MOTÖRHEAD - Hamburg
18.12.2009 | 08:2409.12.2009, Colorline Arena
"Ein klares Jein zum Alkohol" dachte sich wohl auch Lemmy und legt mit MOTÖRHEAD ein tolles Konzert hin. Auch ein höflicher Stephan Weidner wusste zu überraschen.
MOTÖRHEAD fahren ihre alljährliche Tour durch Deutschland. Dieses Mal steigt die Sause in der Colorline Arena und viele fragten sich, ob Lemmy & Co. den Laden füllen könnten. Sie können – und zwar so voll, dass sich draußen eine lange Schlange bildet und wir den Opener BLACK STONE CHERRY verpassen. Dass es so voll ist, liegt nicht einmal am zweiten Support Act DER W – man könnte glauben, dass auch viele ONKELZ-Fans im Publikum sind – es laufen nur sehr Wenige mit Weidner-Shirts oder denen seiner Ex-Band rum. Hier wollen alle wirklich nur Eines sehen: MOTÖRHEAD!
Wie gesagt: BLACK STONE CHERRY haben wir verpasst, es geht also gleich mit DER W los. Trotz des frühen Beginns sind schon sehr viele Leute in der Colorline Arena – vermutlich sind viele gleich vom HSV-Spiel in der benachbarten HSH-Nordbank-Arena hier rübergekommen. Obwohl die Meisten wegen Lemmy hier sind, wird Weidner von Sprechchören begrüßt. Artig verbeugt er sich vor seinem Publikum und legt los mit '(Hier kommt) Der W zwo drei'. Es folgt 'Liebesbrief' und wieder ertönen Sprechchöre. Diese kommen primär von den Rängen, auf denen sich ein kleiner Pulk Weidner-Anhänger gebildet hat. Es ist offensichtlich, dass DER W sich ohne seinen Bass etwas unwohl fühlt, zumindest dann, wenn er gerade nicht singt. Er wagt ein kleines Tänzchen, läuft auf der Bühne umher, aber so richtige Entertainer-Qualitäten hat er nicht. Für 'Mein bester Feind' und 'Heiss' schnappt er sich dann auch eine Gitarre. Zu 'Waffen und Neurosen' legt er sie wieder weg und bedankt sich artig bei den MOTÖRHEAD-Fans fürs Zuhören. Er ist sowieso sehr höflich, äußert seinen Respekt vor MOTÖRHEAD und sagt immer wieder artig "Danke". Um doch etwas in der Hand zu haben, bedient Weidner ab und zu ein Megafon oder klammert sich an den Mikrofon-Ständer. Nach 'Schatten' (schöne Lichtspiele!) sagt er zum Publikum: "Ich weiß ja, dass ich sehr polarisiere. Aber fragt ihr euch manchmal auch, wer euch hasst?" Mit dem Bonustrack 'Wer hasst dich' geht es also weiter. Weidner kommt ein bisschen aus sich heraus und versucht zu posen, sieht dabei allerdings etwas unbeholfen aus. Bei 'Stille Tage im Klischee' (toller Text übrigens) spielt er wieder Gitarre und überlässt seinem Schlagzeuger kurz das Feld für ein Drumsolo. Auf 'Tränenmeer' folgt 'Bitte töte mich' (das Licht blendet furchtbar), bei dem wenigstens vorne ein paar junge Fans feiern und ein bisschen pogen. Das NORTHERN ANTISTAR-Cover 'Gewinnen kann jeder' widmet er dem HSV, der nur unentschieden gespielt hat. Nach 'Passt gut auf euch auf' stellt er seine Band vor, bedankt sich noch mal artig und verlässt die Bühne.
Setlist Der W:
01. Der W, zwo, drei...
02. Mein bester Feind
03. Heiss
04. Waffen und Neurosen
05. Schatten
06. Wer hasst dich
07. Stille Tage im Klischee
08. Tränenmeer
09. Geschichtenhasser
10. Gewinnen kann jeder
11. Passt gut auf euch auf
"We are MOTÖRHEAD and we play Rock'n'Roll!" Wie auch sonst sollte der Spruch lauten, der den Auftritt der Briten einläutet? Überall fliegen die Bierbecher, von Null auf Hundert steigt hier die Party. Vereinzelt bilden sich kleine Pogo-Pits, die Meisten tanzen aber für sich, singen mit, feuern die Band an und sind einfach gut drauf. Der Alkohol fließt in Strömen, viele Herren mittleren Alters sind noch vor zehn Uhr sternhagelvoll. Auch Lemmy hat scheinbar gut getankt, seiner Performance tut das aber keinen Abbruch. Natürlich wurden die Lautstärkeregler auf Anschlag gedreht und endlich gibt es auch mal Licht (Weidner spielte fast im Dunkeln). MOTÖRHEAD brauchen keine aufwendige Bühnenshow – sie sind einfach da und rocken, was das Zeug hält. Mikkey Dee ist wahrhaftig ein Tier! Er prügelt ohne Ende auf sein Schlagzeug ein, jongliert mit den Drumsticks und ist für sich gesehen schon eine Show. Lemmy ist einfach Lemmy, da gibt es für den Dritten im Bunde, Philip Campbell, nicht mehr viel zu tun, außer Gitarre spielen. Aber das reicht ihm nicht: Er läuft auf der Bühne auf und ab und motiviert das Publikum, was eigentlich gar nicht nötig ist. Mikkey Dees Höhepunkt ist ein Drumsolo, bei dem dann doch mit Licht und Nebel ein paar Showeffekte eingebaut werden. Schade, so kann man ihm gar nicht richtig zugucken. Was es zu hören gibt, ist allerdings sagenhaft! Nicht umsonst zählt er zu den besten Schlagzeugern überhaupt. MOTÖRHEAD spielen Hits von 'Killed By Death' bis 'Ace Of Spades', bringen ein paar Nummern vom aktuellen Album "Motörizer" und covern sogar TWISTED SISTERs 'Shoot 'em Down'. Wunderbar! Dass Herr Kilmister schon den einen oder anderen Whisky getrunken hat, merkt man, als er seinen Bass ablegt und zur Mundharmonika greift. Er ist ein bisschen wackelig auf den Beinen und schwankt hin und her, spielt aber einwandfrei. Das große Finale mit 'Overkill' wird noch einmal richtig abgefeiert, auch die Leute auf den Rängen erheben sich. Um kurz vor Elf ist leider schon Schluss. Dieses Konzert war wirklich ein Highlight zum Jahresabschluss. MOTÖRHEAD liefen zur Höchstform auf und enttäuschten die zahlreichen Fans in der vollen Colorline Arena nicht. Dieses Trio ist immer wieder ein Erlebnis.
Setlist MOTÖRHEAD
01. Iron Fist
02. Stay Clean
03. Be My Baby
04. Rock Out
05. Metropolis
06. Over The Top
07. One Night Stand
08. I Got Mine
09. The Thousand Names Of God
10. Cradle To The Grave
11. In The Name Of Tragedy
12. Just 'cos You Got The Power
13. Shoot’em Down (TWISTED SISTER-Cover)
14. Going To Brazil
15. Killed By Death
16. Bomber
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17. Whorehouse Blues
18. Ace Of Spades
19. Overkill
- Redakteur:
- Pia-Kim Schaper