Metalacker 2025 - Tennenbronn

09.09.2025 | 12:17

28.08.2025, Open Air

Mitten im Schwarzwald trifft Naturidylle auf krachende Riffs.

Der Metalacker in Tennenbronn ist längst kein Geheimtipp mehr, sondern eine feste Institution im Süden. Mitten im Schwarzwald gelegen, trifft hier Jahr für Jahr Naturidylle auf krachende Riffs – und eine Szene, die das Festival nicht einfach besucht, sondern lebt. 

Auch 2025 war das nicht anders: Von Freitag bis Sonntag verschmelzen Gemeinschaftsgefühl, Lautstärke und eine bunte Mischung aus Newcomern und internationalen Topacts zu einem Wochenende, das hängenbleibt.

Donnerstag – Anreise & Camping

Schon am Donnerstag trudeln die ersten Fans auf dem Gelände ein, bepackt mit Zelten, Bierpaletten und dieser unbändigen Vorfreude. Kaum steht das erste Iglu, läuft auch schon die erste Anlage heiß. 

Zwischen dröhnenden Gitarren aus den Boxen und Gelächter am Grill entsteht sofort dieses typische Metalacker-Feeling: klein, aber nicht provinziell – familiär, aber nie langweilig. 

Natürlich testet der Schwarzwald gleich die Regenfestigkeit der Zelte. Wer hier öfter campt, weiß: Sonnenschein muss man sich durch ein ordentliches Nasswerden verdienen.

Zudem: Wer schon am Donnerstag anrückt, wird nicht nur vom Schwarzwald empfangen, sondern auch vom ersten Festival-Funkenflug.

Auf der Frühschoppen-Bühne spielt um 21:15 Uhr VEX, ein Groovecore-Trio aus der Region – Hardcore-Attitüde, gepaart mit wuchtigem Groove. 

Ein solides Warm-Up, das bereits gut besucht ist: Die Leute noch frisch, die Stimmung locker und voller Vorfreude auf das, was die nächsten zwei Tage bringen wird.



Freitag – Festivalstart

Der erste Tag empfängt uns mit perfekten Bedingungen: trocken, bewölkt, angenehm frisch. Genau richtig, um die ersten Bands mit offenen Ohren und voller Energie anzugehen.

DARKER HALF eröffnet den Abend mit klassischem Heavy- und Power Metal aus Australien. Hymnisch, energiegeladen und getragen von einem Sänger, der mit verbissenem, fast schon finsterem Blick die hohen Töne herauspresst. Die Band ist seit über 20 Jahren unterwegs, in Europa aber immer noch ein Exot – was sich nach diesem Auftritt ruhig ändern darf.

Als erste Band des Abends hat es DARKER HALF nicht leicht. Um diese Uhrzeit ist das Infield noch spärlich gefüllt, viele Metalheads sind noch mit Anreise, Zeltaufbau oder dem ersten Kaltgetränk beschäftigt. Doch im Verlauf des Sets füllt sich die Fläche merklich, und die wachsende Menge rückt spürbar näher an die Bühne. 

Ein Vorteil für die Band, die ihre Energie von Song zu Song steigert und das Publikum sichtbar mitreißt. Andere Gruppen in dieser Position mussten auf dem Acker oft vor halbleeren Reihen spielen – DARKER HALF gelingt es dagegen, den Platz zu beleben und gleich zum Auftakt ein starkes Zeichen zu setzen.

Mit MISSION IN BLACK wird es sofort eine Spur härter. Pünktlich dazu kommt ein kurzer Schauer, der das Infield in Regenponchos taucht.

Doch kaum sind die Tropfen verklungen, prügelt sich die Band kompromisslos durch ihr Set.

Der Sound ist druckvoll und die Doublebass hämmert unaufhörlich über das Gelände.

Melodic Death trifft Thrash, bissig und kantig – und Frontfrau Steffi Stuber lässt keinen Zweifel daran, wer hier das Zepter in der Hand hat.

Mit ihrer wandlungsfähigen Stimme wechselt sie mühelos zwischen aggressiven Growls und klaren, kraftvollen Passagen.

Dabei wirkt sie nicht nur stimmlich, sondern auch mit ihrer Präsenz wie der Motor der gesamten Show.

