Inferno-Festival - Oslo

06.05.2004 | 06:49

07.04.2004, Rockefeller/ John Dee

Trolle, Fjorde, Wälder und Metal - Norwegen, nu(o)r wegen dir gibt es eine fantastische Musiktradition mit dem Namen Black Metal. Zwar gab es schon vor 1990 Bands wie VENOM oder BATHORY, doch richtig ernst wurde es erst mit EMPEROR, DARKTHRONE , BURZUM und MAYHEM. Inzwischen gehören Kapellen wie DIMMU BORGIR neben Erdöl und Elchgeweihen zu den größten Exportschlagern dieses Landes. Seit dem neuen Jahrtausend findet in Oslo jedes Ostern das Inferno-Festival statt. Waren es am Anfang nur zwei Tage, so läuft es seit 2003 ganze 24 Stunden länger, Oslo ist um die Feiertage herum Mekka für Schwarz-Metal-Süchtige aus ganz Europa. Sehr international geht es auf dem Inferno zu und so lässt es sich dieses Jahr ein kleines powermetal.de-Team nicht nehmen dorthin zu fahren und vorher die Präsentation des Festivals mit zu übernehmen...
Einen tollen Kurzurlaub später (guckt euch den Prejkestolen an, so etwas habt ihr noch nicht gesehen...), beginnt die Geschichte vor einer Bank in der Innenstadt von Norwegens Hauptstadt Oslo, die City der 666 Einbahnstraßen und Dutzenden Metalclubs und -läden. Dort wollen wir an diesem Mittwoch im Auto schlafen. Aber erst später...

Der Abend fängt schon einmal gut an. SARCOMA INC. liefern in dem kleinen Garage-Club einen netten Thrash-Black-Metal-Zeitvertreib ohne Reue. Die drei Musiker haben sichtlich viel Spaß bei ihrem Gig, der Sänger entpuppt sich als Frontmann Daemon von LIMBONIC ART. In seiner Freizeit scheint er ziemlich auf SLAYER-Riffs abzufahren, ebenso hat er wohl ein Faible für herrlich kultige Texte. Wie anders lassen sich sonst Songtitel wie 'Black Death', 'Screams Of Vengeance' (nicht der JUDAS PRIEST-Song) oder 'The Origin Of Metal' erklären? Auch der Bassist grinst vor Freude und haut seinem Drumkollegen auf dem Schlagzeug herum. Im Hintergrund liegt die umgedrehte Norwegen-Flagge ganz still - mutmaßlich freut sie sich auch...

(Henri Kramer)

Freude löst auch ein Typ in MAYHEM-Shirt und Blue Jeans aus, der munter auf norwegisch die powermetal.de-Schreiber volltexten will. Als er erfährt, das die aus Deutschland sind, fühlt er sich sogleich verpflichtet ein Bier auszugeben. Dann stellt er sich als Kim vor und bekundet Mitleid, weil man als Deutscher ja das billigste Bier in Europa gewohnt ist. Dort soll es ja im Supermarkt nur vierzig Cent kosten. Hier im Garage blecht man dafür achtundvierzig Kronen. Das sind umgerechnet sechs Euro! Bei dem Gedanken gibt Kim gleich noch ein zweites Getränk aus. Als er dann auch noch erklärt bekommt, das die zwei Presseleute während des viertägigen Festivals in ihrem Auto übernachten, ist das Entsetzen perfekt. Ohne zu zögern bietet er ihnen einen Schlafplatz bei sich zu Hause in der Kjolbergt 23 an. Und wenn sie schon nicht da schlafen wollen, dann sollen sie doch wenigsten zum Vorspiel dorthin kommen und trinken, trinken, trinken... Skål!

(Wiebke Rost)

