KAMELOT - Köln
24.09.2015 | 21:0418.09.2015, Essigfabrik
Symphonischer Power Metal in Perfektion!
Die US-Amerikaner KAMELOT haben sich in den letzten Jahren als eine feste Größe im symphonischen Power Metal etabliert. Diesem Status konnte auch der überraschende Sängerwechsel im Jahr 2011 nichts anhaben. Zwar vermissen viele Fans der Band noch immer Roy Khan, doch mit dem 2012 neu eingestiegenen Tommy Karevik am Mikrofon ist das Quintett erfolgreicher denn je. Kein Wunder also, dass die Amerikaner mit dem aktuellen Longplayer "Haven" Platz 14 der deutschen Albumcharts erobern konnten. Folgerichtig wird das Album nun, mit einer ausgiebigen Tour, den Fans weltweit präsentiert. Das Line-up für den europäischen Abschnitt des Trecks wird dabei von GUS G., den meisten sicher aus der Begleitband von OZZY OSBOURNE bekannt, und dem kanadischen Newcomer KOBRA AND THE LOTUS vervollständigt. In dieser Konstellation macht die Tour auch an diesem verregneten Freitagabend in der Kölner Essigfabrik halt.
Den Opener gibt dabei heute Abend die Band KOBRA AND THE LOTUS, die bereits eine halbe Stunde vor offiziellem Konzertbeginn, welcher auf 20:00 Uhr terminiert ist, die Bühne entert. Für mich immer noch unverständlich, dass sich diese Unart, den Opener bereits während des Einlasses auf die Bühne zu schicken, in den letzten Jahren so etabliert hat. So müssen die Kanadier um Frontfrau Kobra Paige beim eröffnenden 'High Priestess' mit einer halbleeren Halle vorlieb nehmen, denn ein großer Teil der Zuschauer befindet sich noch draußen auf Parkplatzsuche. Das Quintett lässt sich von diesem Umstand aber nicht abschrecken und legt direkt mit den beiden Krachern 'Warhorse' und 'I Am I Am' nach. Besonders positiv fällt dabei die Leistung der Musiker auf. Die Band ist unheimlich gut eingespielt und auch der erst frisch hinzugestoßene Charlie Parra del Riego macht an der Gitarre eine sehr gute Figur. Zur Leistung von Kobra Paige muss man fast schon nichts mehr sagen. Wie gewohnt liefert die Sängerin eine herausragende Performance ab und begeistert die Anwesenden mit ihrem kraftvollen Organ. Folgerichtig ernten die Kanadier im Verlauf des Konzerts immer bessere Reaktionen vom Publikum. Leider ist die Spielzeit für den Opener sehr knapp bemessen und so verabschiedet sich das Quintett mit dem wuchtig rockenden '50 Shades Of Evil' nach viel zu kurzen 30 Minuten. Aber auch im weiteren Verlauf des Abends wird die Band noch positiv auffallen. Einem anwesenden Fan im Rollstuhl erfüllen die Fünf nämlich während der Show von KAMELOT noch jeglichen Autogramm- und Fotowunsch. Am Ende bleibt eine tolle Performance und das extrem sympathische Auftreten der Musiker hängen, sodass man sich jetzt schon auf den nächsten Besuch der Kanadier hierzulande freuen darf.
Es folgt eine blitzschnelle Umbaupause von 15 Minuten, nach der GUS G. mit seinen Mitstreitern die Bühne entert. Der Grieche verfolgt aktuell verstärkt seine Solo-Ambitionen, da sich sein Arbeitgeber OZZY OSBOURNE aktuell auf die finale Welttournee von BLACK SABBATH vorbereitet. Auf den beiden bisherigen Alben "I Am The Fire" und "Brand New Revolution" übernahmen im Studio diverse Gastsänger den Job am Mikrofon. Für die nun anstehende Tour hat sich der Gitarrist für seine Band allerdings gesangliche Unterstützung aus Deutschland ins Boot geholt. Henning Basse (METALIUM) übernimmt heute Abend die Vocals und, soviel sei vorweg verraten, macht bei allen Songs gesanglich eine sehr gute Figur. Eröffnet wird das 45-minütige Set eindrucksvoll mit 'Brand New Revolution' und 'Burn', beide vom aktuellen Album "Brand New Revolution". Dabei ist es einfach eine wahre Freude, dem griechischen Saitenhexer bei der Arbeit zuzusehen. Der Mann aus Thessaloniki bedient sein Instrument mit grandioser Präzision, hier sitzt einfach jede Note. In Kombination mit der sympathischen Art von Sänger Basse schafft es das Quartett schnell, das Publikum auf seine Seite zu ziehen und die Stimmung in der Essigfabrik nochmals anzuheizen. In der Mitte des Sets räumt Basse kurzzeitig die Bühne, sodass GUS G. im instrumentalen 'The Quest' nochmal sämtliche Fingerfertigkeiten demonstrieren kann. Abgeschlossen wird der Auftritt des multinationalen Quartetts anschließend mit dem eingängigen 'Redemption' und einer ausgedehnten Version von 'I Am The Fire', welche Basse noch einmal nutzt, um das Publikum zum Mitsingen zu animieren. So bleibt am Ende ein mehr als überzeugender Auftritt, welcher dem Griechen sicher noch einmal neue Bewunderer unter den anwesenden Zuschauern eingebracht hat.
