MY SLEEPING KARMA, GREENLEAF und MAMMOTH MAMMOTH - Leipzig

02.03.2016 | 21:02

25.02.2016, UT Connewitz

Doppelpacker bei der Arbeit.

Die erste von zwei direkt aufeinander folgenden Up In Smoke-Touren präsentiert zum zweiten Mal MY SLEEPING KARMA. Dazu kommen ein paar Schweden, die inzwischen nicht mehr nur als DOZER-Zweitband durchgehen und ein gleich doppelt heranstampfendes Riesenviech aus Australien. Und ausverkauft ist's auch. Na dann mal los...

Die große Flügeltüre ("the gate of hell"?) im pickepackevollen und wie immer wunderbar spröde-charmanten UT Connewitz öffnet sich und drinnen lärmt sich grad MAMMOTH MAMMOTH mit 'Lookin' Down The Barrel' (mit AC/DC-Gedächtnisriff) warm. Neben dieser Nummer vom noch aktuellen Album "Hammered Again" (kürzlich ist zudem die 4-Track-EP "Mammoth Bloody Mammoth" erschienen) werden direkt im Anschluss noch eine Reihe weiterer Stücke von eben jenem vierten Langeisen ausgespuckt. Die Blicke auf sich zieht Frontsau Mickey Tucker, der nicht nur wild gestikuliert (mal gibt er den Ripper, mal schlägt er aus wie ein Boxer), oder sich das Mikrokabel um den Hals zieht wie man es auch von Angry Anderson kennt - eine weitere Parallele innerhalb der Rockfamilie Australiens. Außerdem begibt er sich immer wieder, direkten Körperkontakt suchend, mitten ins Publikum. Auch eine Jack Daniels-Pulle wird dabei rumgereicht. Musikalisch ist das schon arg plakativer "Cock Rock" (um es mal mit den Landsmännern von JACKSON FIREBIRD zu sagen), doch die Songs haben das gewisse Etwas, um trotzdem nicht irgendwann davon gelangweilt sein zu können. So macht MAMMOTH MAMMOTH als sprichwörtlicher Anheizer doch eine Menge Spaß.

GREENLEAF begeistert dann mit dem vielseitigsten Mix: Fuzz, Stoner, Psychedelic und sogar eine Prise Southern Rock mogelt sich in die wunderbar eingängigen Nummern. Trotz aller Gniedelei und Frickelei kommt die krachige Komponente nicht zu kurz, allerdings eben verpackt in stilistisch eher breitgefächerte Songs. Einen Tag nach dem Leipziger Gig ist der VÖ-Tag des neuen, sehr blauen Albums "Rise Above The Meadows", von dem schon einmal der erstklassige Ohrwurm 'A Million Fireflies' zum Besten gegeben wird. Auch der coolste Bart des Abends ist bei GREENLEAF zu finden, Fronter Arvid trägt mehr Fell am Kinn zur Schau als das bepelzte textile Gimmick hat, das sich der MAMMOTH MAMMOTH-Axtmann vorher um seine Rockerschultern hängte. Obgleich im Vergleich zu jenen nun die Show und das Saurauslassen nicht mehr zentraler Bestandteil sind, ist Stillstehen auch bei GREENLEAF kaum möglich - groovig, verspielt und doch furztrocken wird ein Knaller nach dem anderen vom Stapel gelassen. 'With Eyes Wide Open' mit seiner eindrücklichen Gesangsmelodie ist sogar so etwas wie der heimliche Hit des Abends.

Und dann, auf dem sechsten Up In Smoke bereits zum zweiten Mal am Start: MY SLEEPING KARMA. Die Band geht eigentlich immer. Nicht nur, dass die Vier aus Aschaffenburg schon seit einer gefühlten Ewigkeit, genauer: von Anfang an, in der gleichen Besetzung spielen und die Truppe durchaus ein unverwechselbares Klangbild ihr Eigen nennen darf - auch und vor allem live ist der Mix aus einnehmenden, treibend-hypnotischen Melodien und plötzlichen kraftvollen Eruptionen immer wieder ein Erlebnis. Mit anregenden und perfekt zur Musik passenden Videoclips wird der Gig zusätzlich veredelt, ansonsten ist eigentlich fast alles wie immer, was ausdrücklich lobend gemeint ist, denn obwohl die Musik sicherlich nicht die überraschendsten Wendungen vollführt, fällt das Konzert (erwartungsgemäß) unglaublich mitreißend aus. So stört mich heute eigentlich nur eine Sache. Die JEAN MICHEL JARRE-Gedächtnis-Keyboardflächen passen gut zu den neueren Sachen, aber weil sie klanglich so im Vordergrund stehen, übertünchen sie die alten Nummern, wie beispielsweise vom Debütalbum, insbesondere bei den ruhigen Parts auf eher unangenehme Weise. Dabei ist es an sich wunderbar, dass so viele Songs vom immer noch unerreichten Erstlingswerk (es dürften vier gewesen sein) eingebaut werden. Viel zu schnell ist die Sause dann auch schon wieder vorrüber - dabei fällt mit Blick auf MY SLEEPING KARMA auf, dass, obwohl die Band schon so lang dabei ist, es für die Vier jedes Mal wieder etwas Besonderes zu sein scheint auf der Bühne zu stehen, zeigen sie sich doch sichtlich gerührt ob der euphorischen Resonanz des Publikums.

Fazit: Kurzweilig und unterhaltsam war's - vor allem auch, weil die beteiligten Bands innerhalb der zu beachtenden Genregrenzen musikalisch doch sehr unterschiedlich zu Werke gehen, was für mich immer ein großer Pluspunkt ist. Alle drei Combos - die lokalen wie die weitgereisten - haben Laune gemacht und das Up In Smoke war somit mal wieder ein Bank. Es spricht also rein gar nichts dagegen, jetzt gleich auch noch die siebente Auflage der Roadshow (featuring MARS RED SKY, STONED JESUS und BELZEBONG) mitzunehmen.

Redakteur:
Stephan Voigtländer

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