NILE - Aschaffenburg
22.07.2010 | 09:3501.07.2010, Colos-Saal
Hitzeschlacht im Colos-Saal mit feinster, aber kurzer Beschallung durch die Todesblei-Koryphäen NILE.
Im Rahmen der "To Whom The Gods Detest Tour" im Juni/ Juli 2010 haben die Ägyptologen NILE auch den einen oder anderen Club auf dem Plan. Und so machen die drei Ausnahmemusiker und ihr Session-Mitglied am Bass auch im Colos-Saal in Aschaffenburg Halt. Bei schwül-warmen Temperaturen scheinen jedoch viele Headbanger bedauerlicherweise heimische Biergärten einer vollmundigen Todesblei-Abfahrt vorzuziehen.
Um Punkt 20:00 Uhr legen jedenfalls die Unterfranken VERDICT aus Miltenberg los, die knalligen Thrash/Death Metal spielen. Bereits zum dritten Mal in ihrer Bandgeschichte spielt die bereits im Jahr 1991 gegründete Band hier im Colos-Saal in Aschaffenburg. Ein Blick von Sänger Daniel "Ratte" Baptista in das Publikum und dieser stellt sogleich fest: "Also so wenige waren ja noch nie da gewesen! Woran liegts?". Zu diesem Zeitpunkt sind lediglich an die 50 Leute anwesend. Von dieser sehr geringen Zuschauerzahl lassen sich VERDICT als alte Hasen im Metier aber nicht beirren. Im Gegenteil. Die Band dreht den Regler scharf nach zehn und fährt vom Fleck weg gute Publikumsreaktionen ein. Besonders die Songs des neuen Album "Assassin: Nation" ('Assassination', 'Root Of Unrest', 'The Creed') kommen prima an, und die überschaubare Anzahl an Leuten geht steil wie Schmidts Katze. Bandkopf David Helmstetter am Bass lässt seinen blonde Mähne kräftig propellern und auch das übrige Gefolge legt eine sehr tighte Performance auf die Bretter. "Schweineheiß hier oben!", lamentiert Sänger Ratte immer wieder und schlägt sogleich vor, das Colos-Saal im Anbetracht der schwül-warmen Temperaturen in einen Stripclub umbauen zu lassen. Aber warum soll es dem guten Mann auf der Bühne besser gehen als der kleinen Meute im Publikum? Und so geht es weiter mit Scherzen des Frontmanns, der etwas später "Ausziehen!"-Zwischenrufe souverän abschmettert ("...euch grauts ja wohl vor gar nix!"). Das Ende des halbstündigen Sets im nun vorgeheizten kolossal dampfigen Konzertsaal markiert das wiederum druckvoll gezockte 'Generation Genocide'. Fazit: Ihrer Rolle als Anheizer sind VERDICT im wahrsten Sinne des Wortes gerecht geworden. Wenn ihr die Band live mal vor die Nase bekommt: antesten!
[Martin Loga & Thorsten Seyfried]
Zeit für den Hauptact des Abends, auf den ich und mein Kumpel Thorsten uns beide freuen wie Bolle. Nach der Fixierung des Backdrops mit dem großen NILE-Logo blicken wir überrascht auf die Bühne. Und siehe da: Karl Sanders, Dallas Toler-Wade, George Kollias sowie Aushilfs-Bassist Chris Lollis sparen sich glatt die Roadies. Sie stimmen gelassen selbst ihre Instrumente und führen einen Soundcheck durch. Dabei ist es schon ein Vergnügen, miterleben zu können, wie sich Ausnahme-Schlagzeuger George Kollias lässig aufwärmt, indem er schnellste Blastbeats mit einer optischen Lässigkeit hämmert, als sei es die einfachste Sache der Welt. Nach etwa 20 Minuten Umbaupause fegen die mächtigen NILE nach den Klängen des Intros, das aus "Starship Troopers" stammt, wie ein Wüstensturm über die inwischen vielleicht 120 Fans hinweg. 'Kafir', der Opener des letzten Werkes "For Whom The Gods Detest", wird technisch geradezu beängstigend präzise dargeboten. Die Spielfreude der drei Bandmitglieder und auch des Tour-Bassisten Chris Lollis von LECHEROUS NOCTURNE ist nicht zu übersehen. Die Bedingungen sind trotz der scharf nach rechts gedrehten Ventilatoren im Colos-Saal zweifellos nicht die einfachsten, denn es ist tatsächlich schweineheiß und der Schweiß rinnt in Strömen. Klasse ist allerdings der sehr druckvolle Sound heute Abend, der massiv und klar um die Ohren fegt. Sogar die Lautstärke ist noch moderat, so dass ich - entgegen meiner sonstigen Konzertgewohnheiten - auch auf einen Gehörschutz verzichte. Ein Dank geht an dieser Stelle an den fitten Mann am Mischpult!
