METALFEST 8 - Friedewald
23.10.2009 | 15:3123.10.2009, Festhalle
Zum 8. Mal jährt sich das nordhessische Festival METALFEST und diesmal berichten wir live! Regelmäßige Updates zum Festival gibt es ab jetzt.
14:00 Uhr: Rike und ich sind in Friedewald gelandet und haben das Hotelzimmer bezogen. In meinem biblischen Alter verzichtet man doch gerne auf die Annehmlichkeiten der Massenunterkunft (Turnhalle) neben dem Veranstaltungsort. Der Löwe sieht nobler aus als benötigt, wird aber sicherlich eine angenehme Atmosphäre für die Freizeit zwischen den beiden Veranstaltungstagen bieten.
15:00 Uhr: Rike wollte sich noch etwas ausruhen, aber mich hat das Fieber gepackt und ich habe mich in die Festhalle begeben. Wenige Minuten später haben mir die Veranstalter auch schon einen Platz für meinen Laptop freigeräumt, so dass jetzt nur noch die Frage besteht, ob das mit dem Internet auch so klappen würde. Doch Aldi-Talk lässt mich nicht im Stich. Auch wenn es in Friedewald kein UMTS gibt, bekomme ich doch via der mir bisher unbekannten EDGE-Verbindung und kann so die ersten Zeilen absetzen. Ob die Bandbreite auch reichen wird um Fotos hochzuladen, werden wir ja sehen.
Eine weitere Änderung hat es auch noch gegeben. So haben TODAY WE RISE ihren Auftritt wegen Fiebers abgesagt - für sie springen DESTINATION CHAOS ein. Die geplante Running Order sieht nun wie folgt aus:
16:00 Einlass
17:00 NEXT LIFE
17:50 ARCHWAY
18:50 DEFY THE LAWS OF TRADITION
19:50 THROUGH SOLACE
20:50 NEVER BACK DOWN
21:50 CRUSHING CASPARS
23:00 BECOMING THE ARCHETYPE
00:20 DESTINATION CHAOS
Noch 1 1/2 Stunden, dann geht's los. Wir halten euch auf dem Laufenden.
[Georg Weihrauch]
16:00 Die ersten Fotos sind geschossen und der Upload funktioniert auch. Die ersten Fans warten vor der Türe, um das Metalfest zu stürmen. Jetzt muss ich nur noch Aldi-Talk überreden, den Aufladecode zu akzeptieren. Mit "Dieser Service ist nicht vorhanden" bin ich nicht einverstanden, will ich doch auch morgen noch vom Metalfest berichten können.
Der Headliner des Abends, BECOMING THE ARCHETYPE, sind auch schon eingetroffen und haben sich sofort über das Chili Con Carne hergegemacht. Mittlerweile tragen sie ihre Merchandise-Kisten durch die Gegend.
[Georg Weihrauch]
20:00 Wir sind auch endlich in Friedewald angekommen. Die Tour aus dem hohen Norden führte uns nicht nur durch Staus, sondern auch durch die eine oder andere Baustelle. Auch unser Hotel ist sehr schön mit einem großen Zimmer und einem traumhaften Badezimmer (manchmal darf man als Metallerin auch Frau sein ;) ). Felix macht noch seine Kameras fit und dann werden wir uns auf den Weg zum hoffentlich schon feiernden Rest begeben und Georg und Ulrike ablösen.
[Pia-Kim Schaper]
Nachdem Sänger Michi von NEXT LIFE im Stau stand, ging das Metalfest mit 15-minütiger Verspätung los. Dann noch ein viel zu langer Linecheck und um 17:20 starteten NEXT LIFE ihren Auftritt. Die Kasseler Hardcore-Truppe bot nur leider mit Ausnahme des Fronters keine so energiegeladene Bühnenshow wie ihre Musik hoffen ließ. Wer auf Hüpfeinlagen oder Positionswechsel spekulierte, wurde enttäuscht. Die Musiker standen fest verwurzelt auf den Brettern und nur Michi versuchte, die noch spärlich anwesenden Gäste in Stimmung zu versetzen. So wetzte er unermüdlich von links nach rechts und nachdem sich die Besucher im wesentlichen in der Mitte des Saals aufhielten, sprang er kurzerhand von der Bühne, um so den Leuten näher zu sein. Wenn der Rest der Band sich noch von ihm anstecken lassen würde, könnte das eine feine Geschichte werden.
Setliste:
Don't Lose Sight
Rise Of New Hope
Focus On Survival
Event Horizon
Conspiration VS Conspiration
Loosing Is Not An Opinion
Download Spiral
Nach dem Auftritt gelang es plötzlich nicht mehr mit dem Internet zu verbinden, so dass der Bericht nicht online gestellt werden konnte. Da auch sämtliche Versuche im Freien scheiterten, wird uns wohl nichts anderes übrig bleiben, als in den Pausen den Standort zu wechseln und z.B. in die Ortsmitte fahren wo GPRS verfügbar ist. Dadurch wird es leider nicht wie geplant möglich sein nach jeder Band ein Resümee zu ziehen.
