MATAPALOZ-Festival - Hockenheim
11.07.2017 | 21:3516.06.2017, Hockenheimring
Mit dem "Matapaloz-Festival" wollen die BÖHSEN ONKELZ neue Maßstäbe setzen.
Am 16. und 17. Juni war es dann soweit, neben den Frankfurter Hauptakteuren sorgen u.a. namhafte Bands wie SLAYER, ANTHRAX, FIVE FINGER DEATH PUNCH, PAPA ROACH oder HATEBREED für Unterhaltung im badischen Hockenheim.Erfreulicherweise wurde darauf geachtet, dass das Line-Up nicht aus den Fugen gerät und sich das musikalische Hauptgeschehen nur auf einer Bühne abspielt. Gerademal fünf Acts spielen je Festivaltag auf, wobei die ONKELZ jeweils als Headliner fungieren. Wer mal etwas Abwechslung braucht oder sich auch einfach nur mal entspannt niederlassen möchte, wird in der "El Barrio-Area" sein Glück finden. Dort schafft es auch im Rahmen der Wildstyle-Tattoo Messe so manch ein kurioser Act auf die Bühne, wie etwa der tätowierte PUZZLEMAN oder REVEREND B. DANGEROUS, der zeigt, was man so alles mit seinem Bürotacker anstellen kann und nicht zum Nachahmen taugt.
Leider ist es mir aus beruflichen Gründen vergönnt, nur am ersten Festivaltag am Hockenheimring aufzuschlagen, sodass mir ich lediglich vom Samstag berichten kann. Den Anfang am Samstagnachmittag macht die Band TOXPACK aus Berlin, die im Frühjahr über Napalm Records ihr achte Veröffentlichung "Schall & Rausch" rausgehauen hat. Stilistisch ist TOXPACK in der Ecke Streetcore mit deutschen Texten anzusiedeln. Die Berliner werden vom Publikum artig beklatscht. Das Dargebotene ist eher leichte Kost und tut niemanden so richtig weh. Ein entspannter Einstieg in den Tag. Das Gelände ist zu diesem frühen Zeitpunkt schon gut besucht, wobei sich die Besucher auf dem weitläufigen Areal gut verteilen können. Bis zum Abend rechnet man mit 65.000 Besuchern.
Wenig besser wird es beim nächsten Act COCKNEY REJECTS. Vollmundig als die Punkikonen von der Insel angekündigt, die zu ihren Glanzzeiten nahezu jeden Club zerlegt haben, sodass sich selbst die Polizei nicht getraut hätte einzuschreiten. Allzu viel Chaos und Punkattitüde verbreiten die Londoner heutzutage nicht mehr. Die Erfinder des Oi!-Punks finden recht wenig Anklang und die Reihen vor der Bühne lichten sich mit zunehmender Spielzeit. Sänger und Gründungsmitglied Jeff "Stinky" Turner hat nun mittlerweile auch schon fast 40 Jahre Musikzirkus auf dem Buckel und ist in etwa so gefährlich wie ein Sturm im Wasserglas. Leider nur was für Nostalgiker.
Ganz anders verhält es sich bei den New Yorker Moshern ANTHRAX, die gleich von Anbeginn mit dem Opener 'Among The Living' und den folgenden Stücken 'Caught In The Mosh' und 'Madhouse' zeigen, wo der Hammer hängt. In den folgenden fünfundsiebzig Minuten brennen Joey Belladonna und seinen Mannen ein wahres Best-Of-Feuerwerk ab. Leider muss erneut Drummer Charlie Benante krankheitsbedingt durch Jon Dette ersetzt werden, was der Qualität jedoch keinen Abbruch tut. Gitarrist Scott Ian tobt immer noch wie ein Derwisch über die Bretter, während Bassist Frank Bello mit seinen Grimmassen für Unterhaltung sorgt. So langsam wird auch das Publikum agiler und mit den Rausschmeißern 'Antisocial' und 'Indians' verabschieden sich ANTHRAX eindrucksvoll. Je oller, je doller!