Das Publikum reagiert begeistert, bangt im Takt und reißt immer wieder die Fäuste in die Höhe.

Besonders Songs wie 'What Does It Take To Be Alive' oder das eingängige 'Mission In Black' entfalten live ihre volle Energie und zeigen, wie gekonnt die Band Melodie und Härte verknüpft. 

Ein früher Beweis, dass auch die "kleineren Slots" am Metalacker alles andere als Lückenfüller sind – vielmehr sind es diese Auftritte, die das Festival schon in den ersten Stunden auf Betriebstemperatur bringen.

ENSIFERUM hebt das Ganze anschließend auf eine epische Ebene. Seit den frühen 2000ern sind die Finnen eine feste Größe im Folk Metal und haben sich mit ihrem Mix aus Schlachtgesängen, hymnischen Melodien und ausgelassener Feierlaune eine treue Fangemeinde erspielt.

Wo andere Bands martialisch und ernst auftreten, schafft es ENSIFERUM, das Pathos mit einer gehörigen Portion Spielfreude zu verbinden – genau diese Mischung zündet auch an diesem Abend.

Die Band marschiert mit wehenden Fahnen auf die Bühne, im wahrsten Sinne des Wortes: epische Intros, mächtige Chöre und Gitarrenläufe, die direkt Bilder von Nordmännern, Schlachten und heroischen Geschichten vor Augen rufen. Das Publikum wird sofort mitgerissen, die ersten Reihen verwandeln sich in ein wogendes Meer aus Fäusten und rotierenden Haaren.

Vor allem bei Hymnen wie 'In My Sword I Trust' oder dem Party-Brecher 'Two Of Spades', erreicht die Stimmung ihren Höhepunkt. Arme schnellen in die Höhe, Stimmen brüllen die Refrains mit, und während im Circle Pit die Energie tobt, wird daneben ausgelassen getanzt und gegrinst – ein Kontrast, der perfekt zu ENSIFERUM passt. Die Band selbst spielt mit sichtbarer Freude, tauscht ständig Lächeln untereinander aus und treibt das Publikum immer wieder zu neuen Ausbrüchen an.

Mit ihrer Mischung aus epischer Erhabenheit und ausgelassener Feiermentalität beweist ENSIFERUM einmal mehr, warum sie längst zu den Zugpferden der Szene gehören. Ihr Auftritt auf dem Metalacker ist mehr als nur ein Konzert: Es ist ein gemeinsames Ritual, bei dem Fans und Band zusammen für eine Stunde lang den Alltag vergessen und sich in eine andere Welt katapultieren.

Als Tages-Topact betritt die EMIL BULLS die Bühne. Die Münchner, seit den 90ern unterwegs, gehören längst zu den Dauerbrennern der deutschen Metal- und Alternative-Szene. Ihre Erfahrung spürt man sofort: souverän, eingespielt und mit einem Gespür dafür, wie man ein Publikum abholt.

Der Mix aus Alternative- und Modern Metal bringt die Menge endgültig zum Kochen. Eingängige Refrains, die sich sofort im Ohr festsetzen, wechseln sich ab mit harten Riffs und wuchtigen Breakdowns, die für Bewegung im Infield sorgen.

Viele Fans singen lauthals mit, andere lassen sich vom Groove treiben oder toben sich im Pit aus – die Band hat für jede Stimmung den passenden Song parat.

Frontmann Christoph von Freydorf führt gewohnt locker und charismatisch durchs Set. Zwischen den Songs sucht er immer wieder den Kontakt zum Publikum, feuert es an, verliert aber nie die Balance zwischen Entertainment und Ernsthaftigkeit. Die Band wirkt konzentriert, aber nicht verkrampft – man spürt, dass hier Profis am Werk sind, die noch immer mit Leidenschaft dabei sind.

Ein kleiner Nebeneffekt der Show: Das Licht gönnt sich einige dunkle Momente, sodass die Musiker stellenweise fast im Schatten stehen – was vor allem die Fotografen mit einem halbironischen Kopfschütteln quittieren. Musikalisch jedoch liefert EMIL BULLS ein Headliner-Set, das die Fans noch einmal richtig in Bewegung bringt und den Auftritt mit einem kraftvollen Finale beschließt.