Setlist GUS G.: Brand New Revolution, Burn, My Will Be Done, Eyes Wide Open, Come Hell Or High Water, World On Fire (FIREWIND-Cover), The Quest, Redemption, I Am The Fire
KAMELOT lässt sich anschließend Zeit mit dem Umbau. Beim Blick auf die Bühne wird aber schnell klar, dass die Crew diese Zeit auch benötigt. Große Banner neben und hinter der Bühne, Podeste für Keyboard und Schlagzeug, sowie eine gigantische Lichtshow – KAMELOT lässt hier heute schon beim Bühnenbild keinerlei Zweifel am Headliner-Status aufkommen. Nötig haben die Amerikaner das eigentlich nicht, denn bereits ab den ersten Tönen des eröffnenden 'Veil Of Elysium' haben die Musiker das Publikum fest im Griff. Zwar ist die Essigfabrik nur zu gut zwei Dritteln gefüllt, die Stimmung im Publikum könnte aber auch bei ausverkauftem Haus nicht besser sein. Die Songauswahl tut ihr übriges dazu, denn bereits mit dem folgende Viererpack, bestehend aus 'When The Lights Are Down', 'The Great Pandemonium', 'Center Of The Universe' und 'Karma', packen die Amerikaner einige Klassiker aus dem eigenen Backkatalog aus, welche von den Fans frenetisch bejubelt werden. Gerade bei den älteren Tracks zeigt sich, dass Tommy Karevik ein würdiger Ersatz für Roy Khan ist. Natürlich hört man leichte Unterschiede in der Interpretation der Songs, aber insgesamt hält sich Karevik sehr nah am Original. Unterstützt wird er heute am Mikrofon durch die schwedische Background-Sängerin Linnea Vikström, die einigen durch ihr Mitwirken bei ihren Landsleuten THERION bekannt sein dürfte. Sie steuert ab und an Growls sowie Klargesang bei, wirkt aber ansonsten für große Teile der Show etwas deplatziert auf der Bühne. Das Publikum stört sich daran jedoch nicht, sondern feiert die Band weiter für jeden gespielten Song.
Erst die Ballade 'Song For Jolee' liefert für die Anwesenden eine erste Pause und markiert leider auch den einzigen Ausfall in der Setlist des heutigen Abends. Der Song vermag es nicht so recht, die Zuhörer zu fesseln, und so wird der Moment genutzt, um die inzwischen leeren Becher an der Theke nachzufüllen. Diesen Durchhänger korrigiert das Quintett allerdings mit dem folgenden 'March Of Mephisto' postwendend. Insbesondere Gitarrist Thomas Youngblood und Bassist Sean Tibbets laufen hier zu Hochform auf. Ersterer überzeugt mit einem tollen Solo, während Tibbets das Publikum mit seiner Bass-Akrobatik unterhält. Nach einem eindrucksvollen, aber etwas zu lang geratenen Drumsolo von Casey Grillo, endet das reguläre Set mit einer, um eine ausgedehnte Mitsing-Sektion erweiterten, Version von 'Forever'. Natürlich hat das Publikum damit noch lange nicht genug. Den gewünschten Nachschlag gewähren die Amerikaner mit einer tollen Darbietung von 'Revolution' und dem Übersong 'Sacrimony (Angel Of Afterlife)'. Spätestens hier muss ich zugeben, dass mich die Fünf heute voll und ganz überzeugen konnte. Die Studioalben der Amerikaner haben nie einen wirklich bleibenden Eindruck bei mir hinterlassen, aber auf der Bühne kann man ihnen nichts vormachen. Hier bekommt man einfach symphonischen Power Metal in Perfektion geboten.
Setlist KAMELOT: Veil of Elysium, When The Lights Are Down, The Great Pandemonium, Center Of The Universe, Karma, Torn, Song For Jolee, March Of Mephisto, Rule The World, Insomnia, Liar Liar (Wasteland Monarchy), Forever, Revolution, Sacrimony (Angel Of Afterlife)
So endet gegen 23:00 Uhr ein gelungener Konzertabend in der Domstadt, der durchaus größeren Zuspruch verdient gehabt hätte. Immerhin wurden hier für den verhältnismäßig günstigen Eintritt von 30 Euro drei hervorragende Bands geboten. Abgerundet wird der durchweg positive Eindruck von der Tatsache, dass sich GUS G. und Kobra Paige nach der Show am Merchandise blicken ließen und sich sehr viel Zeit nahmen, um die Autogrammwünsche der Fans zu erfüllen. Wer die Chance hat, die Tour auf einem der verbliebenen Stops in Deutschland zu erleben, der sollte sich die Gelegenheit nicht entgehen lassen.
- Redakteur:
- Tobias Dahs