MAYFAIR: CD-Releaseparty "Schlage Mein Herz Schlage" - Feldkirch

27.11.2013 | 08:38

08.11.2013, Antiquariat Chybulski

Exklusiver Gig vor geladenem Publikum anlässlich der Veröffentlichung von "Schlage Mein Herz Schlage".

Zum zweiten Mal schon in diesem Jahr machen wir uns auf ins schöne Vorarlberg nach Mayfairhausen. Anlass diesmal ist die Einladung zur Releaseparty der neuen MAYFAIR-CD "Schlage Mein Herz Schlage". Es sind 120 Gäste eingeladen, alles Leute, die in irgendeiner Weise mit der Band bekannt sind, oder die eine Geschichte mit der Band verbindet. Also finden wir uns pünktlich in der Location "Antiquariat Chybulski" ein. Ein Gast bezeichnet diesen Ort als "nobel-räudig" und damit wie geschaffen für MAYFAIR: Oben befinden sich alte Bücher und gemütliche Sofas, die Treppe runter kommt man jedoch in einen kleinen Club mit noch kleinerer Bühne, von der schon das MAYFAIR-Logo und der charakteristische blaue Maskenmann rechts und links runterleuchtet.

Wir trinken ein paar Bierchen und tauschen mit netten Leuten Konzerterlebnisse und MAYFAIR-Anekdoten aus, bis Gitarrist Réné die Bühne betritt und atmosphörische Klänge mit seinem Wah-Wah-Pedal erzeugt. Die Figur verwandelt sich langsam in den Anfang von 'Tric Trac' und dann ist es endlich vollbracht: Kaum zu glauben, es ist mein ersten vollständiges MAYFAIR-Konzert nach unvorstellbar langer Zeit. Der Sound ist gut und das Publikum in den ersten Reihen groovt sich ein, mit 'Firestorm' wird es dann auch schon ganz heiß. "Heut Nacht um vier, ich schlaf nicht ein", ja das soll das Motto des Abends werden. Das neue Rhythmusduo Jolly (dr) und Hannes (b) ist tight und eingespielt, und der Zuhörer merkt, dass diese Band sehr viel Zeit im Proberaum verbringt. Wir tanzen zu 'Madame Pest' vom remasterten Debut "Behind...". Der Song wurde für die Livesituation umarrangiert und reiht sich nun nahtlos ein die beiden neuen Stücke. Beim folgenden, treibenden Titeltrack ist der Puls dann schon bei vielen schon auf 180.

Und es wird immer besser. MAYFAIR ist keine Band, die die Vergangheit verleugnet, und bringt 'Behind', 'Advanced In Years' und 'Generation Isolated' sehr originalgetreu. Dreh- und Angelpunkt der Band ist Sänger Mario, der eine klasse Performance hinlegt. Er legt alle Emotionen in seinen Gesang und all die komplett durchgedrehten Gesangslinien inclusive hysterischer Lacher, spitzer Schreie ("ich hab Angst") und intensiver Growls kommen 100% überzeugend beim Hörer an. Genial.

Ein großer Höhepunkt ist live wie schon auf dem Album der Track 'Island'. Bei einem solch ruhigen Stück trennt sich normalerweise die Spreu vom Weizen, denn ein solches kann man ganz leicht verhunzen, wenn man nicht absolut feinfühlig agiert, wie zuletzt geschehen bei FATES WARNING live. Nicht so MAYFAIR, die spielend leicht das Tempo variieren und damit eine unglaubliche Dynamik aufbauen können. Bravo an das Rhythmusduo, im Leisespielen liegt die Kunst. Es entsteht Raum für das kreative und eigenständige wie selbstlose Spiel des total in sich versunkenen Gitarristen René und eben für das Goldkehlchen. Gänsehaut ist also angesagt bei 'Island' und dem fließend übergeleiteten Song 'Der Abschied'. Umso heftiger kommt dann die von mir nicht geliebte Doom-Metal-Nummer 'Bitter And Sweet', die hier aber ordentlich knallt und den ersten Teil des Gigs würdig beendet.
Die Zuschauer bitten, hier nicht aufzuhören und es geht wieder zurück in die Vergangenheit. Mit der tollen Ballade 'One Night And A Dream' habe ich schon nicht gerechnet, aber dann kommt MEIN MAYFAIR-Song für die Ewigkeit: Die vier erwecken tatsächlich auch den "Fastest Trip To Cybertown" wieder zum Leben und spielen 'Waterproof'! Natürlich ganz ohne Samples und Loops in einer simpler gehaltenen Version, doch ein guter Song bleibt ein guter Song, egal in welchem Gewand. Jetzt muss ich mich gerade wieder beim Verfassen des Artikels am Ohr kneifen, weil es nicht zu glauben ist. Unfassbar, ich habe 'Waterproof' live gehört!
Danach labert Mario irgendwas von Zweisamkeit und der 'Abendporno' kommt wie eine Ohrfeige, hart und roh.  Mit "Die Flucht" flüchten wir noch einmal tief in die genial-psychedelisch-progmetallische Frühphase der Band. Der umarrangierte Basspart in der Mitte tut dem Stück dabei nur gut.

Doch unaufhaltsam geht der Tag von uns und dann sind sie auch schon vorbei, die schnellsten neunzig Minuten seit dem Champions-League-Finale. Unter Jubel geht die Band noch 'Drei Jahre Zurück' und danach gönnen sich die Weltmeister der Oberflächlichkeit ein gutes Glas Wein auf der Bühne. Und noch eins und noch eins und noch eins...

...doch was in Mayfairhausen geschieht, soll in Mayfairhausen bleiben!



Ich möchte an dieser Stelle noch ausdrücklich dem fantastischen Aftershow-DJ danken. Zu solch toller Musik aus der Konserve habe ich seit vielen Jahren nicht mehr abgehottet. CRIMSON GLORYs 'Painted Skies', PSYCHOTIC WALTZ mit '...And The Devil Cried', von SANCTUARY 'Future Tense', dann SAVATAGEs 'Gutter Ballet'  dazu FLOTSAM & JETSAM, WARLORD und, und, und...
Noch Fragen? Großer Dank geht auch an meinen Begleiter Frank Zurheide für die Fotos.
Setlist: Tric Trac, Firestrom, Madame Pest, Schlage Mein Herz Schlage, Wwwrong, Behind, Advanced In Years, Generation Isolated, Last Spring, Island, Der Abschied, Bitter Or Sweet; Encore: One Night And A Dream, Waterproof, Abend*orno, Die Flucht, Drei Jahre Zurück

Mehr zu diesem Artikel:
Interview mit der Band: Teil 1 (Weggefährten), Teil2
Review zu "Schlage Mein Herz Schlage"
Soundcheck 11/2013

Redakteur:
Thomas Becker

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