JAG PANZER, GLANVILLE, WITCH CROSS - Hamburg
05.07.2019 | 21:3329.05.2019, Bambi Galore
Das US-Metal-Urgestein zerstört livehaftig Ampeln!
Ich glaube, es ist über 20 Jahre her, dass ich JAG PANZER das letzte Mal in einem Club gesehen habe. Danach war die Band um Ausnahmesänger Harry Conklin immer wieder auf Festivals zu sehen, aber so eine intime Clubatmosphäre ist natürlich eine ganz andere Angelegenheit. Von daher ist es nicht überraschend, dass das Bambi Galore zu Hamburg heute Abend ausverkauft ist.
Als wir nach geschafftem Tageswerk an der Location angekommen, ist der Opener GLANVILLE bereits fertig. Augenzeugen berichten von einem soliden Auftritt mit Spaß in den Backen. Als ich mir den Merchandise-Stand der Truppe ansehe, ahne ich, wovon die Rede ist: Welche Band hat denn bitte Honig im Programm? Dafür gibt es auf jeden Fall Sympathiepunkte.
Als nächstes steht WITCH CROSS aus Dänemark auf dem Speiseplan, eine Band, die ich nach der kultigen "Fit For Fight"-Scheibe aus dem Jahr 1984 etwas aus den Augen verloren habe. Ein Fehler, wie sich schnell herausstellt, denn die älteren Herrschaften rocken die Hütte mit dem Charme einer rostigen Dampflok. Spätestens bei 'Nightflight To Tokyo' ist die Stimmung im arg warmen Kellergewölbe dann beinahe etwas feucht. Hilft nur Flüssigkeitszufuhr. Und weiter geht die coole Abfahrt der Dänen, denen man den Spaß an der Sache wunderbar ansehen kann. Unterstützt von einem sehr guten Klang und herrlichen Ansagen von Wuschelsänger Kevin Moore wird der Auftritt zu einer extrem kurzweiligen Angelegenheit, die alle bestgelaunt auf die Hauptband einstimmt.
Diese kommt dann nach einer kurzen – und mehr als notwendigen – Frischluftpause auf die Bühne und überfällt uns nach dem neuen 'Far Beyond All Fear' gleich mal mit dem ersten Panzerhauer des Abends: 'Chain Of Command'! Sofort singt der ganze Club mit, was bei der gesanglichen Leistung von Harry "Tyrant" Conklin fast ein bisschen schade ist. Der gute Mann kann es nämlich immer noch. Und wie! Es ist unbegreiflich, aber Harry verliert nichts, aber auch gar nichts von seiner Stimmesgewalt. Weiter im Text geht es mit 'Achilles' und 'Overlord' bis man bei 'Licensed To Kill' wieder auf Ampeln schießt. Unfassbar, wie gut diese Nummern gealtert sind. Man muss aber auch sagen, dass die musikalische Darbietung wenig Luft nach oben bietet. Allen voran natürlich die alteingesessenen Spieler Mark Briody (gt.) und Drummer Rikard Stjernquist, die mit einem breiten Grinsen alles in Grund und Boden hacken. Mit dabei sind auf dieser Tour Gitarrist Ken Rodarte und Bassist Aric Avina, die sich wunderbar ins Gesamtbild einfügen.
Als ob wir nicht alle schon ausreichend schwitzen würden, müssen nun unbarmherzig 'Harder Than Steel' und das "Fourth Judgement"-Highlight 'Black' nachgelegt werden. Die Stimmung kocht. Wir auch. Aber egal: Bis zum herrlich verträumten 'Foggy Dew' gibt es wenig Zeit zum Verschnaufen. In diesen Minuten kann man einmal kurz Durchatmen, was mehr als notwendig ist, denn kurz danach kommt der Schattenjäger und das völlig enthemmte Körpergewackel geht weiter. Diese Nummer ist bis heute ein Meilenstein unserer Lieblingsmusik und kann in solcher Qualität und Atmosphäre natürlich zum absoluten Siegeszug werden.
Dass daran anschließende 'Born Of the Flame' beendet dann den regulären Set. Die Sprechgesänge holen das Quintett aber zügig zurück auf die Bühne, wo man mit 'Warfare' und 'Generally Hostile' nochmal alles gibt. Puh! Schnell eine kühle Knolle geangelt und Frischluft suchen, so mein Plan, den die Herrschaften allerdings mit einer weiteren Zugabe durchkreuzen. 'Symphony Of Terror' beendet dann final einen triumphalen Auftritt einer Band, die zumindest live noch immer zu den ganz Großen gehört.
Da kann man jetzt auch am viel zu lauten Sound herum nörgeln und sich fragen, weshalb man nicht beim WITCH CROSS-Klang geblieben ist. Das ändert aber rein gar nichts an der Tatsache, dass das musikalisch, gesanglich und stimmungstechnisch ein absolutes Feuerwerk war. Mehr davon!
Setliste: Far Beyond All Fear; Chain of Command; Achilles; Overlord; Licensed To Kill; Harder Than Steel; Black; Iron Eagle; King At A Price; Fire of Our Spirit; The Mission (1943); Foggy Dew; The Scarlet Letter; Shadow Thief; Born Of The Flame; Warfare; Generally Hostile; Symphony Of Terror
- Redakteur:
- Holger Andrae