MACHINE HEAD und BLACK INHALE - Linz

23.07.2025 | 17:51

22.07.2025, Posthof

Es sollte ein normales Konzert werden, doch mittendrin kam die Nachricht vom Tod von Ozzy Osbourne....

Leicht hat man es als MACHINE-HEAD-FAN seit 2019 nicht mehr. Weder das Album "Of Kingdown And Crown" von 2022 noch die neue Platte "Unatoned" sind in Deutschland bisher vernünftig mit Solokonzerten betourt worden. Also bleibt die einzige Möglichkeit, in den Zug zu steigen und in den Posthof nach Linz zu fahren. Es soll ein normaler Konzertabend werden. Doch dann stirbt plötzlich Ozzy Osbourne...

Zunächst ist alles normal und die Stimmung im ausverkauften Posthof an diesem 22. Juli 2025 ist gut. Bevor die Mannen um Robb Flynn die Bühne betreten sollen, darf zunächst die österreichische Band BLACK INHALE ihr Repertoire darbieten. Deren bisher letztes Album "Resilience" von 2020 hatte mir ganz gut gefallen, weshalb ich gespannt auf den Auftritt bin.

Doch während die Band auf der Bühne alles gibt, kann man sich leider während der ersten Songs nur bedingt darauf konzentrieren. Denn die Beleuchtung ist so eingestellt, dass sie Teile des Publikusm blendet. Viele halten sich die Hände an die Stirn, um überhaupt etwas sehen zu können. Manche wechseln sogar die Plätze.

Erst nach drei Liedern ist dieses Problem behoben. Doch BLACK INHALE liefert ab und sorgt mit der Mischung aus Thrash und Groove Metal für gute Stimmung. Dabei zeigt das Quartett während seines 30-minütigen Auftritts sein ganzes Können. Sie sind halt doch mehr als nur ein lokaler Support, sondern schon in Österreich eine absolute Szenegrößen.

Während der Umbaupause erreicht mich im POWERMETAL.DE-Redaktionschat die alles verändernde Nachricht, dass Ozzy Osbourne gestorben ist. Neben der Trauer entsteht ein komisches Gefühl. Denn MACHINE HEAD benutzt seit Jahren von ihm das Lied 'Diary Of A Madman' als Intro. Diesen Song gleich als Einleitung für ein Konzert zu hören, wirkt merkwürdig. Auch im Publikum spricht sich die Nachricht langsam herum. Immer wieder sieht man Menschen, die ihr Smartphone zücken, anderen darauf etwas zeigen und mit dem Kopf schütteln. Die allgemeine Ungläubigkeit ist spürbar. 

Nach einiger Zeit erklingt erwähntes Intro und der Vorhang fällt. Doch MACHINE HEAD legt nicht los. Robb Flynn kommt alleine und sichtlich ergriffen auf die Bühne. Er berichtet, dass Ozzy gestorben sei und dies ihn und die anderen Bandmitglieder sehr mitnehme. Deswegen würden sie das Programm ändern und zunächst ihre beiden Lieblingssongs von BLACK SABBATH spielen.

Es folgen aus dem Publikum viele Ozzy-Rufe, während die Gruppe 'War Pigs' und 'Children Of The Grave' darbietet. Im Raum herrscht eine kaum zu greifende Stimmung. Es ist eine Mischung aus Trauer, Tribut und Anerkennung, aber gleichzeitig ebenso aus Hoffnung auf ein krachendes Konzert.

MACHINE HEAD entscheidet sich dafür, das zu liefern, was Ozzy gewollt hätte: eine echte Metal-Show. Gelobt sei die Band, die in dieser unwirklichen Situation einfach so ein Lied wie 'Imperium' raushauen kann. Es dauert keine zehn Sekunden und die Meute ist auf Betriebstemperatur. Anschließend folgt 'Ten Ton Hammer'. Es war noch nie mein Lied. Dass nun neuerdings dazu überdimensionierte aufblasbare Hämmer ins Publikum geworfen werden, ist mir etwas zu viel. So eine Stimmungsmache hat die Gruppe aus Kalifornien eigentlich gar nicht nötig. Ich freue ich dann aber sehr, dass es 'Now We Die' wieder in die Setliste geschafft hat. Bei den Zeilen wie "No fear to pay the price and with this, now we die" muss ich unweigerlich an den Prince of Darkness denken.

