelkonen die Bühne betritt. Obwohl die Truppe aus Finnland sich zweifellos von ihrer besten Seite zeigt und das angekündigte Set sauber abspielt, umschleicht mich der Eindruck, dass sie eher für sich spielen, als dem Publikum eine Interaktion anzubieten. Die Riffs sitzen, es ist alles auf den Punkt und der Sound passt nun auch, aber irgendwie will der Funke nicht so recht überspringen.
Aus meiner Sicht, durch die Kamera, muss ich leider feststellen, dass die Lichtbegleitung hier alles andere als optimal ist. Für mich passen einfach rosa Scheinwerfer nicht zu einer Melodic-Death-Metal-Band und sollten eher bei einem anderen Genre eingesetzt werden. Aber dafür kann OMNIUM GATHERUM nichts, denn die sind immer noch in ihrer Bubble gefangen. Der Eindruck zieht sich auch bis ungefähr der Hälfte des Auftritts hin, bis dann 'The Sonic Sin' die Band in eine Zeitkapsel schickt und in den Frühling katapultiert. Als wäre ein Schalter umgelegt, taut die Band auf und ist mit einem Schlag wirklich präsent. Wahnsinn, was jetzt hier für ein Feuerwerk an Agilität von der Bühne auf die Leute niederregnet. Das Publikum ist jetzt auch wie ausgewechselt und die gesamte Halle des Hellraisers kommt in eine harmonische Schwingung, um endlich mit dem Melodic-Kommando auf Reise zu gehen. Auch die langsameren Songs funktionieren jetzt wunderbar, wobei die treibenden Tracks immer noch klar die Zugpferde bleiben. Nach einer Stunde ist das Spektakel vorbei und ich bin froh, dass OMNIUM GATHERUM hier nochmal die Kurve gekriegt hat, denn es war letztendlich doch ein klasse Auftritt.
Setliste: Luoto; New Dynamic; In The Rim; Nightwalkers; Formidable; The Sonic Sign; Who Could Say; The Unknowing; Living In Me; White Palace
Die Gastgeber und Headliner an diesem kalten Winterabend sind natürlich INSOMNIUM und stehen in den Startlöchern, um Leipzig nun den Rest zu geben. Das Licht wird gedimmt und die ersten Melodien von 'The Primeval Dark' erklingen durch die Boxen. Inmitten des Samplers setzt Schlagzeuger Markus Hirvonen mit ein, um eine elegante Überleitung zur Livemusik zu schaffen. Pünktlich zu 'While We Sleep' ist die Kombo komplett angetreten und fegt von der ersten Sekunde über alles hinweg, was hier auf zwei Beinen steht. Gefühlt werden hier Kräfte von der Kette gelassen, welche sich in einem tiefen Winterschlaf befanden, denn der Sound kann nur als brachial beschrieben werden.
Woge um Woge kommen die sowohl stampfenden als auch epischen Riffs von der Bühne, ohne an Kraft zu verlieren. Die Auffälligkeiten beim Thema Sound und auch die Lichtshow, welche wir heute hatten, sind jetzt passé, da hier einfach alles stimmt. Auch der Gesang von Ville Friman kommt extrem klar und haarscharf aus den Boxen. Seine Stimmgewalt ist einfach überwältigend und unterstreicht den dunklen Stil der Band hervorragend. Für Gitarristen Markus ist es der zweite Auftritt des Abends aber ich erkenne keinerlei Anzeichen von Erschöpfung, der Mann ist wirklich fit. Da es sich um die Album-Tour handelt, ist auch klar, welche Songs gespielt werden und Stücke wie 'Revelation', 'Collapsing Words' und vor allem 'Ephemeral' verfehlen ihre Wirkung nicht. Die treibenden Melodien gepaart mit Norge-Worship sind ein Garant für einen erfolgreichen Konzertabend. Zum Abschluss gibt es noch die Kracher 'Lilian' und 'One For Sorrow'. Da bleibt kein Auge trocken und ich kann nur Danke für dieses Konzerterlebnis sagen.
Setliste: The Primeval Dark; While We Sleep; Revelation; Black Heart Rebellion; Lose To Night; Collapsing Words; The River; Ephemeral; The Promethean Song; Shadows Of The Dying Sun; Out Of The Sea; Lilian; One For SorrowNatürlich ist es jetzt noch viel zu früh, um an die Jahreslisten zu denken, da ich meine "Perlen der Redaktion" gerade erst für 2024 geschrieben habe, aber der heutige Abend kommt auf jeden Fall in die engere Auswahl für dieses Jahr. Nicht allein wegen INSOMNIUM, auch weil das Gesamtpaket eine runde und stimmige Sache darstellt. Jede der heutigen Bands hat klar abgeliefert und gezeigt, wie Winterzauber auf nordisch interpretiert werden kann.
Fotocredit: Norman Wernicke
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- Norman Wernicke