Manowar - Leipzig

06.12.2002 | 03:09

04.12.2002, Haus Auensee

Nun denn, MANOWAR sind die Band, die im Metal-Bereich mit Abstand am meisten polarisiert, und das hat sich zu Zeiten von MTViva-Airplay und all dazugehöriger Nebenerscheinungen noch einmal gehörig verstärkt. Ich will hier aber keine Vorträge über den Status und die aktuelle Entwicklung der Band halten, sondern das Konzert an sich wiedergeben. Die schon tausendfach gehaltene Grundsatzdiskussion zu dem Thema überlasse ich lieber Anderen.

Ob die Ansage vor Beginn des ganzen Events, dass Jeder, dem es zu laut und/oder zu heftig sein sollte, bis 15 Minuten nach Beginn von MANOWAR sein Geld zurückbekommen würde, auf eventuell vor Ort befindliche Bravo-Kiddies (heutzutage muss man auf einem Metalkonzert ja mit allem rechnen) gemünzt war, ist durchaus anzunehmen. Allerdings hätten die dann wohl schon spätesten nach fünf Minuten BLUDGEON die Segel gestrichen. Denn die durften für die "Kings" eröffnen und das mit einer dreiviertel Stunde sogar verhältnismäßig umfangreich.
Allerdings ist mir der Sinn von BLUDGEON als Vorgruppe nicht ganz klar. Deren Ami-Death passte nun wirklich nicht zum Hauptact, sodass als einziger Grund, warum die Truppe mit auf die Tour gekommen ist, wirklich nur DeMaio's Produzententätigkeit bei den Amis in Frage kommt. Denn auch musikalisch war die Knüppelcombo nicht unbedingt berauschend oder gar anspruchsvoll, da wurde ausnahmslos Altbewährtes ausgepackt. Ich muss also gestehen, dass ich die Band in der Quintessenz lediglich mittelmäßig fand, obwohl sie wirklich ausgesprochen intensiv zu Werke gingen. Neben der Intensität ging man auch in Sachen Lautstärke bis an die Grenzen. Dennoch gab es überraschend gute Reaktionen von Seiten der Zuhörer. Vor dem abschließenden "Stained In Blood" von aktuellen Album "Crucify The Priest" machten dann aber doch schon sehr laute "Manowar"-Rufe die Runde.