Setliste: Among The Living, Caught In A Mosh, Madhouse, Got The Time, Fight 'Em 'Til You Can't, Breathing Lightning, Intro to Reality, Belly Of The Beast, Medusa, I Am The Law, Be All – End All, Antisocial, Indians
SLAYER hat die letzten zwei Jahre nochmal ordentlich Gas gegeben und kaum eine Auftrittsgelegenheit ausgelassen. Das liegt sicherlich auch daran, dass man mit dem letzten Output "Repentless" (2015) endlich mal wieder ein absolutes Hammeralbum am Start hat, welches das Interesse an SLAYER wieder aufleben ließ. Auch wenn in letzter Zeit immer wieder Abschiedsgedanken zu Tage getreten sind, ist man scheinbar des Tourens noch nicht müde. Lassen wir uns mal überraschen, wie lange der Zustand noch anhält. Tom Araya stapft zufrieden über die Bühne und lässt sich immer wieder mal ein breites Grinsen entlocken. Während der Rest der Band nur noch verbrannte Erde hinterlässt.
Egal welcher Song es in die Setliste schafft, einen gewissen Kultfaktor haben sie irgendwie alle. So liest sich das Programm des heutigen Abends wie eine Metal-Gala-Menü-Karte, welche keine Wünsche mehr offen lässt. Selbst das ONKELZ-verliebte Publikum lässt sich zum ein oder anderen Circlepit hinreißen. Eine amtliche Vollbedienung!
Setliste: Repentless, Disciple, Mandatory Suicide, Fight Till Death, War Ensemble, Postmortem, Spirit In Black, Dead Skin Mask, Hate Worldwide, Seasons In The Abyss, South Of Heaven, Raining Blood, Angel Of Death
Kommen wir zu den Hauptakteuren des Tages: Die BÖHSEN ONKELZ spielen mittlerweile zum achten Mal auf dem Hockenheimring. Auch wenn die Bühne des Matapaloz-Festivals nicht ganz die gigantischen Ausmaße wie in den Vorjahren hat, braucht man sich keinesfalls vor der Konkurrenz verstecken.
Meine letzte livehaftige Begegnung mit den ONKELZ liegt mittlerweile auch schon dreizehn Jahre zurück und allzu viele Berührungspunkte hatte ich, ehrlich gesagt, mit der Musik seither auch nicht mehr. Die ONKELZ polarisieren nach wie vor, können sich jedoch einer treuen Fanbasis erfreuen.
Erneut schafft man es jeden Tag 65.000 Besucher zu ziehen, wovon heutzutage die meisten Acts nur träumen dürften. Das Programm des heutigen Abends unterscheidet sich nur minimal gegenüber dem vom Vortag. So haben unter anderem 'Bomberpilot', 'Kirche', 'Wieder mal 'nen Tag verschenkt', 'Nur die Besten sterben jung' und 'Erinnerungen' nur heute den Weg in die Songauswahl geschafft, die es erfreulicherweise auf insgesamt 33 Stücke bringt.
Die Stimmung im Publikum ist absolut entspannt. Die Kampfschweine toben sich Front of Stage aus und fressen reichlich Dreck. Hinter dem ersten Wellenbrecher geht es dann schon etwas ruhiger zu. Bierselig begleiten hier die meisten gesanglich die Hymnen ihrer Jugend und schwelgen in Erinnerungen, um im nächsten Augenblick bei Stücken wie 'Die Stunde des Siegers', 'Bomberpilot', 'Kirche' oder 'Mexico' völlig zu eskalieren.
Untermalt wird das ganze Treiben auf der Bühne von einer imposanten Lichtshow und absolut gelungenen Videoeinspielungen. Die BÖHSEN ONKELZ haben wie erwartet abgeliefert.
Setliste: 28, 10 Jahre, Hier sind die Onkelz, Kneipenterroristen, Danket dem Herrn, Das Signum des Verrats, Irgendwas für nichts, Religion, Danke für nichts, Wie tief willst Du noch sinken, Könige für einen Tag, Keine Amnestie für MTV, Bomberpilot, Kirche, Jeder kriegt was er verdient, Stunde des Siegers, Nichts ist so hart wie das Leben, So geht's dir, Tanz der Teufel, Finde die Wahrheit, Wieder mal 'nen Tag verschenkt, Freddy Krüger, Auf die Freundschaft, Nur die Besten sterben jung, Es ist soweit, Ich bin in dir, Wir ham' noch lange nicht genug, Zugabeteil: !, Auf gute Freunde, So sind wir, Heute trinken wir richtig, Mexico, Erinnerungen
Meiner Meinung nach kann sich das "Matapaloz-Festival" durchaus etablieren und zu einem festen Bestandteil der deutschen Festivallandschaft werden. Ich bin auf jeden Fall im nächsten Jahr wieder mit am Start. Ein Dank geht an das Team von WIZARD PROMOTIONS für eine absolut professionelle Betreuung vor Ort!
- Redakteur:
- Frank Hameister