Monster Magnet, Gluecifer - Dresden
26.03.2004 | 02:2019.03.2004, Alter Schlachthof
Drugs, Rock'n'Roll und Sex – drei Worte, ein Abend.
Die Drugs sind wichtig am Anfang. Kaum anders lässt sich der Auftritt von THE QUILL ertragen. Denn eine Sache wie den Sound von den SPIRITUAL BEGGARS oder QUEENS OF THE STONEAGE sollte man eben auch spirituellen Bettlern oder Königinnen der Steinzeit überlassen. Das ist bei den Schweden auf Platten wie "Voodoo Caravan" schon so eine Sache, live will die Musik ebenfalls nicht recht zünden. Freilich geben sich die Jungs Mühe: Etwa der stimmlich eigentlich recht interessant klingende Sänger Magnus Ekwall in seiner engen weißen Hose, der schon beim zweiten Song seinen Arsch in Richtung Publikum reckt. Doch das macht den Mid-Tempo-Bummelzug-Sound von THE QUILL nicht interessanter. Also ab zu den legalen Drugs des braven Deutschen: Der Bierstand ist nicht fern.
Der Rock'n'Roll lässt nicht lang auf sich warten und kommt in Form von GLUECIFER. Sänger Biff Malibu betritt die Bühne standesgemäß mit Sonnenbrille und setzt sie während des Auftritts auch nicht mehr ab. Außer, wenn er sich 'mal den Schweiß abwischt. Das passiert allerdings öfters, denn der doch schon von der Ferne etwas älter wirkende Biff schleppt einen ganz schönen Ranzen vor sich her. Die Lederjacke darüber, ja, das macht den Körper warm und feucht, vor allem wenn man wie GLUECIFER rockt wie eine komplette Sauherde. Der passende Hit dazu kommt vom aktuellen Album "Automatic Thrill" und heißt 'Here Come The Pigs'. So geht es munter weiter: Kurze Songs, flinke Gitarrensoli, fetter Bass, fixes Schlagzeug – GLUECIFER klingen sparsam und unheimlich effektiv. Während des Gigs entwickelt besonders Sänger Biff immer neue Qualitäten: Der Hüftschwung darf da genauso wenig fehlen wie kleine Trippelschritte vor und zurück – der Typ ist einfach ein saucooler Rocker der alten Schule. Am Ende steht eine geniale Jam-Session im THE DOORS-Stil – krachig, lärmig, gut.
Für den Sex sind schließlich MONSTER MAGNET zuständig. Oder besser nur einer der Amis: Mr. Dave Wyndorf. Diesmal haben MONSTER MAGNET noch nicht einmal Gogo-Girls zur Ablenkung mitgebracht, die Show ist komplett auf ihren Frontmann hin zugeschnitten. Der trägt ein ärmelloses Shirt, dazu eine Lederhose. Die Stimme ist auf Kratzmodus gestellt. So wirft sich Wyndorf umher, kriecht über den Boden, zwei niedrige Podeste auf der Bühne sind sein Spielplatz. Dort steht er dann einmal, zwei tragbare Scheinwerfer hält er dabei in den Händen. "Rock is alive!", schreit er. Wenn jetzt seine Lederhose nicht so eng wäre, seine Erregung wäre wohl deutlich zu sehen. Der Schlachthof ist inzwischen fast komplett voller Fans, alles johlt und klatscht. Wyndorf scheint diese Begeisterung zu inhalieren, putscht sich an den Massen auf. Beim Titelstück des neuen "Monolithic Baby!"-Albums stöhnt er im Rhythmus zum Bass ins Mikro. Seine Musikerkollegen fallen dagegen kaum auf, obwohl sie Meter um Meter Bühnenweg zurücklegen und bei Klassikern wie 'Space Lord' ordentlich mitrocken. Doch gegen Wyndorf? Was macht er denn jetzt? Hält sich die Nase zu; wie geil seine Stimme jetzt erst noch klingt...! Kurz darauf ejakuliert er mit seiner Wasserflasche. Nein, der Typ braucht noch nicht einmal in hundert Jahren Viagra. Fast gegen Ende fliegt der immer fanatischeren Fanschar noch eine Metal-Coverversion von 'American Pie' um die Ohren – Wahnsinn! Plötzlich Konfusion, Chaos, Zerstörung. Wyndorf zerlegt eine Gitarre auf der Bühne, kloppt sie kaputt, schlägt sie in Stücke, ein großes Teil landet im tobenden Menschenpulk. MONSTER MAGNET sind also doch nicht nur Sex, sie sind schlichtweg großes Kino voller Leidenschaft.
- Redakteur:
- Henri Kramer