Aber halt! Wenn Aldi uns schon im Stich lässt, gibt es immernoch O2! Damit funktioniert die Verbindung - wenn auch nur langsam.
ARCHWAY kamen wie geplant um 18:50 auf die Bühne. Eigentlich hätten dazwischen noch DEFY THE LAWS OF TRADITION spielen sollen, aber staubedingt kamen sie nicht rechtzeitig an. ARCHWAY boten dann auch DIE Show, die NEXT LIFE gerne geboten hätten. Gerade der von einer Erkältung geplagte Sänger Dennis Thiele und Gitarrist Tobias Luger waren regelrechte Energiebündel, die keine Ruhe geben wollen, und hüpften und sprangen und posten um die Wette. Basser Lasse Jahn war immer hin und her gerissen, ob er sich jetzt lieber zurückziehen oder mitmachen sollte, während Gitarrist Kevin Kaßler sich lieber auf auf seine Position besann und an dieser auch festhielt. So gab es zwar ein optisches Ungleichgewicht auf der Bühne, doch das machte reichlich wenig. Den vehementen Aufforderungen nach vorne zu kommen, kam das Publikum von Lied zu Lied mehr nach und es entwickelte sich auch in den ersten Reihen die Party (Circle Pit, Pogo und Bockspringen) die die Braunschweiger. mit ihrer Show verdient hatten. So machte der Auftritt der Band den Anwesenden und auch dem Rezensenten richtig Spaß. Bitte mehr davon.
Setliste:
Above Ourselves
Towards The Rising Sun
My Apology
Still Holding On
End Of An Era
Virtue Of The Vicious
Perpetual Strive
Go All The Way
Es ist immer wieder erstaunlich, dass manche Bands meinen, einen stocktauben Mischer auf ihre Konzerte mitschleppen zu müssen. DEFY THE LAWS OF TRADITION gehören leider zu dieser Art Bands und so war es eine regelrechte Qual, wenn man keine Ohrstöpsel dabei hatte. Dabei war die Musik der Band gar nicht so übel. Die Diskrepanz zwischen dem Gesang des Gitarristen und dem Geschrei des Fronters waren genauso hörenswert wie diverse Melodien, die die Metalcore-Band immer wieder einstreute. Da ich aber nicht vor hatte, den letzten Rest meines Gehörs zu verlieren, musste ich mich mangels Ohropax aus der Halle entfernen und zusehen, ob ich mich an einer anderen Stelle in Friedewald ins Internet einwählen kann, um die ersten Berichte online zu stellen.
Setliste:
A Promise To Be Kept
Till Death Us Part
Irreversible
My Last Mistake
Sirens
Good Mourning
Ghost
Sorry für das späte Update. Jetzt kam Pia beim Metalfest an und nachdem ich auch in den Nachbarorten keinen Internetzugang bekam, konnte ich mich jetzt über Pias O2 Netzwerk einwählen und endlich den ersten Bericht absetzen.
[Georg Weihrauch]
Für mich beginnt der Abend mit THROUGH SOLACE. Den Anfang habe ich zwar knapp verpasst, mein erster Eindruck ist aber: "Wow! Die stemmen ihren Hardcore zu viert!" Die Einsparungen hätten sie aber gut und gerne in ein zweites Mikro und einen Clean-Sänger investieren können, denn singen kann leider keiner von den Jungs. Zum Glück tun sie das auch äußerst selten - die ganze Zeit angekeift zu werden, wird aber auch schnell öde. So richtig tut sich auf der Bühne auch nichts, obwohl alle Vier sehr bemüht sind. Vor der Bühne geht dafür Einiges mehr: Etwa zehn Fans tanzen vorne im Harcore-Style - ein Zeitgenosse schlägt sogar mehrmals hintereinander ein Rad. Auch ein Mädel stürzt sich ab und zu in den Pit. Wenn's nix für's Ohr ist, dann wenigstens für's Auge!
[Pia-Kim Schaper]
Ebenfalls zu viert, aber mit sehr viel mehr Elan stehen NEVER BACK DOWN auf den Brettern. Die Stuttgarter verstehen es, das Publikum zu animieren und glänzen durch eine stattliche Bühnenpräsenz. Mit dem Satz "Kommt mal zwei Meter nach vorne! Wenn ihr einen Tritt in den Bauch kriegt, könnt ihr auch wieder zurück gehen!" lockt Sänger David die Anwesenden nach vorne. Die Meute geht auch gut ab - einige sind sogar texterprobt. Zwischendurch darf ein Fan sogar ins Mikro brüllen. Gitarrist Marcel und Bassist Nico wechseln ständig die Positionen und sorgen für Dynamik. Daran mangelt es den Fans vor der Bühne ebenfalls nicht: Einige wagen sogar einen Stage-Diving-Versuch. Zum großen Finale bittet David alle, mitzusingen, und bittet die Fans in einem Pulk nach vorne. Hier wollen auch alle mitgröhlen und stürzen sich aufeinander - dabei ziehen sich nicht Wenige ein paar Blessuren zu. Einem echten Hardcore-Fan ist das aber egal. Es wird munter weitergefeiert. Hier feiern endlich auch nicht nur die Männer; auch die Frauen schwingen munter das Tanzbein.