Die ließen dann noch mal 45 Minuten auf sich warten, bevor sie sich der schier ausrastenden Menge präsentierten. Los ging es mit "Manowar" und "Brothers Of Metal". Bei "Spirit Horse Of The Cherokee" kam zum ersten Mal der vielstimmige Publikumschor zum Einsatz, was sich im Laufe des Abends noch einige Male wiederholen sollte. Überhaupt schien Eric Adams Gefallen daran gefunden zu haben, die Fans die Songs selbst intonieren zu lassen.
Was mir sehr positiv auffiel, und man von MANOWAR auch nicht unbedingt gewohnt ist; man spielte die Songs munter hintereinander weg ohne langes Rumgelaber (Ausnahme vor dem letzten Song, dazu später mehr), die erste Ansage Eric's kam erst vor dem sechsten Song "I Believe". Eigentlich sehr erfreulich, wenn da nur nicht die unsäglich langatmigen Solos der Herren Logan und DeMaio gewesen wären. Das kostete viel zu viel Zeit, genauso wie das überflüssige, wenn auch ganz lustige Nachsingspielchen von Eric Adams nach "Sign Of The Hammer". Ich habe absolut nichts gegen Solos, aber es muss auch alles irgendwie im Rahmen bleiben. Da hätte man nämlich locker noch drei alte Stücke unterbringen können und damit die Setlist zum absoluten Hammer machen können, ohne den (wie mir schien) sehr peniblen Zeitplan von genau zwei Stunden zu verletzen.
Dem von der aktuellen Single "The Dawn Of Battle" stammenden "I Believe" schloss sich der Opener und mit Abstand beste Song der neuen Scheibe - "Call To Arms" - an. Der Ruf nach den Armen (Englisch 6, setzen! ;-)) wurde dann auch sofort erhört und sämtliche Arme reckten sich in die Höhe, als die ersten Töne des Klassikers schlechthin, "Kings Of Metal" erklangen. Überhaupt kann man MANOWAR, was auch immer man von ihnen halten mag, eines ganz bestimmt nicht absprechen - die Band weiß einfach zu begeistern, dass war diesmal natürlich nicht anders. Und manchmal steigerte sich die Begeisterung zu regelrechter Euphorie, z.B. als "Hail And Kill" zum Besten gegeben wurde, mit dem der Hauptteil zu Ende ging. Es schloss sich nach kurzer Pause der Balladenteil des Programms an mit einem Medley, bestehend aus der ersten Strophe von "Herz Aus Stahl" (deutsche Fassung von, Überraschung, "Heart Of Steel"), "Swords In The Wind" und "Master Of The Wind" (Gänsehaut! Geil!) sowie "Courage".
Nach einer erneuten Pause röhrten dann die Harleys auf und beim nun folgenden wurde die Show in München (wenn man den Ausführungen von Kollegen Alex Glauben schenken darf) klar geschlagen, da nicht nur eine Braut, sondern gleich dreimal junges Gemüse (davon zweimal oberhalb der Taille bereits aus der Schale gepellt) auf den Maschinen der Jungs Platz genommen hatte. Ätsch! Nur der arme Karl Logan musste mit seinem Zweirad ganz allein auf die Bühne rollen. Trotzdem, oder gerade deshalb, wirkte die ganze Harleynummer auf mich einfach nur lächerlich (und zog sich auch ewig in die Länge). Und wenn wir gerade beim Thema "unnötig-in-die-Länge-ziehen" sind, als wollte man nun all das nachholen, was man mit Ausnahme der beiden Solos bis dato versäumt hatte, gab es nach "House Of Death" ein ewig langes Rumgesafte von Joey über deutsches Bier und deutsche Frauen (das Übliche halt). Dann ließ er sich von seiner Harley-Braut auch noch in Deutsch unterrichten, wobei sie ihm bedeutungsschwangere Fragen stellte wie: "Was würdest du zu meinen Eltern sagen, wenn sie dich nach mir fragen würden?" (oder so ähnlich). Die Antwort kann sich sicherlich jeder denken. Wer die richtige Lösung weiß und an powermetal-georg@metal-magazin schreibt, kann einen Original-Joey DeMaio-Schlüpfergummi aus echtem Edelstahl zum Selbst-Justieren gewinnen. Einsendeschluss ist übrigens der 4.12.2002.
Aber ich schweife wohl etwas ab. Den Schlusspunkt setzte nach zwei Stunden das geniale "Black Wind, Fire And Steel" und bei den Outroklängen von "The Crown And The Ring" konnte man dann jede Menge glückliche Gesichter entdecken. Tja, wer zu MANOWAR geht, der weiß halt, was ihn erwartet und wer die Band vergöttert, der wird eben auch ordentlich bedient. So einfach ist das.
Zeit für ein paar abschließende Bemerkungen. Zunächst einmal hätte der Sound ein bisschen besser sein können. Der Zeitplan wurde fast minutiös eingehalten, außerdem wurden einige Posen doch sehr kamerawirksam zum Einsatz gebracht (singen MANOWAR nicht irgendwo "true metal people wanna rock, not pose" ?). Immerhin präsentierte sich die Band ziemlich locker und gut drauf, auch wenn man ihnen ihre Routine natürlich anmerkte. Ein Konzert also, dass Niemanden zum MANOWAR-Fan bekehrt haben dürfte, der es nicht schon vorher war, das aber für die treue Gefolgschaft der "Kings" natürlich nichts anderes als Kult war.

Ich möchte zum Schluss der Kritik von Alex an den Merchandise-Preisen noch einen weiteren Aspekt hinzufügen. Der fleißigen Austeilerin (Name ist der Redaktion bekannt *g*) von Nuclear Blast-Katalogen wurde nämlich, angeblich auf Geheiß von Joey DeMaio persönlich, ihr hochoffizielles Tun (sie war eigens dafür akkreditiert worden) untersagt und die guten Stücke "konfisziert". Ziemlich komisch, denn da im Katalog auch reichlich MANOWAR-Kram enthalten ist, sollte die Band doch eigentlich nichts dagegen haben, wenn ihr Krempel so der perfekten Zielgruppe angeboten wird. Ein Blick in selbiges Druckwerk lieferte aber die erwartete Begründung. Wenn das T-Shirt am Merch-Stand 76 % teurer ist als im Katalog und das Longsleeve 66 %, dann ist mir alles klar. Mit dieser Aktion könnte man den Begriff "Fan-Abzocke" im Duden definieren. Es hätte ja schließlich ein Fan auf die Idee eines Preisvergleiches kommen können. Gut, wenn man dem durch entsprechende Maßnahmen vorbeugen kann, wobei allerdings angemerkt sei, dass die Kataloge im Anschluss an die Show direkt vor der Konzerthalle weg gingen wie warme Semmeln.


Setlist MANOWAR:
Manowar
Brothers Of Metal
Spirit Horse Of The Cherokee
Warriors Of The World United
Kill With Power
Solo Karl Logan
I Believe
Call To Arms
Kings Of Metal
Sign Of The Hammer
Solo Joey DeMaio (inkl. Sting Of The Bumblebee)
The Gods Made Heavy Metal
Hail And Kill
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Herz Aus Stahl (1. Strophe)
Swords In The Wind
Master Of The Wind
Courage
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Outlaw
The Power
House Of Death
Black Wind, Fire And Steel
The Crown And The Ring (Outro)

Redakteur:
Stephan Voigtländer

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