Doch der Abend ist damit nicht vorbei: DYNAZTY aus Schweden setzt den Höhenflug fort. Schon beim Intro macht sich Vorfreude breit, und als die ersten Riffs ertönen, ist klar: Hier wird noch einmal eine Schippe draufgelegt.

Sänger Nils Molin – auch als Stimme von AMARANTHE bekannt – führt die Band souverän durch ein Set, das vor kraftvollen Melodic-Power-Metal-Hymnen nur so strotzt.

Die Mischung wirkt wie ein Brückenschlag zwischen Stadionrock und klassischem Power Metal: Eingängige Refrains, die sofort zum Mitsingen animieren, treffen auf virtuose Gitarrenarbeit und ein tightes Rhythmusfundament. Die Songs sind episch genug, um große Emotionen zu wecken, und gleichzeitig direkt genug, um sofort zünden zu können.

Molin erweist sich dabei als unangefochtener Frontmann. Mit seiner klaren, strahlenden Stimme trägt er die großen Refrains mühelos, während er immer wieder das Publikum einbindet – mal animiert er zum Mitsingen, mal reicht ein Blick oder eine Geste, um die Menge zum Toben zu bringen.

Die Band als Ganzes präsentiert sich eingespielt, spielfreudig und voller Energie – jeder Musiker trägt seinen Teil zu diesem kraftvollen Gesamtsound bei.

Das Infield reagiert entsprechend: Fäuste schnellen in die Höhe, Fans grölen die Refrains mit, und zwischen den Songs brandet immer wieder frenetischer Jubel auf. Auch wer die Band vorher vielleicht nicht auf dem Schirm hat, wird von der Energie mitgerissen.

Es ist einer dieser Auftritte, bei denen sich schnell ein Headliner-Gefühl einstellt. DYNAZTY zeigt sich als hungrige Band, die mühelos beweist, dass sie auf den großen Bühnen Europas längst zu Hause ist. Ein Auftritt, der den Abend nicht nur verlängert, sondern noch einmal auf ein neues Level hebt.

Zum großen Abschluss des Freitags eröffnen AEPHANEMER ihr Set. Die Franzosen haben sich in den letzten Jahren mit ihrem symphonisch gefärbten Melodic Death Metal weit über ihre Heimat hinaus einen Namen gemacht. Anspruchsvoll und doch direkt, düster und gleichzeitig hymnisch – ihre Songs schaffen den Spagat zwischen komplexem Songwriting und packender Live-Energie.

Besonders die Stimme von Frontfrau Marion Bascoul sticht hervor: fies, fast hexenartig, dabei aber präzise geführt und voller Ausdruck. Diese Klangfarbe verleiht der Musik eine zusätzliche Schärfe und verstärkt die dunkle, mystische Atmosphäre der Songs. Statt befremdlich zu wirken, fügt sie sich perfekt in das Zusammenspiel aus aggressiven Riffs und symphonischen Arrangements – genau dieser eigenwillige Ton macht den Auftritt so unverwechselbar.

Das Publikum lässt sich sofort von der Mischung aus treibenden Gitarren und den charismatischen Vocals in den Bann ziehen. Wo andere Bands um diese Uhrzeit schon Schwierigkeiten haben, die Aufmerksamkeit zu halten, gelingt es AEPHANEMER, das Infield noch einmal in eine dichte, fast magische Stimmung zu tauchen. Selbst um halb zwei nachts sorgt die Band noch für Gänsehaut – nicht mit reiner Härte, sondern mit diesem besonderen Klang, der Intensität und Melodie verbindet.

Und als wäre das Konzert nicht genug, folgt im Anschluss der vielleicht charmanteste Moment des Tages: Kaum ist der letzte Ton verklungen und man läuft den Hang hoch zum Merch-Stand, steht Marion Bascoul bereits hinter dem Tresen – signiert, lächelt, verkauft Platten und Shirts. Gefühlt muss sie vom Bühnenausgang direkt ins Merch-Zelt teleportiert sein. Bodenständigkeit trifft Leidenschaft – genau diese Mischung macht Festivals wie dieses so besonders.

Text und Photo Credit: Marc Eggert

Hier geht es zum Samstag und Sonntag.

Redakteur:
Marc Eggert

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