MAGNUM und REDS'COOL - Memmingen

14.04.2018 | 16:42

11.04.2018, Kaminwerk

Die Briten MAGNUM wollen ihr neues Album vorstellen und bringen einen starken Anheizer mit, der Memmingen gehörig rockt!

Die 2009 unter dem Namen OLDSCHOOL gegründete und mittlerweile in REDS'COOL umbenannte Band aus dem fernen St. Petersburg fungiert am heutigen Abend zum wiederholten Male als Anheizer für die fabelhaften MAGNUM. Mit ihrem tief in den achtziger Jahren verwurzelten Hard Rock amerikanischer Prägung treffen sie dabei nicht nur meinen Geschmack, sondern augenscheinlich auch den der meisten Anwesenden, wie man anhand der Publikumsreaktionen zweifelsohne feststellen kann. Mit 'Fire In Her' und 'Shadow Lady' werden auch zwei neue, bisher noch unveröffentlichte Songs dargeboten, die einen sehr positiven Eindruck hinterlassen und damit die Vorfreude auf eine baldige Veröffentlichung schüren. Unangefochtener Star der Band ist zweifelsohne ihr gut gelaunter Frontmann Slava Spark, der mit seiner kräftigen, rauchigen Stimme und einem sehr sympathischen Auftreten das Publikum bestens zu unterhalten weiß. Da auch die anderen vier Bandmitglieder über internationales Niveau verfügen und am heutigen Abend vor Spiellaune nur so strotzen, darf man von einer echten Einheit sprechen, die schon jede Menge Live-Erfahrung mitbringt und hier gekonnt ausspielt. Den Beginn ihres sehr kurzweiligen Sets bildet ein Song-Tripple, bestehend aus 'Dangerous One', 'My Way' und 'The Way I Am' aus ihrem 2015 veröffentlichten Album "Press Hard", bevor es im direkten Anschuss gleich mit den beiden noch unveröffentlichten Songs munter weitergeht. Da auch die "Neuen" im Publikum zu keinerlei Stimmungsabfall führen hat die Band beim Songwriting offensichtlich einiges richtig gemacht. Feuertaufe mit Bravour bestanden, kann man da nur sagen. Mit 'Strangers Eyes' und 'Bad Story', bei dem auch das Publikum seine Gesangsqualitäten unter Beweis stellen darf, haut die Band noch kurz vor Ende zwei echte Hits raus, die zweifelsohne die Highlights ihres glänzenden Auftritts darstellen. REDS'COOL beendet danach mit 'Feel You' ihren sehr überzeugenden Auftritt und wird der Rolle als Anheizer mehr als gerecht. Ich bin mir sicher, dass der Fünfer durch diesen Auftritt einige Anhänger mehr auf ihrer Habenseite verbuchen darf. Bleibt zu hoffen, dass ihr kommendes Album in Bälde erhältlich sein wird und uns die Band damit eventuell mit einer kleinen Club-Tour als Hauptact beehrt. Ich jedenfalls würde mich darüber sehr freuen.

Setliste: Dangerous One; My Way; The Way I Am; Love And Pain; Fire In Her; Shadow Lady; Hey You; Strangers Eyes; Bad Story; Feel You

[Mahoni Ledl]

Zeit für den Hauptact. Die Briten MAGNUM sind ja zu einer Institution des internationalen Rockzirkus' geworden und bringen mit schöner Regelmäßigkeit neue Alben und dazu jeweils auch eine ausgedehnte Tournee. Das wirft zwei Fragen auf: Erstens, sind die Alben alle gut? Darauf kann man vorbehaltlos "ja" antworten. Ich bin mittlerweile sogar so weit, dass ich meine, die neue Phase von 2007 bis heute die beste ist in der Geschichte der Band, auch wenn natürlich "On A Storyteller's Night" das Klassikeralbum schlechthin bleiben wird. Zweitens, lohnt es sich denn, eine Tournee der Band zu besuchen, möglicherweise sogar alle Jahre wieder? Und auch da kommt von mir ein "ja", denn die Setliste vairiert doch beachtlich. Zum einen kann die Band nicht mehr alle Klassiker spielen, die das Publikum hören will. Zum anderen lässt MAGNUM auch mal Lieder weg, die eigentlich selbstverständlich im Set auftauchen müssten. So fehlen heute beispielsweise 'Kingdom Of Madness"'genauso wie 'On A Storyteller's Night' und insgesamt gibt es bei 15 gespielten Liedern nur acht Überschneidungen zur letzten Tournee und fünf gegenüber der vorletzten. Mit anderen Worten: Langeweile kommt nicht auf.

