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Mit Cover-Bands ist das oft so eine Sache. Nur wenigen gelingt es, den von ihnen interpretierten Stücken wirklich Leben einzuhauchen und sie so authentisch dem Publikum zu präsentieren, als stünden die Schöpfer dieser Songs auf der Bühne. Am heutigen Abend soll die ungarisch/tschechische Formation KISS FOREVER BAND den Hardrockern KISS-Tribut zollen. Doch zuvor sollen die leider bislang nur spärlich erscheinenden Rock-Fans erst einmal auf Touren gebracht werden.

Diese Aufgabe obliegt den Jungens von SHOTGUN EXPRESS aus Stuttgart. Punkt 21 Uhr ist es soweit. Die um die 20 Lenze alten Bandmitglieder erwecken spielerisch sowie in Sachen Posing den Eindruck, als stünden sie schon seit Urzeiten auf der Bühne. Zerfetzte Jeans, permanent bei fast allen Bandmitgliedern Kippen im Mundwinkel und die Klampfen nur knapp über den Knien hängend. Ja, so sieht Sleaze-Rock aus. Und wie klingt er? SHOTGUN EXPRESS verstehen ihr Handwerk, präsentieren ausschließlich eigene Kompositionen und zeigen sich musikalisch besonders von GUNS'N'ROSES aber auch AEROSMITH beeinflusst. Besonders Gitarrist Johnny Cobra hat starke Gitarrensoli im Gepäck und zeigt nicht nur in Sachen Outfit, dass Slash einen großen Einfluss auf sein musikalisches Schaffen hat.

Beim treibenden Stück 'Heart Breaking Baby' erntet die Band zurecht erstmals stattlichen Applaus und auch das deutlich an die Gunners angelehnte 'Diamond Eye' hat durchaus seine Momente. Auch zu einem Mitsing-Spielchen versucht Shouter Diamond Flow das Publikum zu animieren. Doch das klappt nicht so recht. Lachend quittiert er den versandeten Versuch mit den Worten "So, beim nächsten Song macht ihr's besser, sonst gibt’s was auf die Fresse!". Ihren halbstündigen Gig beenden SHOTGUN EXPRESS mit dem krachigen 'Better Dead Than Wasted', das mich an 'Cat Scratch Fever' von Texas-Rocker TED NUGENT erinnert. Mit einem Unterschied: die Stuttgarter kicken stärker. Den Applaus haben sich SHOTGUN EXPRESS durchaus verdient.

Es ist an der Zeit, eine Gerstenkaltschale zu ordern und sich auf die möglicherweise authentischste  KISS-Coverband überhaupt zu freuen. Mittlerweile hat sich der Live Club Wendlingen recht gut gefüllt. Und als die Magyaren mit ihrem tschechischen Mitstreiter an der Schießbude  wenig später auf die Bühne steigen, werden sie so frenetisch willkommen geheißen, als stünden die wahren KISS auf der Bühne. Die Outfits der KISS FOREVER BAND gleichen den Originalen bis auf das berühmte i-Tüpfelchen: Make-up, Haare und so weiter. Selbst die Drachenboots von Bassist Pocky, der Gene Simmons auch vom Stageacting her sehr nahe kommt. Los geht es mit 'Deuce', bei dem die circa 300 Fans schon lauthals mitsingen. 'Baby if you're feeling good....' - super! Die Party kommt immer besser in Fahrt und mit dem von Gene alias Pocky lässig gesungenen Klassiker 'Cold Gin' und dem sehr zackig dargebotenen 'Strutter' überzeugen die Ungarn und ihr tschechischer Kollege Radek Sikl alias the Catman hinter dem Schlagzeug auch die letzten Zweifler, die der Tribute-Band möglicherweise doch eher skeptisch gegenüber stehen. Bevor es weiter geht, muss die Band - beziehungsweise  das Gene-Double davon überzeugt werden, dass sie den 'Doctor Love' los lassen, was Gene mit lasziven und eindeutigen Hüftbewegungen inklusive unablässigen Zungenschlabbern andeutet. 'You wanna see my Dr. Love?' fragt er das gut aussehende Mädel im Publikum, das Zentrum seiner gespielten Anmache ist. Für 'Firehouse' setzt sich Váry Zóltan alias The Starchild einen Feuerwehrhelm auf die Birne und auch die Feuerspuck-Einlage des Demon klappt blendend.

Beeindruckend an der Performance der KISS FOREVER BAND ist besonders die Ausstrahlung der einzelnen Bandmitglieder und ihr authentisches Stageacting, das den Zuschauer wirklich glauben lässt, dass die wahren KISS auf denen Bühnenbrettern stehen und eine oberamtliche Rock'n'Roll-Party in die Taufe heben. Die Posings sitzen und spielerisch hängt beispielsweise Maróthy Zóltan alias Space Ace an der Gitarre den Ur-Gitarristen von KISS spielend ab und ist wohl auch kaum schwächer als der aktuelle KISS-Mann Tommy Thayer. Es kracht und groovt einfach gewaltig hier am heutigen Abend und der Rezensent kommt hier kaum aus dem Staunen, denn dem Vergleich zu meinen beiden Konzertereignissen mit den echten KISS hält diese Cover-Band ohne weiteres stand.

Im weiteren Verlauf reiht sich mit Krachern wie dem klasse interpretierten 'Love Gun' und 'Shout It Out Loud' Hit an Hit. Lediglich das wenig attraktiv umgesetzte Drum-Solo ist überflüssig. Der reguläre Teil der Show neigt sich nun dem Ende zu. 'Black Diamond' sorgt für Gänsehaut und das Publikum spart nicht an Applaus. Die wohl ultimative KISS-Ballade 'Beth' wird von Schlagzeuger Radek Sikl prima umgesetzt, denn es gelingt ihm, das rauhe und gleichzeitig warm klingende Timbre von Peter Criss authentisch zu imitieren. Nun folgt eine echte Überraschung, denn mit 'New York Groove' wird sogar noch eine astreine Partynummer des KISSschen Soloalbums von Ace Frehley in die begeisterte Menge gefeuert. Mit 'Lick It Up' und dem von lautstarken Mitsingspielchen des Publikums flankierten 'Rock'n'Roll All Nite' endet schließlich eine astreine Tribute-Show, wie sie in dieser Qualität nur wahre KISS-Maniacs wie diese Herren aus Ungarn hier auf die Beine stellen können. Die KISS FOREVER BAND kann im Jahr 2010 übrigens ihr 15-jähriges Bestehen feiern. Wer die Gelegenheit hat, diese Herren live zu erleben, der sollte nicht lang fackeln. Denn authentischer kann man KISS eigentlich nicht mehr Tribut zollen. Und preiswerter als ein Konzertbesuch bei den Originalen sind die Tickets auch.

reviews

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