Nightwish - The Imaginaerum Tour - Frankfurt-Höchst

27.05.2012 | 19:48

23.04.2012, Jahrhunderthalle

Verrucht und geheimnisvoll, Klassik True-Heavy- und Bombast-Metal vom Feinsten.

Ich gestehe, ich bin ziemlich gespannt auf diesen Abend: Drei vollkommen unterschiedliche Bands auf der Bühne, von denen ich eine schon einmal in einem relativ kleinen Club gesehen habe (BATTLE BEAST) und eine, deren Debut-CD ich rezensiert habe (EKLIPSE). Und dann natürlich NIGHTWISH, die ich leider früher - noch mit Tarja - nie live erleben konnte. Umso erwartungsvoller sehe ich dem Auftritt von Anette Olzon entgegen. Die detaillierten Verhaltensmaßregeln für den Aufenthalt im Fotograben beim Auftritt von NIGHTWISH machen auf jeden Fall schon einmal sehr neugierig.

Die vier Mädels von EKLIPSE haben die Ehre, den Opener zu geben und werden durchaus mit lautem Beifall empfangen. Sie machen in ihren geheimnisvoll-verruchten Outfits eine gute Figur und - um es gleich auf den Punkt zu bringen - ihr musikalisches Können kann auf jeden Fall überzeugen. Ich fand ja ihre CD schon sehr schön, aber live sind sie noch wesentlich besser! Obwohl man ihre Darbietung nun nicht gerade als Heavy Metal bezeichnen kann, sind sie alles andere als langweilig, auch wenn sie "nur" Coversongs spielen. Ob 'Wonderful Life', 'Paparazzi', oder 'Clocks', die Damen machen ihre Sache sehr gut und werden mit dem entsprechenden Beifall belohnt. Schonmal ein guter Einstieg für den Abend.

Viel umzubauen gibt es nicht und so stehen schon nach kurzer Zeit BATTLE BEAST, ebenfalls aus Finnland, auf der Bühne. Wie schon erwähnt habe ich diese Band in einem kleinen Club erlebt und sie haben mich dort schon beeindruckt. Aber ihr Auftritt auf einer "richtigen" Bühne hat mich fast umgehauen. Ganz große Klasse! Nitte Valo, die Sängerin, hat eine umwerfende Stimme. Ob tief, ob hoch, oder schreiend, einfach unglaublich! Das ist wahrhaftiger, reiner, geradliniger True-Metal, der einfach nur begeistert! Dabei wird sie tatkräftig von ihren Bandkollegen unterstützt und man sieht allen den Spaß an ihrem Auftritt an.
Aber auch in der Halle wird ihr Auftritt ausgiebig bejubelt und nach 'Show Me How To Die', dem letzten Song, wird lautstark nach einer Zugabe verlangt, die aber leider nicht kommt, weil der straffe Zeitplan das natürlich verhindert.

Die folgende Umbaupause dauert etwas länger und als wir dann in den Graben geführt werden, müssen wir ganz weit seitlich neben der Bühne warten, bis wir nach dem Intro und dem ersten Song zum Fotografieren vor die Bühne geführt werden. Leider dürfen wir den Anfang der Show nicht von draußen verfolgen. Das ist für uns alle unverständlich, aber wer versteht schon immer die Security. Immer, wenn sich einer der Fotografen mal kurz nach draußen "wagt", wird er sofort wieder zurückgepfiffen. Schade, so bleibt das Intro mit dem geheimnisvolen Wallevorhang für uns außen vor.

Nun ja, da NIGHTWISH mit einer spektakulären Pyroshow aufwartet, haben wir auch nur zwei Songs vor der Bühne Zeit. Die einzigen, bei denen keine Flammen züngeln. Danach müssen wir quasi fluchtartig den Graben verlassen. Aber das ist schon verständlich, denn die Finnen lassen es so richtig krachen. Überall züngeln riesige Flammensäulen nach oben, die Lightshow ist ebenfalls beeindruckend, zwischendurch regnet es Silberglitter und zum Schluss gibt es sogar ein Feuerwerk. Nicht schlecht. Auf der Bühne sieht es sehr utopisch aus, wenn man das Keyboard von Tuomas Holopainen betrachtet. Es ist von einer Art umgedrehten Orgelpfeifen umgeben, aus denen hin und wieder während des Auftritts Flammen schlagen.

Musikalisch bin ich ein bisschen zwiegespalten. Zugegebenermaßen mag ich Tarja sehr und habe mit Anette schon immer gewisse Probleme. Es ist nicht so, dass sie nicht singen kann, viele Lieder der beiden "neuen" CDs gefallen mir gut, besonders, weil sie ihr quasi auf die Stimmbänder geschrieben worden sind. Aber auf der Bühne fehlt mir irgendetwas. Wenn Marco Hietala loslegt, dann klingt das gewaltig und kraftvoll. Wenn Anette singt, klingt das eher nach kleinem Mädchen und ihr Outfit ist jetzt auch nicht gerade berauschend. Man sieht und hört schon, dass alle auf der Bühne Spaß haben und das Publikum ist begeistert von der Show und zeigt es der Band auch. Aber sobald ältere Stücke gespielt werden, bei denen ich Tarja im Ohr habe, zucke ich ein wenig zussammen. Songs wie 'Amaranth' oder Stücke aus dem neuen Album "Imaginaerum" sind kein Problem, das meistert Anette ziemlich gut. Aber 'Nemo' hätte sie definitiv lassen sollen.

Trotz dieser kleinen Unzulänglichkeiten ist die Show klasse und ich würde sofort wieder hingehen! NIGHTWISH ist einfach eine tolle, sympathische Band, die sogar für die Fotografen posiert und eine erstklassige Liveshow präsentiert. Das Publikum ist begeistert und selbst nach der letzten Zugabe, dem beeindruckenden Feuerwerk auf der Bühne und nachdem das Licht schon anging, haben einige Unentwegte immer noch "Zugabe" gerufen.

Redakteur:
Hannelore Hämmer

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