Als zweiter Gitarrist steht heute übrigens der ehemalige MACHINE-HEAD-Gitarisst Vogg auf der Bühne. Denn Reece Scruggs ist aufgrund einer schweren Erkrankung innerhalb seiner Familie nicht nach Europa gereist. Dass Vogg einspringt, ist natürlich Ehrensache. Denn er verließ MACHINE HEAD - anders als seinerzeit Phil Demmel - nicht im Streit, sondern wollte sich mehr auf seine Hauptband DECAPITATED konzentrieren. Er pflegt weiterhin ein freundschaftliches Verhältnis zu Robb Flynn. So ist es kein Wunder, dass die Band und er voll eingespielt sind. Dafür ist die Show etwas abgespeckter. Denn der Posthof ist mit seinen etwas über 1.000 Zuschauern eine eher kleine Location. Auf Feuerwerfer muss daher verzichtet werden. Das stört jedoch niemanden. Die Stimmung ist von Anfang bis Ende fantastisch. Es gibt ausreichend Pits, Headbanging und Mitgrölen!

Irgendwann fragt Robb Flynn die Menge, ob sie lieber 'Aesthetics Of Hate' oder 'Blood For Blood' hören möchte. Das Publikum entscheidet sich für 'Aesthetics Of Hate'. Ja, es ist der bessere Song, aber auch der, den man in den vergangenen Jahren fast immer live hören konnte. Schade, die Chance auf einen Deep Cut verpasst man hier eindeutig.

Das Set besteht jedoch nicht nur aus Klassikern. Vom vorletzten Album "Of Kingdom And Crown" werden 'Choke On The Ashes Of Your Hate' und 'No Gods, No Masters' dargeboten. Von der aktuellen Scheibe "Unatoned" schaffen es 'Bleeding Me Dry', 'Outsider' und 'Bonescraper' in Programm. "Unatoned" ist ja durchaus unterschiedlich von den Fans - und auch in der Gruppentherapie bei POWERMETAL.DE  - bewertet worden. Doch vor allem die beiden letztgenannten Songs erweisen sich als absolute Live-Smasher. Mit ihrem stampfenden Beat und den hymnenhaften Refrains reißen sie das Publikum voll mit. Sie sind einfach für die Bühnenperformance geschaffen worden und dürften dieses Jahr für die anstehenden Festivalauftritten, wie dem Summer Breeze, Reload oder Wacken, bestens geeignet sein.

Mit 'Bleeding Me Dry' und 'Darkness Within' fährt die Band das Tempo dann herunter. Vor 'Darkness Within' kommt Robb Flynn noch einmal auf Ozzy zu sprechen. Er erzählt ausgiebieg, welchen Einfluss BLACK SABBATH auf ihn hatte, wie er beim ersten Hören von BLACK SABBATH Gras geraucht hat und wie es war, als er 1997 beim Ozzfest das erste Mal sein Idol getroffen hat. Ohne Ozzy würde es MACHINE HEAD nicht geben. In seinen Worten schwinkt sehr viel Wehmut mit. Das Pblikum reagiert abermals mit lauten Ozzy-Rufen. Natürlich wird der Song schließlich dem Fürsten der Finsternis gewidmet. Verse wie "So pray to music, build a shrine / worship in these desperate times / fill your heart with every note / cherish it and cast afloat / 'cause God is in these clef and tone" passen heute wie die Faust aufs Auge.

Die Stimmung wirkt wie zu Beginn wieder etwas gedrückt und surreal. Doch MACHINE HEAD weiß abermals, wie das Ruder herumzureißen ist: Der 'Bulldozer' walzt die Trauer brachial nieder, 'From This Day' treibt die Stimmung in ungeahnte Höhen und über 'Davidian' muss man keine Worte mehr verlieren. Als Zugabe folgt abschließend das über alles erhabene 'Halo'.

Nach etwas über zwei Stunden geht das Konzert zu Ende. Dass MACHINE HEAD live eine Macht ist, haben die US-Amerikaner abermals bewiesen. Allerdings steht heute etwas anderes im Mittelpunkt, mit dem sich jeder Konzertbesucher und jeder Leser dieses Berichts nun ohne große Abschlussworte selbst auseinandersetzen sollte.

R.I.P. Ozzy! Danke für alles!

Text und Fotocredit: Dominik Feldmann

Redakteur:
Dominik Feldmann

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