New Model Army - Berlin

17.11.2008 | 11:52

08.11.2008, Kesselhaus

Das Konzert von NEW MODEL ARMY am 08.11.2008 im Berliner Kesselhaus soll für die Fans das letzte in der Hauptstadt werden. Nicht, weil das Konzert nicht ein voller Erfolg ist, aber das Publikum will und will – verständlicherweise – noch viel mehr von den Briten hören.

Die Jungs von KLEINSTADTHELDEN eröffnen den Abend. Die deutschsprachige Emo-Punkrock-Band aus einer Kleinstadt bei Bremen war der Support der "Fuck Texas, Sing For Us Tour 2008" von NEW MODEL ARMY. Erst im Mai dieses Jahres veröffentlichten KLEINSTADTHELDEN ihre Debüt-CD "Resignation und Aufstehen". Einige Stücke wie 'Reise' präsentieren die 23- und 24-jährigen Studenten sogleich. Zwischen ihren Emo-Rock-Stücken werfen sie CDs in die Menge, über die sich wohl vor allem die jungen Mädels in den ersten Reihen besonders freuen.

Weiter hinten im Kesselhaus sammeln sich die NEW MODEL ARMY-Fans, die nur darauf warten, dass endlich die Briten die Bühne betreten. Dann kommt von den KLEINSTADTHELDEN endlich ein hoffnungsvoller Spruch: "Dafür versprechen wir jetzt, mit dem Emo-Scheiß Schluss zu machen." Rockig geht es weiter. Aber die Fans haben sich sicherlich auf eine andere Support-Band eingestellt als eine Emo-Band. Trotzdem legen sich die Jungs mächtig ins Zeug, und auch Sänger Simon Lam vertonte die Texte mit viel Kraft in seiner jungen Stimme. Dass es den Jungs Spaß macht, kann nicht bezweifelt werden, aber nach rund 40 Minuten ist ihr Auftritt vorbei.

Nach wenigen Minuten sind endlich die ersten Töne von NEW MODEL ARMY zu vernehmen. Mit dem Song '(Here Comes The) War' eröffnen die Jungs mit ihrer rockigen Musik die Show. Bereits nach wenigen Sekunden ist das Publikum in Schwung gekommen und gibt sich der Musik hin.

NEW MODEL ARMY zeigen in gewohnter Art und Weise viel Gefühl, Kraft und vor allem Lebensfreude. Nichts scheint sich verändert zu haben, bis auf die nun längeren Haare bei Sänger Justin Sullivan. Die folgenden Songs 'Nothing Dies Easy', 'Island' oder 'No Mirror' haben eine ähnliche positive Wirkung auf das Publikum wie bisher. Es herrscht eine tolle Atmosphäre unter den Fans und vor allem viel Bewegung. Aber die ist häufig auch bei Justin Sullivan und Gitarrist Marshall Gill zu sehen: Immer wieder gehen sie mit ihren Gitarren aufeinander zu und sehen sich fest in die Augen, ein Lächeln hier und da, und schwungvoll gehen sie wieder auseinander.

Nach weiteren Hits wie 'High' und 'Get Me Out' wird es dann mit 'Ocean' sehr gefühlvoll: Auf eine wunderbare Art haucht Sullivan jeder einzelnen Silbe Leben ein. Am liebsten möchte man sich zurücklehnen und nur genießen. Stillstand herrscht im Publikum deshalb aber nicht. Die einzelnen Gitarren-Riffs wirken wie eine schwungvolle Kraft, die jeden Einzelnen stets aufs Neue belebt. Man könnte meinen, dass jeder Ton durch die Adern der Fans fließt. Schließlich steigert sich alles, alles wird schneller und heftiger. Ein toller Song, und danach geht es rasant weiter: 'Purity', ebenfalls ein alter Hit, den wohl jeder mitsingen kann, wird gespielt. Bei so viel "Idealismus", den NEW MODEL ARMY mit ihren Songs verkörpern – oder ist es doch ihre Lebensfreude beim Spielen? –, ist es kein Wunder, dass die Fans immer mehr außer sich sind. Es folgen noch Songs wie 'Chosen', 'Vagabonds' und 'Wired' und zum Schluss 'WWTG'.

Ein toller Auftritt von NEW MODEL ARMY. Mit einem gebührenden Applaus bedankt sich das Publikum. Justin Sullivan hält sich die Hände an den Kopf. Es sieht so aus, als würde er so viel Applaus nicht als etwas Selbstverständliches ansehen und sich noch sehr darüber freuen.

Auch wenn die Jungs nun die Bühne verlassen, hören die Fans nicht auf zu klatschen, eher im Gegenteil: Der Jubelsturm hält an, und nach kurzer Zeit kommt die Band zurück. Zwei Lieder später resümiert Justin Sullivan die letzten Auftritte in Berlin: Sie spielten im Huxleys (zuletzt 2005), im Columbiaclub (zuletzt 2007) und nun hier im Kesselhaus. Doch welche Location sei die beste, fragt Sullivan. Für ihn ist es ganz klar: "just Berlin".

Zum Abschluss folgt 'Green And Grey'. Keine Frage, dass mit so einem Hit die Stimmung noch mal richtig steigt. Das war aber bereits ihre erste Zugabe. Wieder beginnen die Leute zu klatschen. Die Musik, die schon aus der Konserve kommt, scheint immer lauter zu werden. Trotzdem: Keiner will gehen. Das Klatschen und Rufen wird immer lauter.

NEW MODEL ARMY betreten zum dritten Mal an diesem Abend die Bühne - und das, obwohl sie fast dreißig Jahre im Musikbusiness und damit nicht mehr die Jüngsten sind. Ihr "Alter" merkt man ihnen definitiv nicht an. Bis zum Schluss strahlt die Band dieses positive Lebensgefühl und diese Kraft aus. In der zweiten Zugabe erklingen Songs wie '51st State' und '225'. Danach bedankt sich Justin Sullivan noch beim Publikum.

Zum Abschluss gibt es noch 'Innocence', bei dem ein großer Teil der Fans Zeilen wie "We scream" mitsingt. "Das nächste Mal spielen wir in Potsdam", sagt Justin Sullivan zum Abschied, und damit verlassen NEW MODEL ARMY die Bühne. Dann bis zum nächsten Gig in Potsdam!

Redakteur:
Franziska Böhl

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