LORDS OF BLACK - ALEX BEYRODT`s VOODOO CIRCLE - Augsburg

08.10.2017 | 16:13

25.09.2017, Spectrum

Ein starkes Package beendet seine Tour in Augsburg.

Wenn sich Zuschauerzahlen nach der Qualität der Musik und dem spielerischen Können der auftretenden Musiker richten würden, dann wäre das Spectrum heute Abend definitiv ausverkauft. Da dem leider nicht so ist und und es sich heute auch noch um einen Montagabend in der bayerischen Schwabenmetropole handelt, hält sich der Zuschauerzuspruch trotz des hochwertigen Packages in Grenzen. Das Spectrum ist eine gemütliche Live-Location mit schönem, gepflegtem Ambiente und freundlichem Personal. Bei Events in dieser Größenordnung bietet der Club zudem noch Sitzmöglichkeiten auf Barhockern und Stehtische für den verwöhnten Konzertbesucher. Der Gast hat also die Möglichkeit, sich das Konzert lieber gemütlich sitzend anzusehen und ganz nebenbei vielleicht noch etwas Leckeres zu verzehren, oder aber wie bei den meisten Rock-Konzerten üblich, sich direkt vor der Bühne zu positionieren und somit selbst seinen Beitrag für eine tolle Liveatmosphäre beizutragen. Ihr ahnt bestimmt schon, dass sich der Großteil der zum Teil auch schon älteren Besucher zum Leidwesen der Musiker für die sitzende Variante entscheidet. Aber genug der Vorworte, nun komme ich zum Wesentlichen, dem Konzert selbst.

Bereits um 19.30Uhr eröffnet die Multi-Kulti Truppe NOW OR NEVER, mit ihren beiden Aushängeschildern Joe Amore (ex-NIGHTMARE) am Mikro und Gitarrist Ricky Marx (ex-PRETTY MAIDS) den Konzertabend. Leider macht sich bereits von der ersten Note an die übertriebene Lautstärke, die man hier öfters hier im Club bei Rock Konzerten vorfindet und auf Kosten des Sounds geht, unangenehm bemerkbar. Aktivposten und geborener Entertainer ist, wie nicht anders zu erwarten, Sänger Joe Amore, dem seine langjährige Bühnenerfahrung zugutekommt und der zudem eine tadellose Gesangsleistung abliefert und dabei sichtlich Spaß hat. Ricky Marx selbst spielt eher songdienlich und brilliert meist nur bei seinen Soli. Live ist das Ganze dann, hauptsächlich wegen des sympathischen Vokalisten, doch um einiges besser als erwartet. Dementsprechend bekommt die Band nach ihrem dreißigminütigen Querschnitt ihrer beiden Veröffentlichungen auch mehr als nur den üblichen Höflichkeitsapplaus.

Etwas überrascht bin ich dann doch, als VOODOO CIRCLE als zweite Band die Bühne betreten, da die bereits seit 2008 bestehende Band mittlerweile auf vier Studioalben zurück greifen kann und die LORDS OF BLACK derer erst zwei vorweisen können. Auf Neu-Sänger Herbie Langhans bin ich bin ich sehr gespannt, da ich ihn bisher erst einmalig mit AVANTASIA live bestaunen konnte. Bekanntlich hält er sich dort meist eher im Hintergrund, hier bei VOODOO CIRCLE ist die Sache jedoch komplett anders gelagert und er muss sich an vorderster Front beweisen. Zudem muss der Mann mit seiner äußerst variablen Stimme auch noch die riesigen Fußspuren seines Vorgängers David Readman (PINK CREAM 69, ALMANAC) ausfüllen. Dieser Readman passte mit seiner leicht bluesigen Stimme eigentlich perfekt zur Band. Als wäre dem an Herausforderungen nun nicht schon genug, plagt den blonden Sangesbarden am letzten Abend der Tournee auch noch eine fiese Erkältung. Aber Profi wie Herbie nun mal einer ist, lässt er sich davon nicht unterkriegen und bekämpft diese mit Gold schäumender Medizin in Form von Bier. Seine Performance ist an diesem Abend äußerst professionell, humorvoll und sympathisch. Immer wieder animiert er das leider immer noch zum Großteil sitzende Publikum mittels Freibier und jeder Menge guter Laune, vor die Bühne zu kommen. Seine Gesangsleistung ist den Umständen entsprechend sehr gut und trotz der beiden hochkarätigen Außen auf der Bühne namens Mat Sinner und Alex Beyrodt ist er der Blickfang und Aktivposten auf selbiger. Glückwunsch Herbie, Feuertaufe mehr als erfolgreich bestanden. Seinen Albumeinstand im Hause VOODOO CIRCLE wird er auf dem anfangs nächsten Jahres erscheinenden neuen Album, dass bereits fertig eingespielt und nur noch auf den finalen Mix durch Jacob Hansen wartet, geben. Insgesamt bietet die Band bei einer Spielzeit von 75 Minuten einen gekonnten Querschnitt ihrer bisherigen Alben, bietet aber mit dem starken 'Higher Love' bereits einen kleinen, vielversprechenden Ausblick auf das noch unveröffentlichte Album. Highligts sind natürlich die beiden allseits bekannten Videoauskoppelungen 'Trapped In Paradise' und 'Heart Of Stone', aber auch Stücke wie 'This Must Be Paradise' oder 'Graveyard City' machen mächtig Laune und auch durstig. Bandgründer, Namensgeber und Ausnahmegitarrist Alex Beyrodt begeistert das Publikum mit abwechslungsreichem, von gefühlvoll bluesigen bis hin zu rasant blitzschnellen Spiel und erntet dafür jede Menge Applaus. Bei seiner Band blüht er sichtlich auf und versteht es zudem gekonnt, sein enormes Repertoire auch optisch zur Schau zu stellen. Mit seinen außergewöhnlichen Fähigkeiten müsste er in einer gerechten Welt bereits in einem Atemzug mit Größen wie MALMSTEEN oder BLACKMORE genannt werden. Dann ist da noch dieser Mat Sinner, über den man eigentlich keine Worte mehr verlieren müsste, ich dies aber trotzdem kurz und knapp mache. Was dieser sympathische Stuttgarter bereits für die Metal Szene leistete und hoffentlich auch noch leisten wird, ist gar nicht hoch genug anzurechnen (SINNER, PRIMAL FEAR, ROCK MEETS CLASSIC...). Live gibt er heute eher den ruhenden Pol und unterstützt Sänger Herbie dabei immer wieder gekonnt mit astrein gesungenen Backing Vocals. Hammer!

