NECK CEMETERY und VISIGOTH - Essen

17.03.2024 | 13:37

12.03.2024, Turock

Ein Konzert an einem Dienstag Abend? Der Headliner hat seit Jahren kein neues Album mehr veröffentlicht? Egal, wenn es VISIGOTH ist!

Konzerte mitten in der Woche sind ja immer eine Herausforderung. Nach der Arbeit leicht gestresst los, spät zu Hause und vom Verkehr ganz zu schweigen! Vom Niederrhein in das Ruhrgebiet zu kommen, kann schon mal seine Tücken haben, aber an diesem Dienstag war das Gott sei Dank kein Problem, sodass wir pünktlich kurz vor dem Einlass am Turock in Essen aufgeschlagen haben. Nur eine Handvoll Gleichgesinnter war zu der Zeit vor Ort, und ich hatte schon die Befürchtung, NECK CEMETERY und VISIGOTH würden nicht ausreichen, um den Laden halbwegs voll zu bekommen, zumal die beiden Bands im letzten Vorjahr am gleichen Ort gemeinsam gespielt haben und die Amerikaner uns ja auch schon einige Jahre auf ein neues Album warten lassen.

 

 


Aber Pustekuchen, schon bei den Rheinländern von NECK CEMETERY, die um kurz nach acht mit dem Opener 'F.O.A.D. ' in ihr Set starten, ist das ehrwürdige Turock gut gefüllt und die Stimmung von Anfang an mehr als gut. Knackig und hochmotiviert, wie immer mit viel Spaß und breitem Grinsen auf den Gesichtern, spielt sich die Truppe um Jens Peters durch einen Mix aus Songs ihrer beiden Alben. Die Bühnendekoration beinhalt unter anderem Überzieher für die Boxen auf der Bühne, so dass diese wie Grabsteine aussehen. Hier werden verstobene Helden gewürdigt, u.a. Rhandy Roads und Martin Eric Ain. Schöne Geste! Nach einem kurzweiligen, ca 40-minütigen Set, in dem die Instrumentalfraktion absolut nichts anbrennen lässt und Sänger Jens seine Performance wie immer mit einigen vertrauten Gimmicks, wie der Eishockey- und Totenkopfmaske, dem Knochenkreuz, Pyros und etwas Schwertschwingen passend zu den Texten der Songs, untermalt, räumt NECK CEMETERY nach dem stürmisch gefeierten Rausschmeißer 'Pet Sematary' die Bühne für den Headliner.

Setliste: F.O.A.D.; Castle Of Fear; Judgement Night; Secret Of Steel; King Of The Dead; Behind the Mask; The Night False Metal Dies; Neck Sematary

Das "Räumen der Bühne" ist in diesem Fall wörtlich zu nehmen. Nicht einmal ein Backdrop verdeckt bei VISIGOTH die nackte Betonwand hinter dem Schlagzeug. Nur fünf Männer stehen auf den Brettern, die die Welt bedeuten, zwei Gitarren, Bass, Schlagzeug und Jake Rogers Stimme. Mehr braucht es nicht, um den mittlerweile proppevollen Club in einen Hexenkessel zu verwandeln. Mit 'Steel And Silver' steigt die Band ein und vom ersten Ton an ist das Turock da. Ich kann mich an kein Konzert erinnern, bei dem von den ersten Zeilen an so leidenschaftlich mitgesungen wurde, jede Zeile der Bühne lautstark entgegengeschmettert wurde und von Anfang an so eine unglaubliche Energie zwischen Band und Publikum zu spüren ist. Im Verlauf des Auftritts wechselt sich hymnisches Material mit doomig angehauchten Stampfern und Epic Metal aus dem Lehrbuch ab. Jake Rogers legt sich in jede Gesangslinie, als könnte es seine letzte sein, Herzblut tropft aus jeder Zeile, er beugt sich über die Menge, hält den frenetisch feiernden Fans in der ersten Reihe das Mikro hin, kniet vor ihnen und genießt sichtlich jede Sekunde des Auftritts, was auch für den Rest der bestens eingespielten Truppe gilt. Viel zu schnell biegt der Auftritt mit dem unglaublichen 'Traitor's Gate' in die Zielgerade ein. Spätestens jetzt ist jeder Arm oben, Deciever! Betrayer! schallt es durch die Halle.

Aber das ist ja noch nicht alles, der Titelsong des ersten Albums und als Schlusspunkt dann 'Iron Brotherhood' werden den Anwesenden als Zugabe serviert, und bei letztgenanntem Song brechen endgültig alle Dämme und auch einige Tränen fließen. Es heißt ja: "Auf einem Metalkonzert trifft man nur Freunde, die man bislang nicht kannte" – oh ja, hier fühlt es sich verdammt nochmal genau SO und nicht anders an. Hervorragendes Songmaterial, eine leidenschaftliche Performance, hungriges Publikum, was braucht es mehr für das perfekten Metal-Konzert?

Setliste: Steel And Siver; Dungeon Master; Mammoth Rider; Outlive Them All; Abysswalker; Necorpolis (MANILLA ROAD Cover); Blood Sacrifice; Hammerforged; Traitor's Gate; Zugaben: The Revenant King; Iron Brotherhood

Arbeitnehmerfreundlich um kurz nach halb elf ist Schluss, nach einem Kaltgetränk und dem einen oder anderen kurzen Plausch und einem Bild mit einem völlig geschafften, aber glücklichen Jake Rogers, geht es heim. Noch lange, lange wird dieser Auftritt von VISIGOTH in mir nachhallen. Gern bald wieder, und gern auch gern nochmal mit NECK CEMETERY.

Redakteur:
Maik Englich

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