Masters Of Rock - Vicocive
23.07.2008 | 13:2210.07.2008, R. Jelinek's Destillery Area
Fahrt, Ankunft und Zeltplatz
Zum dritten Mal fahren wir dieses Jahr ins Nachbarland Tschechien, um das im Metal-Sektor fest etablierte Masters Of Rock zu besuchen. Das Festival findet wie jedes Jahr auf dem Gelände der Jelinek-Destillerie neben dem Ort Vicocive in der Nähe der Stadt Zlin statt. Dies liegt nahe der Grenze zur Slowakei, was für uns eine sehr weite Anreise von ca. 900 Kilometern bedeutet. Doch wie jedes Jahr lohnt sich die weite Fahrt, und trotz hoher Benzinpreise bezweifle ich, dass meine Freundin und ich in Wacken unter dem Budget bleiben werden, das wir für das Monsters Of Rock ausgegeben haben.
Hat man erst mal Prag erreicht, geht es auf der E50 immer weiter geradeaus in den Osten der Republik. Bei der Fahrt durch Prag erahnt man zumindest die Größe der Stadt, und wenn man die Augen auch im Stop-and-go-Verkehr auf die Fahrbahn richten würde, würden einem qualmende Reifen und ein kurzer Herzkasper, hervorgerufen durch eine Vollbremsrutschpartie, erspart bleiben.
Da wir uns 2006 schon mal ziemlich heftig verfahren hatten und seither eine Faltkarte der Republik besitzen, sind dann auch die restlichen Kilometer Landstraße kein Problem mehr, und wir finden Zlin ohne weiteres. Dennoch verzögert sich unsere Ankunft, da wir unbedingt noch nach Crushed Ice Ausschau halten wollen, um unsere Getränke in den Kühlboxen noch einen Tag länger zu kühlen. Ein Tipp für alle, die es uns in den nächsten Jahren nachmachen wollen: Kein Supermarkt und keine Raststätte verkaufen Crushed Ice, außer Agip. Egal ob Autobahn oder in der Stadt - anscheinend steht vor jeder Agip eine Eisbox, was wir aber erst kurz vor dem Ziel bemerken und daher gefühlte zwanzig Mal woanders danach suchen.
Kurz nach neun kommen wir dann endlich an (nach zusammengerechnet elf Stunden Fahrt). Obwohl am Mittwoch noch gar keine Bands spielen, ist der reguläre Zeltplatz schon mehr als gut gefüllt. Da man sich normalerweise jedoch einen Parkplatz an der viel befahrenen Bundesstraße suchen muss und dann getrennt vom Wagen zeltet, entscheiden wir uns wie jedes Jahr, einen Zeltplatz rechts der Bundesstraße am Hang entweder bei den Höfen oder auf einem Firmengelände zu suchen.
Im ersten Jahr zelteten wir auf einer großen Wiese, wofür wir umgerechnet fünf Euro bezahlen mussten, und waren dort nur mit wenigen anderen. Letztes Jahr fanden wir aufgrund der späten Anreise und des immer populärer werdenden Festivals nur noch einen Platz in einer Kurve der Seitenstraße (die Tschechen nehmen das nicht so eng, ob dort jetzt ein Platz ausgewiesen ist oder nicht). Die große Wiese war damals wegen Vieh- und Pferdebesuch gesperrt. Dieses Jahr wäre sie verfügbar gewesen, aber auf dem Schotterweg dorthin sehen wir, dass links und rechts an der Seite des Weges Zelt und Parkplätze abgesteckt sind. Also krallen wir uns den größten und fangen an, in der einsetzenden Dämmerung so schnell wie möglich unsere Zelte aufzubauen, bevor wir nichts mehr sehen. Den Abend lassen wir dann gemütlich bei ein paar Bier ausklingen. Am nächsten Tag wird abkassiert, denn die Straße sowie die Wiesenflächen gehören zu einem Firmengelände. Diese wollen zwanzig Euro haben, was, aufgeteilt auf uns drei, für jeden keine sieben Euro für die fünf Tage macht, und in Anbetracht dessen, dass wir die Festivalkarten für 28 Euro gekauft haben (vor Weihnachten sind sie noch billiger als der Standardpreis) und wir neben unserem Auto zelten können, zahlen wir diesen Preis auch gerne.
Festivalgelände, Umgebung und Preise
Am Donnerstag füllen sich dann schnell die restlichen Plätze nebst der Wiese, die letztes Jahr gesperrt war, was zeigt, dass ein deutlicher Zuwachs gegenüber 2006 auszumachen ist. Auf den regulären Zeltplätzen sowie auch den eher privat eingerichteten gibt es überall kleinere oder größere Biergärten, wo ständig Musik gespielt wird und die Getränke noch billiger sind als auf dem Gelände. Ein sehr cooler Service, den man sich auch auf deutschen Festivals sehr gut vorstellen könnte - wenn die Gegebenheiten es zulassen.