[Pia-Kim Schaper]
Bei den CRUSHING CASPARS aus Rostock ist anfangs vor der Bühne wenig los. Dabei ist allein die Zusammensetzung der Band schon spannend: Zwei Rostocker Apotheker spielen zusammen mit einem Stralsunder Badejochen und einem Berliner Philosoph in einer Hard-Rock-Band. Aus dieser explosiven Zusammensetzung entsteht eine locker-flockig aufspielende Partyband. Bier her! Der feierwütige Vierer schaut während seiner "Musik und Schnaps vom Hafen"-Tour im Friedewald vorbei. Mal sehen, wie lange die Vorräte halten. Auf der Bühne wird auf jeden Fall mächtig gefeiert. Doch sie feiern nicht nur, sondern huldigen auch THE RAMONES, Bon Scott, Johnny Cash und covern letzten Endes noch AGNOSTIC FRONT. Mit "Godda Godda Godda Go!" kommt endlich die vediente Stimmung auf. Die CASPERS werfen auch gleich weitere Kohlen ins Feuer und veranstalten einen Circle-Pit-Contest, bei dem es T-Shirts, CDs und sogar Schallplatten zu gewinnen gibt. Die Hymne 'Viva La Rostock' wird ebenfalls gut abgefeiert. Zwischendurch gibt es immer wieder Sticheleien von Sänger Snoopy gegen die Hardcore-Fraktion, die sich gemütlich rechts und links am Rand niedergelassen hat. Die "Friedewald"-Rufe zwischendurch werden auch nur zaghaft beantwortet. Trotzdem haben die CRUSHING CASPERS die bisher beste Show des Festivals geboten.
[Pia-Kim Schaper]
Aus dem fernen Atlanta, Georgia kommen BECOMING THE ARCHETYPE zu uns nach Friedewald. Gegründet hat sich das Quartett unter dem Namen THE REMNANT, benannte sich später allerdings um, weil die Mitglieder ihre christliche Seite mit dem neuen Namen ausdrücken wollten. Die Progressive Deather schrecken auch für epischen Parts nicht zurück, was der Musik sehr gut zu Gesicht steht. Aber so langsam glaube ich, auf der Bühne gibt es eine Höchstbegrenzung - bisher habe ich nur Vierer auftreten sehen. Obwohl es etwas leerer in der großen Halle geworden ist, werden BECOMING THE ARCHETYPE ihrer Rolle als Headliner gerecht und begeistern die Menge. Und es gibt sie doch noch: Die Headbanger! Zum ersten Mal an diesem Abend sehe ich kreisende Haare abseits der Bühne. Zwar bewegen sich die Amerikaner nicht großartig, dafür animieren sie das Publikum immer wieder zu einem Circle Pit. Doch auch ohne Aufforderung lassen sich die Fans zu lustigen Aktionen hinreißen. Sie schmeißen sich zum Beispiel alle auf einen Haufen oder rudern auf einer imaginären Ruderbank. Was zu feiern gibt es übrigens auch noch: Der Tontechniker hat Geburtstag und ganz Friedewald singt 'Happy Birthday'.
[Pia-Kim Schaper]
Ich kann die Death/Thrash-Metaller DESTINATION CHAOS beim besten Willen nicht einordnen: Auf der einen Seite bezeichnen sich die Jungspunde (Durchschnittsalter 19) als Traumschwiegersöhne, auf der anderen steht ihr MySpace-Motto: "Pimmel raus, Stimmung!!!". Und dann fragen sie noch, welches Mädchen schon mal auf einer öffentlichen Toilette masturbiert hat. Wie passt das zusammen? Vermutlich gar nicht. Macht aber nichts. Für den neuen Sänger und den neuen Bassisten ist es erst der dritte Auftritt. Bis auf minimale Timingschwierigkeiten spielen DESTINATION CHAOS aber fehlerfrei. Vor allem den beiden Neulingen merkt man ihre Unerfahrenheit nicht an. Im Gegenteil: Die Hessen heizen den wenigen Verbliebenen ordentlich ein. Sie zitieren sogar Achmed, The Undead Terrorist zusammen mit dem Publikum. "Silence!" "I Kill You!" Zu allem Überfluss verordnen DESTINATION SILENCE ihren Fans auch noch Frühsport: Erst müssen sie sich hinknien und auf Kommando hüpfen, dann müssen sie auch noch um den Technikturm laufen. Aus dem Hüpfkommando entsteht immerhin noch der erste, anständige Pogo des Abends.
Um kurz nach Eins ist dann erst mal Schluss in Friedewald. Morgen folgen ab etwa 15 Uhr die nächsten Berichte, Bands spielen ab 16 Uhr. Gute Nacht und bis morgen!
[Pia-Kim Schaper]
- Redakteur:
- Georg Weihrauch