JUDAS PRIEST, SAXON und URIAH HEEP - Hamburg
06.07.2024 | 22:2901.07.2024, Barclays Arena
Britischer Legendenabend in Hamburg!
Was soll man zu dem bevorstehenden Konzertabend schon sagen, wenn drei britische Hard-Rock- und Heavy-Metal-Legenden sich anschicken, das Hamburger Publikum zu beehren. Ein anderes Wort als Legenden fällt mir bei URIAH HEEP, SAXON und insbesondere JUDAS PRIEST nicht ein. Dafür bietet die Barclays Arena in Hamburg die passende Location.
Zu relativ früher Zeit an einem Montag, nämlich um 17:00 Uhr öffnen sich die Tore der Arena. Zunächst wird einmal das üppige Merch-Angebot inspiziert und der Preis von 45,00 EUR für ein Shirt scheint nur wenige Besucher abzuschrecken, denn der Verkauf sieht von Anfang an gut aus. Es gilt dennoch, einige Zeit totzuschlagen, denn URIAH HEEP beginnt erst um 19:00 Uhr mit der Show. Dennoch begebe ich mich schon in die Konzerthalle in den Innenraum und finde relativ nahe vor der Bühne einen Platz. Ich erwarte heute keinerlei Moshpits oder ähnliches, so dass ich es mir gerne in den vorderen Reihen gemütlich mache.
Leider habe ich nicht die Möglichkeit, im Fotograben vernünftige Bilder zu machen, daher sind hier auch drei Fotos meines Kollegen André Schnittker vom Konzert aus München am 25.03.2024 zu sehen. Hier findet ihr die gesamte Bildergalerie aus München von ihm.
Um kurz nach 19:00 Uhr beginnt dann URIAH HEEP mit der Show. Ich gebe zu, dass ich von URIAH HEEP fast gar nichts kenne und daher im Vorfeld keinerlei Erwartungen habe. Umso mehr begeistert mich von der ersten Sekunde von 'Save Me Tonight' an die Spielfreude der Herren und die tolle Lichtshow. Dabei sorgen insbesondere Sänger Bernie Shaw und Gründungsmitglied und Gitarrist Mick Box für gute Laune und totale Begeisterung. Dabei liefert URIAH HEEP eine gute Mischung aus alten Songs, wie beispielsweise 'Gypsy', und neuen Liedern, wie 'Hurricane' vom 2023er Album "Chaos & Colour". Den Abschluss stellt dann der, wie Bernie Shaw ihn nennt, "Heavy-Metal-Folk-Song" 'Lady In Black' dar und sorgt dafür, dass die ganze Halle lautstark mitsingt. Nach leider gerademal 35 Minuten geht URIAH HEEP dann von der Bühne und mir kommt nur ein glückliches "Wow" von den Lippen. Diese Herren können rocken!
Setliste: Save Me Tonight; Grazed By Heaven; Rainbow Demon; Hurricane; Free 'n' Easy; Gypsy; Easy Livin'; Lady In Black
Von dieser überzeugenden Spielfreude von URIAH HEEP kommt bei SAXON anfangs leider gar nicht so viel rüber. Irgendwie wirkt die Truppe nicht ganz so euphorisch wie die Kollegen zuvor, als SAXON mit dem Titeltrack vom aktuellen Album "Hell, Fire And Damnation" die Show eröffnet. Lediglich Bassist Tim "Nibbs" Carter flitzt über die Bühne und schüttelt seine Haare wild durch die Gegend. Ein gewohnter Anblick für jeden, der SAXON schon mal live erlebt hat. Aber Sänger Biff wirkt ernst und bewegt sich deutlich langsamer als zuvor Bernie Shaw. Dafür bietet die Songauswahl von SAXON mir persönlich den Zugang zur Show, denn hier reiht sich Klassiker an Klassiker. Mit 'Motorcycle Man' und 'Power And The Glory' geht es weiter, ehe sich erneut ein Song vom aktuellen Album, 'Madame Guillotine', anschließt. Und wie es danach weitergeht, dürfte jedem SAXON-Fan die Tränen in die Augen treiben. 'Heavy Metal Thunder', 'Crusader', 'Strong Arm Of The Law', der das Publikumsvoting gegen 'Dallas 1PM' gewonnen hat, 'Denim And Leather', 'Wheels Of Steel', 'And The Bands Played On', '747 (Strangers In The Night)' und das abschließende 'Princess Of The Night' lassen eigentlich keinen Wunsch offen und sorgen so für eine phänomenale Show.
