Iced Earth - Kaufbeuren

07.02.2002 | 13:09

02.02.2002, Zeppelinhalle

Ursprünglich wollten ICED EARTH ja schon im September nach Deutschland kommen, um ihren Fans eine Show der Superlative zu bieten - mit über 150 Minuten Spielzeit, die die gesamte Bandgeschichte abdecken sollte, und verschiedenen Bühnenbildern, und, und, und... Da war es natürlich klar, dass ich mir rechtzeitig eines der Tickets sichern musste. Doch erstens kommt es anders, und zweitens als mal denkt... Am Tag nach dem ich mir die Karte besorgt hatte, wurde bekannt, dass ICED EARTH nun doch nicht nach Europa kommen würden, weil sie lieber mit JUDAS PRIEST und ANTHRAX durch die USA reisen. Doch auch aus diesem Vorhaben wurde nichts, da JUDAS PRIEST diese Tour aufgrund der Vorkommnisse am 11. September absagten. Also hätten ICED EARTH im September ruhig ihre Europatour durchziehen können... ;-) Aber das ist ja Schnee von gestern - am 2. Februar war die Band aus Florida nun doch in Kaufbeuren, und mit ihr zahlreiche Fans. Denn auch dieses Konzert war ausverkauft - wie alle übrigen Deutschland-Termine auch.

Als ich die Zeppelinhalle betrat, war die Bühne zunächst von einem schwarzen Vorhang verhüllt, und es war darüber nur der große metallische ICED EARTH-Schriftzug zu sehen. Doch pünktlich um 20.00 Uhr gingen die Lichter aus und der Vorhang wurde zurückgezogen. Die Bühne war ganz in grau gehalten, und das Schlagzeug stand erhöht auf einem Podest, das zu beiden Seiten in Laufstege überging. (Diese wurden von Jon Schaffer & Co. im Laufe der Show auch häufig genutzt.) Matthew Barlow und Jon Schaffer erschienen in einem Jeans-Outfit, und sie legten - natürlich zusammen mit den übrigen Bandmitgliedern - mit der Bandhymne "Iced Earth" gleich ordentlich los. Die Show von ICED EARTH war ja - wie Jon Schaffer schon vor der Tür angekündigt hatte - dreigeteilt, wobei im ersten Abschnitt Songs von den ersten drei Alben gespielt wurden. Der Schwerpunkt wurde aber ganz eindeutig auf "Night Of The Stormrider" gelegt, und so kam anschließend auch "Pure Evil" an die Reihe. Danach begrüßte Matthew Barlow das Publikum ("Hallo Deutschland! Great to be back!!!"), bevor es mit "Brainwashed", dem einzigen Song von "Burnt Offerings" weiterging. Es folgte dann anschließend die "Night Of The Stormrider"-Trilogie, bestehend aus "Angel´s Holocaust", "Stormrider" und "The Path I Choose", wobei Matthew Barlow beim letzten Song ein paar leichte stimmliche Probleme hatte. Diese sollten aber nur von kurzer Dauer sein, denn im weiteren Verlauf der Show konnte er wieder überzeugen. Es ging dann mit einem weiteren Song vom Debüt, "Curse The Sky", weiter, bevor ICED EARTH den ersten, etwa 50-minütigen Teil mit "Travel In Stygian" beendeten.

Nach einer kurzen Umbaupause (ca. zehn Minuten) ging es dann mit dem zweiten Teil weiter, der den beiden Alben "The Dark Saga" und "Something Wicked This Way Comes" gewidmet war. Dementsprechend war nun auch die Bühne gestaltet (ein bisschen sah es dieses Mal nach einer ägyptischen Pyramide aus), und die Musiker erschienen dieses Mal ganz in schwarz. (Auf der Bühne schienen wohl andere Temperaturen geherrscht zu haben, denn ich wäre in einer Lederjacke wohl früher oder später eingegangen. ;-)) In den zweiten Teil starteten die Jungs von ICED EARTH mit dem "Something Wicked..."-Opener "Burning Times", und dann wechselten sie schön brav zwischen den beiden Platten hin und her - "Vengeance Is Mine", "Stand Alone", "The Hunter" -, ehe sie das für Jon Schaffer sehr wichtige, weil persönliche "Watching Over Me" spielten. Bei diesen neueren Songs konnte man feststellen, dass diese dem Publikum weitaus geläufiger waren als die Songs aus dem ersten Teil. Die Stimmmung war noch besser als zuvor und die Leute sangen auch immer häufiger mit. Es folgte dann die "The Suffering"-Trilogie ("Scarred", "Slave To The Dark", "A Question Of Heaven"), wobei aber gerade der erste Teil nicht ganz so gut ankam. Mit "Slave To The Dark" wurde die Stimmung aber dann wieder besser. Und obwohl bei "A Question Of Heaven" kurzzeitig das Mikofon ausfiel, gingen die Leute weiterhin gut mit. Um Matthew Barlow und vor allem seiner Stimme dann eine kleine Ruhepause zu gönnen, kam dann das Instrumentalstück "1776", ehe dann der vielleicht bekannteste ICED EARTH-Hit gespielt wurde: "I Died For You" (Auf "Melancholy" wurde ja komplett verzichtet.) Den Abschluss des mit über 70 Minuten längsten Teils bildete dann die "Something Wicked"-Trilogie ("Prophecy", "Birth Of The Wicked", "The Coming Curse"), bei der die Stimmung dann ihren Höhepunkt erreichte - die aufwändigen Pyrotechniken trugen natürlich ihren Teil dazu bei. Gerade bei diesen Songs kam jedoch deutlich zum Ausdruck, dass sämtliche Keyboardpassagen, Chöre, etc. vom Band eingespielt wurden - da stellt sich dann die Frage, ob sich nicht für die Zukunft zumindest ein Keyboarder lohnen würde?