MAGNUM hat ein neues Album im Köcher, nämlich das etwas sperrig betitelte "Lost On The Road To Eternity", das die Band heute mit vier Liedern vorstellt. Tatsächlich nimmt das Publikum die neuen Lieder prächtig auf und MAGNUM ist sich auch bewusst, dass sich die Songs der Alben seit "Princess Alice And The Broken Arrow" nicht hinter den alten Stücken verstecken müssen. Wo nämlich letztes Jahr noch das alte 'Soldier Of The Line' ausgegraben wurde, darf nun 'When We Were Younger' von der guten Alice und der Titelsong des 2015er "Sacred Blood "Divine" Lies" den Reigen eröffnen. Dieses Lied hat seit Erscheinen des Albums einen festen Platz in den Setlisten und ist ein echter Stimmungsbringer. Überhaupt ist das Konzert wie auch schon auf der Tour zu "Escape From The Shadow Garden" zweigeteilt. Da scheinen die Briten ein Rezept gefunden zu haben, dem sie vertrauen. So gibt es in der ersten Hälfte ausschließlich Lieder der letzten sieben Alben. Danach beginnt der Klassiker-Reigen, in den ein neuer Song eingestreut wird. Das bedeutet acht neue Lieder, sieben Klassiker. Tolle Kombination.

Bereits im ersten Teil ist die Stimmung im Saal hervorragend. Das Kaminwerk ist zwar nicht ausverkauft, was schade ist, denn MAGNUM ist ein Garant für gute Rock-Unterhaltung, aber die Anwesenden sind größtenteils mit dem vorgetragenen Material gut vertraut. Das wiederum gefällt der Band, die das Konzert freundlich lächelnd, souverän und gut gelaunt absolviert. Auf eine besondere Show darf man natürlich nicht hoffen, dafür ist der Fünfer auch nicht bekannt, und die beiden Hauptakteure Bob Catley und Tony Clarkin sind ja auch schon 70 und 71 Jahre alt. Nichtsdestotrotz agieren beide wie immer, denn in den Verdacht, Kilometergeld zu beziehen, sind sie noch nie gekommen. So gesehen ist Bassist Al Barrow der Aktivposten, der immer mal wieder die Bühne durchmisst, sich ein wenig in Pose wirft, aber trotzdem so zurückhaltend agiert, dass er den beiden Bandköpfen nicht die Schau stiehlt. Und auch wenn Bob Catley während eines ausgedehnten Soloteils für ein paar Minuten die Bühne verlässt und wahrscheinlich einen Moment irgendwo Platz nimmt, etwas trinkt und ein wenig Luft schnappt, kommt mir zu keiner Zeit der Gedanke, dass es sich um echte Rock-Opas handelt.

Im zweiten Teil des Abends wird die Begeisterung vor der Bühne aufgrund der Klassiker-Reihe natürlich nochmal größer. 'How Far Jerusalem', 'Les Morts Dansant' und 'Vigilante' werden lauthals mitgesungen und gefeiert. Danach folgt eine Überraschung, denn das großartige Epos 'Don't Wake The Lion' vom 1988er "Wings Of Heaven" war seit fast zehn Jahren nicht mehr im Programm, und auch früher gehörte das zehnminütige Stück nie zum Standardrepertoire der Band. Danach ist allerdings fast Schluss. Die neunzig Minuten werden mit den Zugaben 'The Spirit' und dem ebenfalls erst neu wieder in die Setlisten gekommene 'When The World Comes Down' von "Vigilante" gefüllt, danach wird die Band mit großem Applaus verabschiedet.

Auch dieser Auftritt hat meine obige Aussage bewahrheitet. MAGNUM liefert jedesmal einen starken Auftritt, mit einem gesanglich absolut überzeugenden Bob Catley und einer instrumental makellosen Band, mit einer von Tour zu Tour variierten Setliste und viel zu vielen brillanten Liedern, die sie spielen könnten, als dass man nach einem Konzert jemals ganz zufrieden sein kann. Es fehlen einfach immer zu viele Stücke, die die Band doch unmöglich hatte weglassen können, doch die folgen dann wahrscheinlich auf der nächsten Tour. Oder der übernächsten. Man sollte einfach keine verpassen.

Setliste: When We Were Younger; Sacred Blood “Divine” Lies; Lost on the Road to Eternity; Crazy Old Mothers; Without Love; Your Dreams Won't Die; Peaches and Cream; How Far Jerusalem; Les Morts Dansant; Show Me Your Hands; All England's Eyes; Vigilante; Don't Wake the Lion (Too Old to Die Young); Zugaben: The Spirit; When the World Comes Down

[Frank Jaeger]

Foto RED'S COOL: Tobias Vogel (Tobis World Of Rock And Metal)

Redakteur:
Mahoni Ledl

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