Setliste: Hell, Fire And Damnation; Motorcycle Man; Power And The Glory; Madame Guillotine; Heavy Metal Thunder; Crusader; Strong Arm Of The Law; Denim And Leather; Wheels Of Steel; And The Bands Played On; 747 (Strangers In The Night); Princess Of The Night
Die Messlatte für den Headliner liegt nach den zwei tollen Auftritten extrem hoch. Ich hole mir noch schnell ein Getränk und beobachte den Bühnenumbau. Und es passt, dass unmittelbar vor Beginn der dritten britischen Band des Abends ein Song einer weiteren britischen Legende, nämlich 'War Pigs' von BLACK SABBATH, aus den Boxen dröhnt und das Intro zum Auftritt des Headliners darstellt. Und dann beginnt JUDAS PRIEST mit 'Panic Attack' vom neuesten Studioalbum "Invincible Shield". Das erste was auffällt ist, dass es noch lauter ist, als bei den anderen beiden Bands und Rob Halfords Vocals für meine Gehörgänge aufgrund der Lautstärke hin und wieder zu schrill klingen. Grundsätzlich klingt Robs Stimme aber gut und ich habe ihm nicht zugetraut, die ganz hohen Töne noch immer so hinzubekommen. Es ist das erste Mal überhaupt, dass ich Rob live auf der Bühne erlebe und ich denke mir zwischendurch, wie gerne ich ihn vor zehn oder zwanzig Jahren gesehen hätte, als er noch etwas agiler war und noch nicht so oft vor dem Teleprompter stand um den Text abzulesen, wie heute Abend. Mit 'You've Got Another Thing Comin'' und 'Rapid Fire' gibt es dann auch schon die ersten Klassiker der langen Bandgeschichte zu hören, ehe es mit 'Breaking The Law' das erste absolute Highlight des Abends gibt. Die ganze Halle singt lautstark mit, reckt die Fäuste und hat Spaß. Weiter geht es munter durch die Diskografie mit 'Riding On The Wind', 'Devil's Child', 'Saints In Hell', 'Sinner' und 'Turbo Lover', ehe Rob sich eine kurze Pause gönnt und sich auf eine Bühne am vorderen Bühnenrand setzt und eine kleine Ansprache ans Publikum hält und sich bei den Fans für die Begleitung auf der Bandreise vom ersten Album bis zum aktuellen Werk "Invincible Shield" bedankt, mit dessen Titeltrack es dann weitergeht.
Auch wenn Rob sich recht langsam über die Bühne bewegt, ist nicht nur aufgrund der Lichtshow oder den Leinwänden im Bühnenhintergrund Action geboten, da die beiden Gitarristen Richie Faulkner und Andy Sneap ziemlich agil sind und eine gute Show liefern. Nachdem es mit 'Victim Of Changes' und 'The Green Manalishi (With The Two Prongued Crown)' zwei weitere Klassiker zu hören gibt, begeben sich alle Musiker mit Ausnahme von Drummer Scott Travis von der Bühne. Scott trifft dann eine Aussage: "Wir haben noch Zeit für einen Song. Oder für drei Songs. Was wollt ihr hören?". Die Antwort ist natürlich klar, das Publikum bevorzugt die "Ein-Song-Variante", denn natürlich möchten alle 'Painkiller' hören. Zwar gehen nach diesem tollen Song alle von der Bühne, aber es ist klar, dass der Abend noch nicht gelaufen ist. Schon nach wenigen Augenblicken beginnt der "Zugabenteil" mit 'The Hellion' und dementsprechend 'Electric Eye'. Das sorgt bei mir Gänsehaut, jedoch nicht die erste heute Abend. Zum folgenden 'Hell Bent For Leather' fährt Rob standesgemäß mit dem Motorrad auf die Bühne. Das Finale ist dann, wie eigentlich nicht anders zu erwarten gewesen, 'Living After Midnight' und JUDAS PRIEST beendet nach knapp 100 Minuten einen unvergesslichen Abend.
Setliste: Panic Attack; You've Got Another Thing Comin'; Rapid Fire; Breaking The Law; Riding On The Wind; Devil's Child; Saints In Hell; Sinner; Turbo Lover; Invincible Shield; Victim Of Changes; The Green Manalishi (With The Two Prongued Crown); Painkiller; The Hellion; Electic Eye; Hell Bent For Leather; Living After Midnight
Dieser Abend hat extrem viel Spaß gemacht. Tolle Musiker, tolle Musik, ein tolles Publikum, ein sehr guter, wenn auch teilweise zu lauter, Sound und eine super Lichtshow sorgen für folgende, nicht despektierlich gemeinte, Erkenntnis: Auch alte Herren können rocken!
- Redakteur:
- Mario Dahl