In Extremo/Krieger - Stuttgart
13.01.2007 | 00:2816.12.2006, Kongresscentrum B
Alle Jahre wieder: Dass IN EXTREMO im Dezember durch die Republik touren, ist so sicher wie das am Amen in der Kirche. Wenigstens eine Konstante im Leben braucht der Mensch.
Der Einlass ist mit 19 Uhr recht früh angesetzt, was aber den Vorteil hat, dass man sich in Ruhe nach Merchandise und diversen Mittelalter-Accessoires umschauen kann. Auffällig sind vor allem die sehr humanen Preise: Ein Zehner für 2004er Tourshirt und achtzehn Ocken für das aktuelle Leibchen erleichtern die Kaufentscheidung, ist man doch ansonsten Preise ab 25 Euronen aufwärts gewohnt.
Um 20 Uhr erlischen die Lichter in der Halle und die Deutschrocker KRIEGER betreten die Bühne. Das Quartett aus Dresden bietet einen musikalischen Hitmix aus bewährten NDH-Klängen, die nur wenig Begeisterung im Allgemeinen und nach 10 Minuten Tristesse aufkommen lässt. Ebenso beweist man wenig Tiefe und Qualität in Sachen Songwriting, so dass das Geschehen auf der Bühne immer mehr an die Grenzen der Unerträglichkeit gerät. Nach gut 30 Minuten hat das Treiben ein Ende und KRIEGER werden in den wohlverdienten Feierabend entlassen.
Setliste:
Wenn Du mich küsst
Mein Schloß
Zurück nach Haus
Krieger
Kein Schuß
Heimat
In Flammen
Es folgt eine halbstündige Umbaupause, in der sich das Publikum schon einmal mit bekanntem IN EX-Liedgut die Zeit vertreibt und die Stimmung anhebt. Ein Blick ins Auditorium macht deutlich, das die Spielleute angesagter denn je sind und es nur noch wenige Freiflächen in der Halle gibt.
Pünktlich um 21 Uhr gehen die Lichter ein zweites Mal aus und das letzte Einhorn schreitet in einem dunklen Mantel gehüllt auf die dunkle Bühne und intoniert die ersten Zeilen zu 'Spielmann' ehe mit einem mächtigen Knall die Bühne in gleißendem Licht erstrahlt und die übrigen Musiker sichtbar werden. Die Bühne ist thematisch an das letzte Album gehalten und wähnt den Zuschauer auf einer Reise mit einem historischen Segelschiff, hoch über allem thront Drummer Morgenstern. Der Mob vor der Bühne feiert ausgelassen nahezu jede Note der Spielmänner ab. Ich habe selten eine solch ausgelassene Stimmung erlebt, und selbst in den hinteren Reihen sieht man die Leute noch tanzen.
Überhaupt ist das Publikum sehr bunt: vom Rollkragenpulli-Träger über das flippige Punkergirl bis hin zum stolzen Kuttenträger ist am heutigen Abend alles versammelt. Es zeigt sich einmal mehr, dass IN EXTREMO massenkompatibel sind und nicht nur von Mittelalterfreunden verehrt werden, auch wenn dies einige Hartgesottene gar nicht gerne sehen. Auch musikalisch ist der Wandel immer mehr spürbar. Nahezu das komplette "Mein Rasend Herz"-Material findet Berücksichtigung in der Setliste. Zwar nicht am Stück, wie es mittlerweile schon fast üblich ist, sondern gut verteilt und aufgelockert durch die Hits aus alten Tagen.
Eindrucksvoll ist auch die Pyroshow, die effektiv eingesetzt wird, ohne es maßlos zu übertreiben. Obwohl in den letzten Jahren immer wieder auf Tour ist, täuscht keiner der Musizierenden Müdigkeit vor und man kann die Spielfreude förmlich riechen. Besonders ausgelassen ist das Treiben bei 'Erdbeermund', 'Vollmond', 'Küss Mich' oder dem Rausschmeißer 'Liam'. Das Stuttgart Publikum hat aber noch lange nicht genug und fordert sehr lautstark nach einem Bonus, der in Form von 'Poc Vecem', 'Rotes Haar' und 'Villemann Og Magnhild' gewährt wird. Unzufrieden sieht keiner der Beteiligten nach über zwei Stunden Spielzeit aus, so dass beiden Parteinen ein gutes Zeugnis ausgestellt werden kann. Bis zum nächsten Jahr!
Setliste:
Spielmann
Nur Ihr Allein
Macht & Dummheit
Vänner Och Frände
Horizont
Wessebronner Gebet
Erdbeermund
Kein Sturm
Wind
Singapur
Spielmannsfluch
Ave Maria
Omnia Sol Temperat
Hiemali Tempore
Küss Mich
Alte Liebe
Vollmond
Raue See
Mein Rasend Herz
Liam
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Poc Vecem
Rotes Haar
Villemann Og Magnhild
- Redakteur:
- Frank Hameister