Metalfest in Dessau - Dessau
09.06.2011 | 21:5527.05.2011, Flugplatz
Der Blick auf das Metalfest ist mit viel Vorfreude verbunden, startet doch mit diesem Event die alljährliche Festivalsaison richtig durch. Endlich heißt es wieder zelten, Musik hören, feiern und alte Bekannte treffen, die man sonst das Jahr über kaum sieht.
In diesem Jahr haben sich mit AMON AMARTH, RAGE und SAXON zahlreiche Szenegrößen angesagt. Mit ARKONA und SUICIDAL ANGELS sind Bands am Start, die bereits im vergangenen Jahr hier spielten. Petrus hat sich mit dem Wetter übertroffen! Scheinbar hört auch er gern Metal. Fast kein Regen, nicht zu viel Sonne, was angenehme Temperaturen mit sich bringt. Okay; ab und an ist der Wind recht heftig und verwandelt das Gelände in eine Staubwüste. Aber ansonsten kann man wettertechnisch wirklich nicht meckern.
Nur mit der eigenen Arbeit klappt es nicht so, wie man will, und darum geht’s erst am Samstagnachmittag Richtung Dessau. Dadurch wird es leider nix mit den Auftritten von SCAR SYMMETRY und PRIMORDIAL. Da jedoch knapp zwei Festivaltage besser sind als gar kein Festival, stürzen wir uns bei SODOM in die Massen. Mit den Trashern aus dem Ruhrpott sollte sich spätestens beim Opener 'In War And Pieces' der Himmel verdunkeln. Doch die Sonne denkt gar nicht daran, das Feld zu räumen, und scheint Tom Angelripper direkt ins Gesicht. Er nimmt es gelassen und macht seine Witze darüber. Die Menge muss also im Hellen feiern und mitsingen. Das tut sie von Anfang an und stimmungstechnisch ist der Gig ein toller Einstand in den Festivalabend.
Wie man es im Frühjahr gewohnt ist, bringen zahlreiche Bands ein neues Album auf den Markt. So wird diese Festivalreihe, die gleichzeitig in der Schweiz und in Österreich stattfindet, für viele Formationen zur Promotour für das neue Material, wo getestet werden kann, wie die Fans darauf reagieren. Die Heavy-Metal-Institution SAXON springt ebenfalls auf diesen Zug auf, denn am 03.06.2011 erscheint das neue Werk "Call To Arms".
Gut eine Woche vor dem Release gibt es daraus unter anderem das gleichnamige Stück als Opener live zu erleben. Den Fans gefällt es gut, schließlich rockt es mordsmäßig über den Flughafen in Dessau. Meister Biff fressen seine Anhänger regelrecht aus der Hand und so ist der einstündige Auftritt mit 'Guns Of War' oder 'Crusader' eine kurzweilige Sache.
Langsam wird es Zeit, der zweiten Bühne einen Besuch abzustatten. War die vergangenes Jahr noch im Hangar, so ist dieses Mal ein großes Zelt aufgebaut worden, das an den Seiten offen ist. Auf jeden Fall besser als die Halle, so bleibt das Open-Air-Feeling erhalten und man wird nicht nass, wenn es regnen sollte. Mittlerweile haben ARAFEL die Bühne geentert, um den Anhängern einzuheizen. Und das tun sie mit viel Power. Sänger Helge Stang ist ein wahres Energiebündel und es hält ihn selten lange an einer Stelle. Er und Violinistin Nasha überbieten sich gegenseitig im Haareschütteln. Vor der Bühne wird beispielsweise zu '1380: The Confrontation' oder 'The Last Breath Of Fire' abgemosht. Wem da noch kalt ist, der ist selber schuld!
Auf der Hauptbühne nähert sich der Abend seinem Ende. ARCH ENEMY sind an der Reihe, in Dessau den Staub von der Bühne zu brüllen. Ihr neues Album "Khaos Legions" ist einen Tag zuvor herausgekommen. Wer das bis jetzt noch nicht gemerkt hat, ist mehr als betriebsbild, denn zum Einen wurde die Werbetrommel im Vorfeld kräftig gerührt und zum Anderen gibt’s vor dem Auftritt Armbinden. Die werden noch fix unterm Volk verteilt, ehe die Lichter ausgehen und die Show beginnt. Von der neuen Scheibe gibt es natürlich das Intro 'Khaos Overture' zum Einstand, ehe 'Yesterday Is Dead And Gone' nachgeschoben - oder besser gesagt - heraus geschrien wird.
Angela Gossow in schnieker, nietenbesetzter Lederjacke brüllt wieder in bester Manier alles und jeden weg. Bei der Begrüßung begeht sie einen kleinen geografischen Fauxpas, denn mit "Hallo Leipzig!" liegt sie nicht ganz richtig. Naja, egal, bei dem Auftrittspensum, was die Band an den Tag legt, ist das verzeihlich. Den Anwesenden ist es relativ egal und sie feiern gut eine Stunde mit ARCH ENEMY eine tolle Party. Zu 'Under Black Flags We March' schnappt sich Angela eine entsprechende Fahne und eigentlich könnte man ja meinen, dass sie mit ihrer Stimme selbst die Wolken wegpusten könnte. Dem ist nicht so, denn es fängt an, leicht zu regnen. Aber zum Glück nicht lange und so kann der Auftritt in vollen Zügen genossen werden, der mit Nemesis' und 'Ravenous' natürlich auch ältere Stücke im Set enthält. Alles in allem eine schicke Brüllattacke.
Das Feierabendbier naht, doch davor beenden EISREGEN im Zelt den zweiten Festivaltag. Bevor es losgeht, gibt’s erst einmal Schlagermugge vom Feinsten auf die Ohren. Wer demnächst bei seiner Schwiegermutter punkten will, sollte also genau hinhören. Das denken sich auch viele Fans und üben schon einmal mit dem Nachbarn das Schunkeln. Aber ehe alle noch einen auf Roland Kaiser & Co. machen, geht’s nach kurzem Intro mit dem 'Eisenkreuzkrieger' los. Im Gegensatz zu Frau Gossow weiß die "Blutkehle" genau, wo er ist, schließlich gefallen ihm Orte, die auf "sau" enden besonders gut. Tja, jeder braucht halt im Leben seine kleinen Eselsbrücken.
Das Zelt ist gut gefüllt, die Stimmung super, als 'Tod senkt sich herab' und '19 Nägel für Sophie' erklingen. Der 'Kai aus der Kiste' ist ebenso mit am Start wie 'Das liebe Beil'. Bevor 'Kai aus der Kiste' gespielt wird, bittet der Sänger alle mit einem Feuerzeug, den Kai willkommen zu heißen. Das tun erstaunlich viele und so erstrahlt das ganze Zelt in einem Lichtermeer. Wow, mit so viel Romantik hätte wohl niemand bei einem EISREGEN-Konzert gerechnet. Gewohnt gibt es als Rausschmeißer 'Thüringen' zu hören, bei dem die Menge noch einmal tobt. Danach ist Schluss für heute und wir sagen: "Gute Nacht"
Das sagten bereits die Imbissstände, denn das Gelände rund um die Hauptbühne, wo der Verpflegungstrupp ansässig ist, hat bereits geschlossen und so müssen viele mit knurrenden Magen Richtung Ausgang marschieren.
- Redakteur:
- Swen Reuter