Was für eine gottgleiche Reunion steht denn im Garage-Club jetzt plötzlich auf der Bühne?! Die Kinnladen rasseln kollektiv zu dem mit teurem Bier benetzten Boden der Garage, als die vor fünf Jahren neu belebten CADAVER INC., die inzwischen wieder nur noch CADAVER heißen, mit ihrem Auftritt beginnen. Was da aus den Boxen schallt, ist extrem aggressiver Death Metal, sauböse gespielt und mit bizarren Melodien versetzt. CADAVER haben schon zu Beginn der 90er die Massen in den Wahn getrieben, mehr als zehn Jahre später haben die Norweger nichts von ihrer Aggression und ihrem Hass verloren. Sänger Apollyon, der auch bei AURA NOIR seine krasse Stimme erklingen lässt, ist der Wutteufel in einer Soundwucht direkt aus der Hölle - die Musiker von CADAVER mögen zwar allesamt ungeschminkt sein, kommen jedoch vielfach böser und apokalyptischer herüber als viele ihrer norwegischen Szene-Kollegen aus der Black-Metal-Ecke. Das Publikum ist ähnlich aufgedreht und feuert die vier Jungs bei Hits von 'Hallucinating Anxiety' oder dem aktuellen "Necrosis"-Killer an. Der powermetal.de-Schreiberling bekommt während des Auftritts noch einmal drei Bier spendiert und fühlt sich wie in einem Schlaraffenland aus Alk und genialen, fast Grindcore-artigen Drumeinlagen...

(Henri Kramer)

Bleibt immer noch das Rätsel um das "Inc." zu klären. Fairerweise wollte sich die Band nach siebenjähriger Pause und diversen Besetzungswechseln nicht wieder als die alte ausgeben und hängte einfach das "Inc." ans CADAVER dran. Nun löste aber die Promotion für die 2001 erschienene Reunion-Scheibe "Discipline" einen solchen Kaufrausch aus, dass die Musik ins Hintertreffen geriet. Also wurde das "Inc." wieder gestrichen. Zurecht, denn anno 2004 durchströmt der selbe verrottete Mief den Sound von CADAVER wie damals 1990, als sie das erste norwegische Death-Metal-Album "Hallucinating Anxiety" rausbrachten, ein Klassiker, wie auch das folgende "In Pains". Wäre 1993 nicht das mörderische Jahr des Black Metal gewesen, wer weiß wie viel Platin CADAVER jetzt schon häufen würden. So aber blieben sie der Unterwelt von Oslo treu. Und: Der Neustart mit Sänger Apollyon ist ein echter Gewinn! Mit Lichtgeschwindigkeit greift er über seine Bass-Seiten und bellt dabei wie ein Höllenhund. Tatsächlich hat der blonde Langhaardackel immer ein Hunde-Halsband mit Ring um. Anketten lässt er sich aber bestimmt nicht! Eher verrät sein dämonisches Dauergrinsen jedem, der vor ihm steht: "Fahr doch zur Hölle!".

(Wiebke Rost)

CADAVER gesehen, noch ein Bier von Kim in den Hals gekippt und für den nächsten Tag mit ihm verabredet. Nun aber ab zum etwa 100 Meter entfernten RockIn - rennend. Dort sollen jetzt ja eigentlich SABBAT spielen. Und Mr. Martin Walkyier befindet sich auch auf der Bühne. Doch wer steht da neben ihm? Wenn das nicht NOCTURNAL BREED sind. Des Rätsels Lösung: Des SABBAT-Sängers Band ist verhindert, Unfall und so weiter. Zwei Songs spielen Walkyier und NOCTURNAL BREED zusammen, selbstredend fantastisch intoniert. Den Rest des Abends im RockIn schildert ein kleines Telegramm, dass ein kleiner Fotozwerg mir zusteckte:

"INFERNO-Vorglühen"
Telegramm aus dem Rock In.
"7. April
Live on stage.

INFERNAL - dreckiger Punk Metal, bei dem sich ein ICS.Vortex (bekannt durch ARCTURUS, BORKNAGAR, VED BUENS ENDE, derzeit hauptamtlicher Basser und Backgroundvocalist bei DIMMU BORGIR) in den vorderen Fanreihen den Kopf abbangte.

AUDIOPAIN - nix außergewöhnlich, nur dass der Sänger sich wie Lemmy zum Mikro hochräkelte.

NOCTURNAL BREED - munter ward man endlich. Seit Ewigkeiten mal wieder live gesehen. Dementsprechender Orgasmus - rein musikalischerseits - goile Show, zu der sich auch ein Martin Walkyier (SABBAT, SKYCLAD) gesellte - gesangestechnisch selbstverfreilich.
Und ein Show-Part fiel der Zensur zum Opfer... ;o)
DGFz
-Ende-"

Ende auch insgesamt, ein paar Flaschen Tuborg später kommt der Schlaf zügig.

(Henri Kramer)

Redakteur:
Henri Kramer

Login

Neu registrieren