Die insgesamt vier Songs des aktuellen Outputs der US-Amerikaner werden von den Fans mit gleichem Enthusiasmus aufgenommen, wie Songs älteren Datums. Besonders 'Kafir' und das von weiten Teilen des Publikums fett mitgeshoutete '4th Arra Of Dagon' (klasse!) entfalten heute Abend exzellente Live-Qualitäten. Mit 'Ityphallic' kündigt Dallas Toler-Wade eines seiner persönlichen Lieblingsstücke an, und was die vier dann auf der Bühne darbieten, ist Weltklasse. Hier stimmt einfach alles! Für Abwechslung sorgen kurze Knüppler wie 'Papyrus...' und das von einigen Fans energisch eingeforderte 'Sarcophagus' von der "In Their Darkened Shrines"-Scheibe (2002). Die Spielzeit vergeht wie im Fluge und schwupps wird auch schon das legendäre 'Black Seeds Of Vengeance' angestimmt, bei dem Fans und auch die Protagonisten auf der Bühne alles geben. Unter begeistertem Applaus verlassen Karl Sanders und seine Truppe die Bühne. Der Applaus ebbt kaum ab. Doch nach einer Minute werden schon die Oberlichter im Saal wieder angemacht und ein Mitarbeiter entfernt die Mikrophone. Ein kurzer Blick auf die Uhr lässt uns sehr ungläubig feststellen: Gerade einmal läppische 55 Minuten haben uns NILE mit feinstem Death Metal ihrer ureigenen Prägung erfreut. Das kann doch nicht alles sein! Also wird weiter nach Zugaben gerufen. Doch das Warten ist vergebens. Zwei, drei Minuten später bauen die Bandmitglieder das Equipment ab und posieren noch am Bühnenrand mit einigen Fans. Aus die Maus! Nach 55 Minuten. Kaum zu fassen!!!
Was bleibt festzuhalten? NILE sind nicht nur Studio- sondern auch Live-Koryphäen. Das Colos-Saal haben die Musiker heute Abend im Sturm erobert. Dass im Endeffekt nur etwa 120 Zuschauer kamen ist sehr bedauerlich, hätten doch die US-Amerikaner ein größeres Publikum mehr als verdient gehabt. Aber was die Spielzeit angeht, so muss ich festhalten, dass diese mit 55 Minuten (und das bei der Hauptband!) ohne Wenn und Aber indiskutabel kurz ist. Das war eine Frechheit. Dass NILE keine Zugabe spielen, damit könnte ich leben. Warum musste dieses Vergnügen jedoch insgesamt so kurz sein?