Der Weg von unserem Zeltplatz runter zum Gelände dauert dann bei gemütlichem Gang etwa zehn Minuten. Unten angelangt führt der Weg weiter über eine Brücke. Diese Brücke überquert einen kleinen Bach, den nicht wenige zum Erfrischen oder zum Waschen nutzen, sollte das Wetter (wie bisher jedes Jahr) richtig heiß werden. Es ist schon ein cooler Anblick, von oben zu beobachten, wie zahlreiche langhaarige Metaller in einem fast naturbelassenen Bach herumstiefeln oder sogar - wie am Sonntag gesehen - sich dort im Kreis reinsetzen und dazu noch eine Wasserpfeife anzünden.
Dann beginnt das Gelände der Destillerie, deren Verkaufsshop ebenso geöffnet hat wie eine bezahlbare Toilette für ca. dreißig Cent. Die ersten Reihen von Dixies folgen neben einem großen "aufblasbaren" Pilsner-Urquell-Stand. Neben dem Eingang werden Programmheftchen verkauft und zu einem guten Kurs Euro gegen tschechische Kronen getauscht. Der Kurs liegt für uns bei ca. 21 Kronen für einen Euro, was bedeutet, dass das Bier auf dem Gelände, verkauft für 35 Kronen, uns ca. 1,50 Euro für den halben Liter kostet. Dazu Cola/Fanta für dreißig und Wasser für zwanzig Kronen. Immer noch spottbillig im Vergleich zu unseren Festivals, dennoch ist eine Preissteigerung aufgrund des Wechselkurses für uns Euronutzer auszumachen - 2006 bezahlten wir noch umgerechnet einen Euro. Ich gehe einfach mal davon aus, dass es nächstes Jahr knapp unter zwei Euro sein werden und in ein paar Jahren der Unterschied zu einheimischen Festivals kaum noch auszumachen ist. Daher denke ich nicht, dass sich die weite Anreise noch viel länger lohnen wird. Momentan aber ganz sicher.
Auf dem Festivalgelände gibt es eine kleine Händlermeile mit T-Shirts, CDs und Accessoires, die sich aber alle im Großen und Ganzen nicht wirklich von unseren Preisen unterscheiden. Weiterhin findet man einen kleinen Funpark mit u. a. Bungeespringen, Mini-Minigolf, Tischfußball. Es gibt über das Gelände verteilt mehrere Verkaufsstände der Destillerie, es gibt Wein, Cocktails und so viel verschiedene Leckereien, dass es schwer ist, jedes Essen auszuprobieren. Eines haben aber fast alle Speisen gemein: Sie sind ungeheuer fettig. Letztes Jahr musste ich meine Wurst im Brötchen nach jedem Bissen auf den Kopf stellen, um aus ihr das überschüssige Fett herauslaufen zu lassen. Aber es schmeckt.
Es gibt Langos, Döner, Donuts, gegrillten Schinken, Chinanudeln, Bratkartoffeln, Gnocchi, Wurstgulasch und und und. Alles etwas anders zubereitet als bei uns, aber sehr fair abgerechnet. Bei den meisten Speisen, bei denen die Größe variieren kann, deutet man auf die Speise, man bekommt diese auf den Teller und kann so viel davon haben, wie man möchte. Dann wird gewogen und bezahlt. Somit kann die Größe der Portion selbst bestimmt werden, und man bezahlt stets einen fairen Preis. Brot gibt's meistens umsonst dazu.
An den Bierständen, die zu vier großen Anlaufstellen und Zelten gebündelt sind, steht man so gut wie nie an, und es gibt ein großes Festzelt, vor dem eine Leinwand aufgebaut ist, auf der Liveübertragungen von der Bühne gezeigt werden - ebenfalls eine Idee, die deutsche Festivals übernehmen könnten. Ich denke da z. B. an das Wacken Open Air mit seinem riesigen Biergarten.
Das Gelände an sich hat schätzungsweise die Größe eines Fußballfeldes. Auf der linken Seite und am hinteren Ende befinden sich Sitztribünen - nochmals eine Idee, die sich andere Veranstalter abgucken könnten. Außer ein paar Metern unmittelbar vor der Tribüne, wo sich Gras befindet, ist der restliche Teil betoniert, was sich nach einem Tag schon in den Beinen bemerkbar macht.
[Gastautor Robin Geiß]
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