Es folgte wiederum eine kurze Umbaupause, ehe sich der Vorhang zum dritten und letzten Male öffnete. Dieser Abschnitt stand natürlich nun ganz im Zeichen der aktuellen Platte, "Horror Show". Dementsprechend war die Bühne nun auch dekoriert - auf dem Backdrop war dieses Mal das Plattencover und einige der Album-Charaktere zu sehen -, und die Band zeigte sich mit schwarzen Umhängen bekleidet. Zum Einstieg in diesen letzten Teil der Show diente der CD-Opener "Wolf", der vom Publikum erneut begeistert aufgenommen wurde. Anschließend folgte "Damien", zu dem sich die Jungs ein kleines Gimmick einfallen ließen: Während des Songs leuchteten die Augen der Damien-Figur im Hintergrund. Leider war auch dieser Song von einem technischen Problem überschattet - mittendrin riss Jon Schaffer eine Saite, aber auch dieses Problem wurde dank einer Ersatzgitarre relativ schnell gelöst. Weiter ging es dann mit "Jekyll & Hyde", bevor erneut ein stimmbandschonendes Instrumental kam - in diesem Fall die IRON MAIDEN-Coverversion "Transylvania". Danach folgte dann "Jack", zu dem Matthew Barlow passenderweise mit einem Zylinder zurück auf die Bühne kam. Mit "Frankenstein" und dem darauffolgenden "Dracula" beschlossen ICED EARTH dann auch diesen letzten Teil, bei dem das Publikum auch wieder gut mitging. Die Begeisterung kannte auch nach den letzten Tönen kein Halten, denn die Leute wollten unbedingt noch eine Zugabe hören. Die Band kam dann auch tatsächlich noch einmal auf die Bühne zurück, um ein weiteres Stück zu spielen - "My Own Savior" vom "Something Wicked..."-Album -, und das, obwohl sie ja schon fast drei Stunden Konzert in den Knochen hatten. Doch danach war wirklich Schluss...

Zusammenfassen bleibt zu sagen, dass dieser Gig wirklich super war - auch wenn es ein paar technische Probleme gab. Im Großen und Ganzen ging das Konzert aber auch soundtechnisch in Ordnung - die Gitarren hörten sich zwar etwas sägend an, aber dadurch kam insbesondere die Rhythmusgitarre von Jon Schaffer gestochen scharf daher. Aber auch die anderen Musiker zeigten sich von ihrer besten Seite, so dass ich die Band nur beglückwünschen kann. Denn schließlich gehört einiges dazu, jeden Abend ein solches Mammutprogramm zu absolvieren - auch wenn ich mir natürlich wünschen würde, dass sich auch andere Bands mit dem entsprechenden Back-Katalog ICED EARTH zum Vorbild nehmen und über die inzwischen üblichen 90 Minuten hinausgehen...


Setlist:

Iced Earth
Pure Evil
Brainwashed
Angel´s Holocaust
Stormrider
The Path I Choose
Curse The Sky
Travel In Stygian

Burning Times
Vengeance Is Mine
Stand Alone
The Hunter
Watching Over Me
Scarred
Slave To The Dark
A Question Of Heaven
1776
I Died For You
Prophecy
Birth Of The Wicked
The Coming Curse

Wolf
Damien
Jekyll & Hyde
Transylvania
Jack
Frankenstein
Dracula

My Own Savior

Redakteur:
Martin Schaich

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