[Martin Loga & Thorsten Seyfried]
Zeit für den Hauptact des Abends, auf den ich und mein Kumpel Thorsten uns beide freuen wie Bolle. Nach der Fixierung des Backdrops mit dem großen NILE-Logo blicken wir überrascht auf die Bühne. Und siehe da: Karl Sanders, Dallas Toler-Wade, George Kollias sowie Aushilfs-Bassist Chris Lollis sparen sich glatt die Roadies. Sie stimmen gelassen selbst ihre Instrumente und führen einen Soundcheck durch. Dabei ist es schon ein Vergnügen, miterleben zu können, wie sich Ausnahme-Schlagzeuger George Kollias lässig aufwärmt, indem er schnellste Blastbeats mit einer optischen Lässigkeit hämmert, als sei es die einfachste Sache der Welt. Nach etwa 20 Minuten Umbaupause fegen die mächtigen NILE nach den Klängen des Intros, das aus "Starship Troopers" stammt, wie ein Wüstensturm über die inwischen vielleicht 120 Fans hinweg. 'Kafir', der Opener des letzten Werkes "For Whom The Gods Detest", wird technisch geradezu beängstigend präzise dargeboten. Die Spielfreude der drei Bandmitglieder und auch des Tour-Bassisten Chris Lollis von LECHEROUS NOCTURNE ist nicht zu übersehen. Die Bedingungen sind trotz der scharf nach rechts gedrehten Ventilatoren im Colos-Saal zweifellos nicht die einfachsten, denn es ist tatsächlich schweineheiß und der Schweiß rinnt in Strömen. Klasse ist allerdings der sehr druckvolle Sound heute Abend, der massiv und klar um die Ohren fegt. Sogar die Lautstärke ist noch moderat, so dass ich - entgegen meiner sonstigen Konzertgewohnheiten - auch auf einen Gehörschutz verzichte. Ein Dank geht an dieser Stelle an den fitten Mann am Mischpult!
Die insgesamt vier Songs des aktuellen Outputs der US-Amerikaner werden von den Fans mit gleichem Enthusiasmus aufgenommen, wie Songs älteren Datums. Besonders 'Kafir' und das von weiten Teilen des Publikums fett mitgeshoutete '4th Arra Of Dagon' (klasse!) entfalten heute Abend exzellente Live-Qualitäten. Mit 'Ityphallic' kündigt Dallas Toler-Wade eines seiner persönlichen Lieblingsstücke an, und was die vier dann auf der Bühne darbieten, ist Weltklasse. Hier stimmt einfach alles! Für Abwechslung sorgen kurze Knüppler wie 'Papyrus...' und das von einigen Fans energisch eingeforderte 'Sarcophagus' von der "In Their Darkened Shrines"-Scheibe (2002). Die Spielzeit vergeht wie im Fluge und schwupps wird auch schon das legendäre 'Black Seeds Of Vengeance' angestimmt, bei dem Fans und auch die Protagonisten auf der Bühne alles geben. Unter begeistertem Applaus verlassen Karl Sanders und seine Truppe die Bühne. Der Applaus ebbt kaum ab. Doch nach einer Minute werden schon die Oberlichter im Saal wieder angemacht und ein Mitarbeiter entfernt die Mikrophone. Ein kurzer Blick auf die Uhr lässt uns sehr ungläubig feststellen: Gerade einmal läppische 55 Minuten haben uns NILE mit feinstem Death Metal ihrer ureigenen Prägung erfreut. Das kann doch nicht alles sein! Also wird weiter nach Zugaben gerufen. Doch das Warten ist vergebens. Zwei, drei Minuten später bauen die Bandmitglieder das Equipment ab und posieren noch am Bühnenrand mit einigen Fans. Aus die Maus! Nach 55 Minuten. Kaum zu fassen!!!
Was bleibt festzuhalten? NILE sind nicht nur Studio- sondern auch Live-Koryphäen. Das Colos-Saal haben die Musiker heute Abend im Sturm erobert. Dass im Endeffekt nur etwa 120 Zuschauer kamen ist sehr bedauerlich, hätten doch die US-Amerikaner ein größeres Publikum mehr als verdient gehabt. Aber was die Spielzeit angeht, so muss ich festhalten, dass diese mit 55 Minuten (und das bei der Hauptband!) ohne Wenn und Aber indiskutabel kurz ist. Das war eine Frechheit. Dass NILE keine Zugabe spielen, damit könnte ich leben. Warum musste dieses Vergnügen jedoch insgesamt so kurz sein?
Setlist:
Intro aus "Starship Troopers"
Kafir!
Sacrifice Unto Sebek
Hittite Dung Incantation
Serpent Headed Mask
Ithyphallic
Papyrus Containing The Spell To Preserve Its Possessor Against Attacks From He Who Is In The Water
4th Arra Of Dagon
Ithyphallic
Permitting The Noble Dead To Descend To The Underworld
Sarcophagus
Lashed To The Slave Stick
Black Seeds Of Vengeance
Bericht: Martin Loga & Thorsten Seyfried
Fotos: Martin Loga & Thorsten Seyfried
- Redakteur:
- Martin Loga