KAMELOT, FROZEN CROWN, AD INFINITUM und BLACKBRIAR - München
20.10.2024 | 17:5013.10.2024, Backstage
Die US-Power-Metaller KAMELOT machen auf ihrer "Awaken The World"-Tour Station in München und haben drei weitere Bands mit im Gepäck.
Ausverkauft! Laut Gitarrist und Gründungsmitglied Thomas Youngblood das erste Mal, dass ein KAMELOT-Konzert in München ausverkauft ist. Zu der Power-Metal-Sause im Backstage, gleichzeitig das erste Deutschland-Konzert der gerade laufenden "Awaken The World"-Tour, wurden auch die Bands FROZEN CROWN, BLACKBRIAR und AD INFINITUM eingeladen, allesamt mit stimmgewaltigen Frauen an der Front.
Den Auftakt macht die italienische Gruppe FROZEN CROWN mit 'Neverending' - allerdings sind zu der Zeit noch gar nicht alle Besucher in der Halle, ein guter Teil steht immer noch draußen vor den Toren des Kulturzentrums am Hirschgarten in nasskalter Herbstwitterung und begehrt Einlass. Schnell rein in die Halle, denn auch die Pressemeute hat etwas mit der Orga zu kämpfen und kommt verspätet rein... Die Band um Sängerin Giada "Jade" Etro ist gerade von Scarlet Records zu Napalm gewechselt und hat mit "War Hearts" ein neues Album am Start. Nur ein Song davon ('Call Of The North') findet sich aber auf der kurzen Setliste wieder. Ausgerechnet da hat Gitarristin Alessia Lanzone kurzfristig technische Probleme - was vielen aber gar nicht großartig aufgefallen sein dürfte, die Band spielt schließlich gleich mit drei Gitarren. Ohne Pause wird dann mal kurz am Pedalboard gewerkelt, und die dritte Gitarre ist wieder da - und weiter gehts mit 'Kings', wenig später folgt auch die neue Single 'Far Beyond'. Die Spielzeit ist knapp bemessen und nach sechs Songs müssen die Italiener schon die Bühne räumen.
Kurze Umbauphase, dann kommt Zora Cock von BLACKBRIAR aus den Niederlanden im schwarzen Schleier auf die Bühne. Wer sich bei Stil und Gesang ein wenig an die sehr frühe Phase von WITHIN TEMPTATION erinnert fühlt, liegt nicht falsch - Zoras glockenhelle und zugleich kraftvolle Stimme schwebt geradezu über dem gesamten Instrumentalaufbau, der oft erst nach den ersten Tönen der Sängerin startet. Der Stil bewegt sich irgendwo zwischen Gothic und Symphonic Metal mit Einflüssen aus dem Alternative Metal. Für den extrem spielfreudigen Bassisten Siebe Sol Sijpkens ist die Bühne des Backstage-Werks fast schon etwas zu klein, so wild wie er hin- und herspringt. Eine Dreiviertelstunde lang geht es musikalisch dennoch recht düster-melancholisch zu.
Auch AD INFINITUM aus der Schweiz hat mit "Abyss" gerade einen neuen Tonträger auf den Markt geworfen. Der Stil hat sich ein wenig gewandelt, etwas weg vom symphonischen, mehr hin zum sogenannten "Modern Metal", mit Anleihen aus zahlreichen Subgenres des Metals. Das schlägt sich auch auf der Setliste an diesem Abend nieder, ganze sieben der zehn Songs, die die Band in einer knappen Dreiviertelstunde performt, sind vom neuen Album. Damit bleibt das eigentlich breite Spektrum der hervorragenden Gruppe etwas auf der Strecke. Nichtsdestotrotz, das Publikum feiert's und Mezzosopranistin Melissa Bonny bringt die Halle damit endgültig auf Betriebstemperatur - bei manchen Songs lässt sie auch das ein oder andere Growlen mit einfließen.
Headliner KAMELOT mit Sänger Tommy Karevik tritt gewohnt theatralisch auf und liefert 90 Minuten lang ein reinstes Symphonic-Power-Metal-Feuerwerk vom Feinsten ab; unter den Mix mischen sich auch Einflüsse aus Melodic Metal und Progressive Metal. Die Setliste bietet diesmal einen guten Querschnitt durch die gesamte Diskografie der international besetzten Gruppe, wobei natürlich das Material vom aktuellen Album "The Awakening" überwiegt. Auf Pyrotechnik muss freilich bei der niedrigen Halle verzichtet werden, der Brandschutz schreibt's vor, stattdessen wird die Nebelkarte gezogen und die Nebelsäulen dann eben passend beleuchtet. Bei einigen Titeln wie 'Opus Of The Night' oder 'Sacrimony' kommt Melissa nochmal auf die Bühne und übernimmt den weiblichen Gegenpart in den Duetten. Tommy nutzt die gesamte Bühne, mal mit schwarzer Kapuze vermummt, mal ganz vorne auf einem Podest im Fotograben bei den Fans, dann wieder knapp unterhalb des Hallendachs. Sean Tibbets, der Basser mit den markanten Rastazöpfen und neben Thomas Youngblood einziges verbliebenes Gründungsmitglied (wenn auch zwischenzeitlich kurz ausgestiegen), hat an diesem Tag Geburtstag und lässt sich dementsprechend von Fans und Band ordentlich feiern. Bei 'Willow' brennen dann die Feuerzeuge, oder vielmehr die Taschenlampen der Smartphones, und auch zwei Soli folgen - Oliver Palotai am Keyboard und Alex Landenburg am Schlagzeug zeigen, was sie draufhaben. Ganz zum Schluss folgt dann mit 'Liar Liar (Wasteland Monarchy)' der Rausschmeißer. Nach eineinhalb Stunden KAMELOT ist dann auch endgültig Schluss im Backstage, die Fans gehen jedenfalls zufrieden nach Hause.
Text & Bilder: Michael Vogt
- Redakteur:
- Michael Vogt