LIFE OF AGONY, PRONG, TARAH WHO? - Köln
09.11.2023 | 17:5301.11.2023, Carlswerk Victoria
Die Tour zum 30-jährigen Jubiläum des legendären LIFE OF AGONY-Debütalbums "River Runs Red".
Bereits im Januar startete LIFE OF AGONY die Welttournee in Deutschland zur Feier des legendären Debütalbums "River Runs Red", das vor 30 Jahren erschien. Nach ausverkauften Shows gibt es nun noch vier weitere Zusatztermine und somit noch einmal die Gelegenheit die New Yorker live zu erleben. Ich habe sie bis dahin tatsächlich noch nie live gesehen, eine hervorragende Gelegenheit, das nun endlich, endlich nachzuholen!
Den Auftakt macht TARAH WHO?. Who? Also ich kenne sie bis dato noch nicht und würde sie im Bereich Alternative Rock einordnen. Die Band selbst bezeichnet ihren Stil übrigens als Organic Rock, ja okay. Meine Begleitung ist noch nicht so recht begeistert, aber mir macht es durchaus Laune. Da bin ich musikalisch wohl etwas offener als der Mann. Die Musiker scheinen Spaß zu haben und geben sich auch Mühe das Publikum aufzuwärmen. Der Aufforderung zum Moshpit kommt allerdings noch niemand nach, aber das ist okay. Das Publikum scheint, wie ich, das 30-jährige Jubiläum schon hinter sich zu haben und die Stimmung ist noch etwas verhalten. Auf der Bühne stehen ernsthaft drei voll aufgebaute Schlagzeuge hintereinander aufgereiht. So teilt sich TARAH WHO? einen kleinen vorderen Bereich auf der Bühne und der Sängerin ist es so möglich mal eben mit dem Drummer den Platz zu tauschen – fliegender Wechsel von Vocals über Gitarre zu Drums, sehr lustig. Der Sound im Carlswerk ist übrigens wieder ab Band eins top, sehr gut! Ich kann es beim besten Willen nicht verstehen, wenn den Vorbands absichtlich der Sound versaut wird, was ja durchaus vorkommt. Jetzt wird die Schlagzeugansammlung Stück für Stück abgetragen.
Mit neuem Album im Gepäck und gut gelaunt kommen die US-Alternative-Meister PRONG auf die Bühne und die Halle wird gefühlt gleich enger. Meine Kollegen haben hier schon viel zum neuen Album geschrieben und bezeichnen 'State Of Emergency' gar als "PRONG in Bestform". Wer hier noch mehr erfahren möchte, kann die Gruppentherapie und das Interview zum aktuellen Album gerne nachlesen. Ich bin nun gespannt, ob die Jungs das hohe Lob auch live einlösen können.
Was braucht man eigentlich um eine Band zu gründen? Drei Menschen mit Bock auf Musik reichen offensichtlich aus. Guitar/Vocals, Bass und Drums, pur in der Besetzung, musikalisch absolut vielseitig. Und jetzt klappt's auch mit dem ersten kleinen Moshpit. Live ist das ein absolutes Brett und es wird von Song zu Song besser! Den Abschlusssong nach knapp 60 Minuten könnte man schon als astreines Thrash-Highlight bezeichnen.
Setliste: Test; Whose Fist Is This Anyway?; Non-Existence; Beg To Differ; Unconditional; Breaking Point; Snap Your Fingers, Snap Your Neck; The Descent
Kurz vor zehn ist es dann soweit: LIFE OF AGONY. Die Gründungsmitglieder Alan Robert (Bass), Joey Z. (Guitar) kommen auf die Bühne und feuern das Publikum richtig an, Veronica Bellino, das jüngste Bandmitglied, nimmt an den Drums Platz. Dann Mina Caputo, sie wird auf die Bühne begleitet, was ist denn da los? Keine Zeit groß darüber nachzudenken, denn 'This Time' katapultiert einen direkt zurück in die 90er, da werden Erinnerungen wach und man kann gar nicht anders als sich mitzubewegen. Als wäre das nicht schon ein absoluter Wahnsinnsmoment, hält Mina nach dem ersten Song kurz inne und richtet sich sehr emotional an das gespannte Publikum. Sie entschuldigt sich, sie hat große Schmerzen: "We feel greatful for doing this for 30 years, thank you! Hopefully we can do 30 more... this one is for you!". Die ersten Takte werden angespielt und bevor der Gesang überhaupt einsetzt, singt die komplette Halle für Mina: "If you don't walk with me, I will walk alone...". Ein absoluter Gänsehautmoment. Wäre das Konzert an der Stelle zu Ende gewesen, es hätte sich trotzdem gelohnt dabei gewesen zu sein.
Glücklicherweise ist das natürlich erst der Auftakt. Auch wenn man die Schmerzen zum Teil fühlen kann, ist die Performance absolut ausdrucksstark und mitreißend – von allen vier Bandmitgliedern. Nach einer Stunde und einem fast komplett gespielten "River Runs Red"-Album wird es dann länger dunkel auf der Bühne und man ist nicht ganz sicher, ob das jetzt alles war. Aus dem Dunkeln heraus kommt die Ansage und der nächste Song wird angespielt. Wir müssen trotz FOMO, also der Sorge etwas zu verpassen, schon aufbrechen. Letzte Woche haben wir hier nach dem Konzert noch gut eine Dreiviertelstunde im angrenzenden Parkhaus festgesteckt. Das packen wir heute nicht, da wir ja alle am nächsten Tag wieder unseren Brotjobs nachgehen müssen.
Was für ein Megakonzert! Selbst mein Mann, der die 90er musikalisch weitestgehend verabscheut, ist begeistert.
Setliste: This Time; Underground; Monday; River Runs Red; Through And Through; Words And Music; Thursday; Bad Seed; My Eyes; Respect; Method Of Groove; The Stain Remains; Friday; ...
Photo Credits: Barbara Sopart
- Redakteur:
- Barbara Sopart