Dieser kurzweilige Auftritt vergeht leider sprichwörtlich wie im Fluge und ich bin gespannt, ob die LORDS OF BLACK den Headlinerstatus nach diesem starken Auftritt gerecht werden. Die Messlatte liegt verdammt hoch.Als sie die Bühne betreten, muss ich zu Beginn gleich zweimal hinschauen, da Gitarrist Tony Hernando dem großen Ross The Boss auf den ersten Blick zum Verwechseln ähnlich sieht. Überhaupt ist es dieser quirlige Gitarrist, der mich an diesem Abend bei den Lords am meisten überrascht. Alle Augen sind ja bekanntlich auf Sangeswunder Ronnie Romero gerichtet, der durch die erfolgreiche RAINBOW-Reunion und sein neuestes Projekt THE FERRYMAN momentan für mächtig Schlagzeilen sorgt. Romero liefert auch eine tolle Gesangsperformance ab und kommt vor allem beim weiblichen Publikum sehr gut an. Die Show gehört aber klar dem Mann an den sechs Saiten, der keinen Zentimeter auf der Stage unbesucht lässt und überall zu sein scheint. Trotz seines großen Bewegungsdrangs ist sein Gitarrenspiel zu jeder Sekunde punktgenau. Großes Kino von einem Mann, den ich bisher überhaupt nicht auf dem Schirm hatte. Durch sein Spiel trägt er einen großen Teil dazu bei, dass die Songs live um einiges härter als auf Scheibe rüber kommen. Der Schwerpunkt ihres Auftritts liegt, wie nicht anders zu erwarten, auf ihrem sehr starken Zweitwerk. Nach sechzig Minuten ist dann überraschenderweise das reguläre Set beendet, bevor die Band sich von den lauten Zugaberufen des Publikums breitschlagen lässt und für zwei weitere Songs die Bühne betritt. 'Stand Up And Shout' vom einzigartigen Ronnie James DIO eröffnet den Zugaben-Block und sorgt direkt für mächtig Stimmung in der Bude. Im Anschluss wird die härteste Interpretation von RAINBOW`s 'Kill The King' gezockt, die ich jemals zu Gehör bekam. So und nicht anders hält man sich beim Publikum in bleibender Erinnerung. Großartig!

Fazit: Die LORDS OF BLACK können als Headliner mittlerweile problemlos bestehen. Es gab drei Ausnahmesänger an einem Abend zu bestaunen. Alex Beyrodt und Tony Hernando waren in bestechender Form und rechtfertigten schon alleine das Eintrittsgeld. Dieses Konzert hätte mindestens das Doppelte an Zuschauern verdient gehabt. Stehtische und Barhocker sind nicht Heavy Metal! Beim nächsten Mal bin ich auf alle Fälle wieder dabei.

Redakteur:
Mahoni Ledl

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