Iced Earth - Köln
23.01.2002 | 02:4322.01.2002, Live Music Hall
Jon Schaffer hatte im Vorfeld dieser Tour eine Menge versprochen. Mehr als 2,5 Stunden Spielzeit, drei verschiedene Bühnenaufbauten usw. usf. Genau das wollten dann auch massig Fans sehen. Jede Show konnte sich den Stempel 'Sold Out' aufdrücken und auch die doch recht großzügige Live Music Hall war mit ca. 1.500 Leuten schon lange ausverkauft. Vor der Halle tummelten sich gar noch unzählige Fans, die ohne Ticket waren und vergeblich auf eine Abendkasse hofften. Nix gab es.
Die Live Music Hall ist eine sehr große, sehr geräumige Halle mit breiter Bühne, drei Bars und ohne störende Pfeiler, so dass man von nahezu jedem Platz gut sehen kann. Lediglich die außerhalb der Location untergebrachten Toiletten kann man kritisieren. Ist nicht schön durch den Regen laufen zu müssen, um Wasser zu lassen. ;-)
Die Bühne war bis pünktlich um 20.00 Uhr von einem Vorhang verdeckt, der mit den ersten Riffs von "Iced Earth" zurückgezogen wurde. Das Backdrop war graumeliert und sollte so etwas wie Eis darstellen. Dazu der metallische ICED EARTH – Schriftzug. Das Schlagzeug stand auf einem Podest, welches mit Laufstegen versehen war, so dass die Herren Schaffer, Barlow, Tarnowski (g.) und McDonough (b.) genug Auslauf hatten und diesen auch gut nutzten. Ständige Positionswechsel und viele fliegende Haare bzw. bangende Köpfe (Larry Tarnowski's Haar ist nicht wirklich bangkompatibel ;-)) zeigten die Band bei den Klassikern der ersten drei Alben in absoluter Topform. Gerade die Gitarrenarbeit der Herren Schaffer und Tarnowski war herausragend. Nicht ganz herausragend war der Sound. Zwar insgesamt in angenehmer Lautstärke, hatte man doch den Eindruck, dass Mat ein wenig gegen die lauter abgemischten Gitarren ansingen musste. Dies sollte sich später noch deutlich bemerkbar machen. Bemerkbar machte sich auch, dass diese Form der Setlist perfekt gewählt war. Die Halle brodelte von den ersten Tönen an und feierte die Band mit lauten Chören. Logisch, wenn man Nummern wie "Pure Evil", "Brainwashed", "Stormrider" oder "Angel's Holocaust" im Ärmel hat. Auch wurde deutlich, welches Album der frühen Historie von ICED EARTH wohl am Wichtigsten war. Kamen vom Debüt und von "Burnt Offerings" nur zwei bzw. ein Song zum Zuge, so wurde "Night Of The Stormrider" gleich mit fünf Stücken gewürdigt. Zu Recht, wie die überwältigenden Reaktionen beim großartigen, den ersten Part abschließenden, "Travel In Stygian" zeigten.
Es folgte eine kurze Umbaupause von ca. zehn Minuten, in der sich die Bühne und die Musiker wandelten. Die Band war jetzt komplett in schwarz, statt wie zuvor in Jeans, und als Backdrop gab es nun Teile des "Something Wicked..."-Cover zu sehen. Damit war klar, dass dieser zweite Teil der Show sich "Dark Saga" und eben "Something Wicked..." widmen würde. Los ging's mit "Burning Times" ehe sich mit "Vengeance Is Mine" der erste Hammer des in meinen Augen überragenden ICED EARTH-Albums "The Dark Saga" anschloss. Das Publikum sah das wohl genauso und feierte die Nummern von "The Dark Saga" deutlich am lautesten ab. Und davon gab es eine ganze Menge. "The Hunter" durfte natürlich genauso wenig fehlen wie "I Died For You", dass wohl bis heute der beliebteste Song der Band ist. Auch die komplette "The Suffering"-Trilogie durfte nicht fehlen. Doch auch "Something Wicked..." kam nicht zu kurz. Wobei mich hier die Songauswahl etwas überrascht hat. Klar war "Watching Over Me", welches für Jon einfach zu persönlich ist, um es nicht zu spielen. Und der von der ganzen Halle gesungene Gänsehaut-Chorus dürfte nicht nur für wohlige Schauer auf dem Rücken, sondern auch für die ein oder andere Träne im Augenwinkel gesorgt haben. "Stand Alone" und vor allem das Instrumental "1776" hatte ich zumindest nicht mehr in der Setlist erwartet. Gerade wenn man bedenkt, dass ein Hit wie "Melancholy" außen vor gelassen wurde. Dafür gab es aber auch hier die Abschluss-Trilogie, wo vor allem das mit massiven Pyros untermalte "The Coming Curse" richtig geil rüberkam. Böse Zungen behaupten zwar, dass die eingespielten Chöre etwas an RHAPSODY erinnern, aber das finde ich dann doch etwas hoch gegriffen. Nicht zu hoch gegriffen ist allerdings zu behaupten, dass Mat stimmlich bei der "Something Wicked"-Trilogy zu schwächeln begann. Bei den leisen Passagen von "Prophecy" war er z.B. kaum zu hören. Nach "The Coming Curse" gab es dann die zweite kurze Umbaupause.
Und der Vorhang öffnete sich für die "Horror Show". Die Band nun in schwarzen Umhängen
gekleidet, im Hintergrund die Figuren der "Horror Show". Sah richtig gut aus. Das flotte "Wolf" bildete den Einstieg und wurde von den Fans ähnlich euphorisch gefeiert wie der Rest des Sets. Daran hatte ich vorher so meine Zweifel, gibt es doch nicht wenige Stimmen, die "Horror Show" nicht sooo stark finden. Einige Fans wanderten auch schon während des letzten Teils ab, aber von einer Massenflucht konnte man nicht sprechen. Das epische "Damien" fand ich live eine ganze Ecke wuchtiger als auf dem Silberling und auch das folgende "Jack" rauschte gut durch die Lauscher. Die Band war gut eingespielt, Müdigkeitserscheinungen waren auch nicht zu bemerken. Nur die Stimme von Mat setzte hin und wieder mal aus. Bei "Dracula" hörte man den guten Mann in den hinteren Reihen fast gar nicht mehr. Den Fans – auch mir – war das zu dem Zeitpunkt längst egal. Nach 165 Minuten (!!) waren die Fans nämlich schon sichtlich ausgelaugt und einige schweißnasse Körper drängelten sich gen Garderobe und Bar. Nach "Dracula" war dann auch Schluss, doch die Fans wollten nicht ohne Zugabe gehen, die sie in Form von "My Own Savior" auch bekamen. Dann war nach 170 Minuten aber wirklich aus und wohl alle Fans dürften zufrieden nach Hause gegangen sein. Selbst die, die "Horror Show" nicht soo mögen. ;-)
Fazit:
Jon Schaffer hat nicht zu viel versprochen als er die Show ankündigte. Die Bandhistorie wurde vollständig ausgeleuchtet, die Setlist war sehr nahe an perfekt (ich vermiss ja immer was ;-), diesmal "Colors", "Melancholy" und "Violate"), die Pyros waren aufwendig, die Kulissen hübsch. Wenn nicht eh schon alle Shows ausverkauft wären, würde ich mit den Worten "dürft ihr euch nicht entgehen lassen" schließen. Verdammt geil!
Iced Earth
Pure Evil
Brainwashed
Angel's Holocaust
Stormrider
Path I Choose
Curse The Sky
Travel In Stygian
Burning Times
Vengeance Is Mine
Stand Alone
The Hunter
Watching Over Me
Scarred
Slave To The Dark
A Question Of Heaven
1776
I Died For You
Prophecy
Birth Of The Wicked
The Coming Curse
Wolf
Damien
Jack
Jekyll & Hyde
Transylvania
Frankenstein
Dracula
My Own Savior
- Redakteur:
- Peter Kubaschk